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Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
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perfekt
geschwungenen Brauen, seine strahlend blauen Augen und sein verlockender Mund.
Wie lustig es mit ihm war und wie absonderlich die Männer im ersten Moment auf
mich gewirkt hatten. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, Andreas bei seiner
Ankunft von den merkwürdigen Begebenheiten in der Disko zu berichten, aber er
versetzte mich und kam erst kurz vor Seminarbeginn. Er entschuldigte sich für
die Verspätung, ein Problem in der Firma hatte ihn aufgehalten. Ich mochte
Andreas, er war nett, konnte zuhören und wir hatten gemeinsam immer viel Spaß.
Für ihn war die Uni eine Freizeitbeschäftigung, so eine Art Hobby. Ernst nahm
er eigentlich ausschließlich den Job in der Firma seines Vaters. Auch wenn er
es mir bereits des Öfteren erklärt hatte, verstand ich nach wie vor nicht,
worin die Tätigkeit dieser Firma lag. Doch abermals zu fragen war mir peinlich.
Er war einer dieser Männer, die bei jeder Gelegenheit ein anderes Mädchen
hatten. Er hatte dunkelblonde, lockige Haare, blaue Augen und ein männliches
Kinn. Sein Aussehen hatte alles, was Frauen anspricht. Es war jedes Mal wieder
ein lustiges Erlebnis, mit Andreas den Saal zu betreten. Die anwesenden Mädchen
wurden hektisch, ihre Hände bewegten sich schnell, während sie Kleidung
zurechtrückten, Haare in Form brachten und Lipgloss auftrugen. Anfangs wurde es
mir übel genommen, die Frau an seiner Seite zu sein, aber inzwischen war
allgemein bekannt, dass unsere Beziehung rein platonisch war.
    Als ich am Dienstag die Glastüren zum Kinobereich öffnete, stürmte mir ein
kleines Mädchen entgegen und fragte aufgeregt, ob ich den aktuellen Kinderfilm
schon gesehen hätte. Ich kniete mich neben sie, um mit ihr auf gleicher Höhe zu
sein, und erwiderte, dass der Film bis jetzt allen Kindern gut gefallen hatte.
Ich stand wieder auf und mein Blick fiel auf das gegenüberliegende Restaurant.
Für einen Moment meinte ich, Michael dort an der Bar sitzen zu sehen, wurde
dann aber durch den Vater des Mädchens und unnötige Fragen anderer Kunden
abgelenkt. Als ich nach einer Weile wieder zur Bar blickte, konnte ich nur
einen kleinen fetten Mann ausmachen.
    Am Mittwoch hatte ich ein Seminar im Techno-Z, einem schrecklichen Gebäude. Das
Techno-Z war der Sitz der computerwissenschaftlichen Fakultät. Nach dem Seminar
erzählte ich Astrid, einer Studienkollegin mit der ich mich auch oft privat
traf, von meinen Erlebnissen im ‚Peris Night‘. Natürlich ließ ich all die
merkwürdigen Begebenheiten und Eindrücke aus. Astrid und ich hatten es uns zur
Gewohnheit gemacht, jeden Donnerstag gemeinsam ins Hallenbad zu gehen und über
dieses und jenes zu plaudern. Von meinen Berichten inspiriert, schlug sie vor,
diesen Donnerstag gemeinsam in den Europark zu fahren, um mir fürs Wochenende
etwas Schickes zu kaufen. Als wir am nächsten Tag beim Europark ankamen
bemerkte ich, dass man von der zugehörigen Bushaltestelle direkt zum ‚Peris
Night‘ sehen konnte.
    Wen wundert es? Ich musste sofort an Michael denken. Auf die von außen
nichtssagende Disko starrend, verlor ich kurz jegliches Zeitgefühl. Erst als
Astrid mich anstupste, wurde ich aus meiner Trance gerissen und wir betraten
gemeinsam das Einkaufszentrum. In einem der Schaufenster erblickte ich ein
wunderschönes, elegantes, dunkelgrünes Kleid. Obwohl mir klar war, dass ich mir
dieses Schmuckstück nicht leisten konnte, probierte ich es an, wenn auch nur
zum Spaß. Als ich mit dem Kleid aus der Kabine kam, sah ich Michael. Er stand
vor dem Geschäft und beobachtete mich selbstbewusst. Ich lenkte Astrids
Aufmerksamkeit in seine Richtung und flüsterte: "Der Große dort."
    Ich und Michael hatten den Bruchteil einer Sekunde Blickkontakt, bevor Astrid
fragte: "Wen meinst du? Da ist niemand."
    Durch ihre Antwort aus der Bahn geworfen, blickte ich sie verwirrt an und als
ich mich wieder Michael zuwenden wollte, war er verschwunden. Vielleicht hatte
mir mein Unterbewusstsein einen Streich gespielt. So oder so, ab diesem Moment
hatte ich ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Des Öfteren wandte ich mich
unvermittelt um, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Einmal hörte
ich, wie ein Papierkorb in einem der Seitengänge umgestoßen wurde. Ich machte
kehrt und inspizierte den besagten Gang. Er war leer. Mein kleiner Kontrollgang
machte Astrid misstrauisch und ich verzichtete auf weitere Exkursionen. Ich
mochte Astrid und genoss ihre Gesellschaft. Am meisten schätzte ich ihre
Ehrlichkeit.
    An diesem
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