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Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
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Salzburgs. Dieses Lokal am Rande
der Stadt hatte sogar einen eigenen VIP-Bereich, was mir lächerlich erschien.
Obwohl - ich musste gestehen, ich war neugierig, welche Voraussetzungen
erforderlich waren, um zur Salzburger Disko-VIP-Gesellschaft zu zählen.
    Inzwischen war es Nacht. Vor Mozarts Geburtshaus überkam mich ein euphorisches
Gefühl, also breitete ich die Arme aus, legte meinen Kopf in den Nacken und
drehte mich genussvoll im Kreis. "Sarah, ich bin froh, dass du da
bist."
    Ich hatte genügend Freunde und Studienkollegen um nicht einsam zu sein, aber
Sarah war etwas ganz Besonderes.
    Von der Bushaltestelle beim Europark, dem größten Shopping-Center Salzburgs,
waren es nur ein paar Minuten bis zur Disko. Von außen war es ein unscheinbares
Gebäude. Das einzige das verriet, dass es sich um eine Disko handelte, waren
die azurblaue Aufschrift "Peris Night" und die Menschen, die davor
standen und auf Einlass warteten.
    Die Disko war bereits überfüllt, die Musik war zu laut und es gab dieses für
Diskos übliche dumpfe Licht. Im Unterschied zu anderen Tanzlokalen schimmerte
es in einem leichten Blauton. Den uns umgebenden Natursteinwänden, aus deren
Ritzen und Spalten Blumen wuchsen, entsprang ein in einem kräftigen Türkis
beleuchteter Wasserfall. Auf dessen linken Seite war er, der begehrte
VIP-Bereichseingang, bewacht von einem großen, düster in die Menschenmasse
starrenden, muskulösen Mann.
    Sarah gestand, dass es ihr gefallen würde in diesen Teil der Disko eingeladen
zu werden. Warum war ich nicht überrascht?
    Nach etwa einer Stunde entschuldigte ich mich, um die Toilette aufzusuchen. Ich
warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Meine langen, von Natur aus blonden
Haare mit Strähnen von hell- bis dunkelblond und ihrem leichten Rotstich fielen
locker über meine grüne Bluse. Ich mochte diese Bluse, denn sie brachte meine
blauen Augen zur Geltung. Um meinen natürlichen Schmollmund zu betonen, trug
ich einen dezent rosa schimmernden Lippenstift. Obwohl ich nicht gerade dürr
war, war meine Figur stimmig. Bei meiner Rückkehr sprach Sarah gerade mit zwei
Männern. Als ich die beiden von weitem genauer betrachtete, machte sich ein ungutes
Gefühl in meiner Bauchgegend breit. Irgendetwas an ihnen alarmierte mich.
Obwohl sie niveauvoll und mehr als gut aussahen, hatten sie etwas sehr Befremdendes,
Störendes an sich. Jede Faser meines Körpers befahl mir zu rennen. Ich
unterdrückte den Wunsch zur Flucht, sammelte meinen Mut, ging so selbstbewusst
wie möglich auf die drei zu und als ich ihnen gegenüberstand, stellte ich mich
höflich vor. "Hallo, mein Name ist Melanie."
    Um meine Unsicherheit zu überspielen, grinste ich meine Freundin neckisch an
und sagte: "Man kann dich wirklich keine Minute alleine lassen."
    Ihre Antwort war ein gespielt schockierter Gesichtsausdruck. Die beiden Männer
begutachteten mich unterdessen. Begutachten war das richtige Wort, um ihre
musternden Blicke zu beschreiben. Man hätte glauben können ich sei ein
Rennpferd, das von den Wettenden vor dem Rennen bewertet wird. Als sie mit
ihrer unhöflichen Evaluierung fertig waren, warfen sie sich gegenseitig einen
schnellen Blick zu. Dieser verriet, dass ihnen gefiel, was sie sahen. Der
Kleinere lächelte mich an und dieses Lächeln war so charmant und freundlich, es
hätte keine Frau kalt gelassen. Mit einer mehr als sympathischen Stimme sagte
er: "Hallo, ich heiße Philippe und das ist mein Freund Alessandro."
    Vielleicht hatte ich mir ihre vorhergehende offensive Musterung nur
eingebildet. Philippe wandte sich mir zu.
    "Deine Freundin hat gerade zugestimmt, mit an unseren Tisch zu kommen,
möchtest du uns ebenfalls begleiten?"
    Was sollte ich denn sonst tun, meine Freundin, die nur mir zuliebe nach
Salzburg gekommen war, alleine lassen? Kurz und schmerzlos antwortete ich:
"Warum nicht?"
    Der größere, Alessandro, deutete uns mit einer Handbewegung mitzukommen und
ging voran. Sarah stupste mich an und flüsterte: "Die beiden sind so süß,
ich war mir sicher, du bist einverstanden."
    Ich nickte zustimmend und sah über meine Schulter nach hinten. Philippe
lächelte, hatte er uns gehört? Nein, das war praktisch unmöglich. Alessandro
führte uns in den VIP-Bereich und Sarah strahlte vor Freude. Ich persönlich war
mir nicht sicher, ob ich mich über diese Entwicklung freuen sollte. In diesem
Bereich zu sitzen bedeutete, dass jeder neugierig war, wer man ist. Außerdem
glaubten unsere Begleiter sicher, wir wären begeistert,
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