Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terakon

Terakon

Titel: Terakon
Autoren: Eva Maria Klima
Vom Netzwerk:
können."
    Dann stand er auf, verdrängte Phillipe schonungslos von seinem Platz neben mir,
legte lässig den Arm um meine Schultern und zwinkerte mir zu. "Also keine
Angst, ich beschütze dich."
    Verwirrt, überfordert, aber auch erfreut durch seine plötzliche Aufmerksamkeit,
entfernte ich mich von ihm und wich seinem Blick aus. Später überkam mich das
Bedürfnis zu tanzen. Sarah und die anderen hatten keine Lust. Ich ließ mich
dadurch nicht abhalten, sprang auf, nahm noch einen großen Schluck von meinem
Cocktail und ging selbstbewusst aus dem VIP-Bereich zur Tanzfläche. Diese war
schon etwas überfüllt. Ich hatte gerade erst angefangen mich langsam zur Musik
zu bewegen, als mir bereits der erste Betrunkene Gesellschaft leisten wollte.
Ich wies ihn dezent und wie ich hoffte, nicht verletzend zurück und entfernte
mich ein wenig von ihm. Erneut begann ich mich glücklich und freudestrahlend im
Rhythmus der Musik zu bewegen. Als der Trunkenbold seinen verschwitzten Arm um
meine Taille legte und mich zu sich ziehen wollte, wurde ich wütend, drehte
mich schnell aus seiner Umarmung und sagte unmissverständlich, er sollte mich
gefälligst in Ruhe lassen. Einer seiner Kumpel hatte uns beobachtet. Er kam zu
uns und entschuldigte sich für seinen Kollegen. Auch er war betrunken und seine
Gesellschaft nicht minder störend.
    Mir war die Lust am Tanzen vergangen. Auf dem Weg zurück zum Tisch entdeckte
ich Michael. Er hatte sich lässig mit verschränkten Armen gegen einen der
Bäume, die den VIP-Bereichseingang darstellen, gelehnt und beobachtete mich
selbstbewusst und ungeniert.
    Als ich an ihm vorbei ging, machte er einen Schritt auf mich zu. "Lange
hast du ja nicht getanzt", und folgte mir zum Tisch.
    Ich drehte mich noch einmal um und sah, wie die beiden Besoffenen vom Türsteher
hinaus geleitet wurden. Auch die anderen stellten fest, dass ich nicht lange
weg gewesen war. Einzugestehen, dass mir ein paar Betrunkene den Spaß am Tanzen
verdorben hatten, war mir peinlich. Daher entschloss ich mich einfach dazu,
nichts zu sagen und zu warten, bis der Moment vorüber war. Aber auf Michael war
Verlass. "Ein paar Betrunkene haben sie auf der Tanzfläche belästigt, also
hat sie sich auf den Rückweg gemacht."
    Alle am Tisch beäugten mich und ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht
schoss. Sarah, die inzwischen auf Alessandros Schoß saß, rettete mich, indem
sie das Wort ergriff und die Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
    "Da hatten wir ja noch einmal Glück, ansonsten hätten wir sie heute nicht
mehr gesehen. Wenn sie einmal zu tanzen beginnt, hört sie nicht mehr auf."
    Alessandro und Sarah saßen neben Philippe auf der Bank. Philippe warf Alessandro
einen kurzen Blick zu, woraufhin dieser mit Sarah aufstand und mir neben seinem
Freund Platz machte. Es war eindeutig, Philippe wollte neben mir sitzen. Womit
keiner rechnete: Michael, der die Intrige im Hintergrund ebenfalls beobachtet
hatte, setzte sich flink auf die für mich bestimmte Sitzfläche. Ich weiß, es
war unhöflich, aber ich konnte mir ein kurzes lautes Lachen nicht verkneifen,
zu köstlich war Philippes Blick. Michael war wohl nicht der Sitznachbar, den er
sich gewünscht hatte. Ich setzte mich neben Michael, der einen gespielt
unschuldigen Gesichtsausdruck machte. Stefan war die kleine Episode nicht
entgangen und er wirkte, im Gegensatz zu Philippe, über Michaels plötzliches
Interesse an mir erfreut. Kurz später steckten Michael und Philippe die Köpfe
zusammen und unterhielten sich. Sie schienen überzeugt, dass sie keiner am
Tisch verstehen konnte. In diesem Bereich war die Musik weniger störend und wir
saßen dicht aneinander. Sie nicht zu hören, war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Philippe sagte zu Michael: "He, ich habe sie entdeckt, sie gehört
mir!"
    "Sie will dich nicht, sie ist nicht an dir interessiert und sie wird heute
sicher nicht mit dir schlafen. Woher nimmst du also den Erstanspruch? Ich muss
zugeben, sie hat etwas", erwiderte Michael.
    Verdutzt, dass sie neben mir so offen miteinander sprachen, dachte ich
amüsiert, na ja, wenn sich meine Cocktails weiterhin von selbst erneuern,
garantiere ich für nichts. Immer, wenn ich ein Glas geleert hatte, stellte mir
eine Kellnerin sofort ein neues hin.
    "Michael, ich bin nicht blöd, aber mit ein bisschen Magie ist alles
möglich. Komm sieh mich nicht so an."
    "Sieh dir die anderen Frauen doch an. Sie sind so begeistert, die
Aufmerksamkeit von VIPs erregt zu haben, dass sie sicher eine Menge
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher