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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Es könnte helfen, die Augen zu schließen und zu warten, bis du deine physischen Augen wieder öffnest. Dadurch erscheint der Übergang weniger abrupt.«
    Slap schloss die Augen und wartete.
    Er fühlte sich für einen Moment ein klein wenig schwindelig, ansonsten verspürte er keinerlei Unwohlsein.
    Er wartete ab, wollte sichergehen, dass der Transfer vollzogen worden war, und hörte dann Lobans Stimme.
    »Du kannst die Augen öffnen. Du sitzt jetzt woanders.«
    Slap tat es und sah sich um. Die Station. Er saß drei Meter von dem Platz entfernt, auf dem er eben noch in der virtuellen Entsprechung dieses Ortes gesessen hatte. Loban stand da, sah genauso aus wie eben, nur Mirinda fehlte, da sie keine physische Gestalt hatte und bis auf Weiteres nicht haben durfte, zumindest nicht hier im Allianzsystem.
    Er tastete vorsichtig seinen nunmehr tatsächlich existierenden Körper ab. Es fühlte sich nicht anders an als im Virtuum.
    »Woran erkenne ich, dass dies hier die reale Welt ist?«, fragte er Loban.
    »Versuche einmal, dich ohne Hilfsmittel zurück ins Virtuum zu versetzen – oder in den Tentakeltraum.«
    Slap holte Luft, konzentrierte sich, fokussierte seinen Willen – und nichts geschah.
    »Hier sind deine besonderen Fähigkeiten begrenzt«, erklärte Loban. »Du musst die Anlage benutzen und eine Schnittstelle aktivieren, um ins Virtuum zurückzukehren. Es geht nicht mehr so einfach.«
    »Ah.«
    Slap fühlte sich dadurch ein wenig in seiner Freiheit beschnitten. Mit einem Mal erschien ihm seine physische Existenz … unbeholfen. Nicht vollwertig. Etwas minderwertig.
    Loban schien seine Gedanken zu erraten. »Sobald es geht, kannst du ins Virtuum zurückkehren. Du kannst dabei selbst entscheiden, ob du deinen neuen Körper behalten oder ihn wieder aufgeben möchtest. Wir können bei Bedarf jederzeit einen neuen erschaffen, andererseits neigen wir nicht zu Ressourcenverschwendung. Letztlich bleibt es aber dir überlassen. Du wirst von uns zu nichts gezwungen.«
    »Es ist in Ordnung«, meinte Slap und beendete seine Selbstbefummelung. Er spürte, dass er die Müdigkeit aus seinem Abenteuer im Tentakeltraum in seinen physischen Körper mitgenommen hatte. Er hatte auch im Virtuum geschlafen – sein Bewusstsein benötigte Ruhe, ob nun in biologischen oder elektronischen Synapsen manifestiert – und spürte dieses Bedürfnis jetzt etwas stärker, direkter und intensiver als vorher. Das war für ihn ein wichtiger Hinweis darauf, dass er in der Tat jetzt wieder ein richtiger Mensch war.
    »Was ist das für ein Körper?«
    »Ein exaktes Abbild deines alten, mit ein paar Verbesserungen.«
    »Welcher Art sind diese Verbesserungen?«
    »Der Körper ist absolut gesund. Die Konsequenzen, die der Genuss diverser Substanzen in deinem alten Körper hinterlassen hatte, sind ausradiert. Dein Immunsystem ist gestärkt und wir haben deine generelle Konstitution verbessert. Stärkere Knochen etwa. Die Muskelkraft wurde um 15 Prozent erhöht, obgleich man dir das von außen nicht ansieht. Wir haben auf die Verbesserung ästhetischer Aspekte verzichtet, da wir uns nicht sicher waren, welche Bereiche da für dich wichtig waren. Aber wir können hier nachträglich tätig werden, wenn du bestimmte Wünsche äußerst.«
    »Ich denke, es ist so in Ordnung. Ich war nie der Schönste, bin aber eigentlich immer ganz zufrieden mit mir gewesen.«
    »Es ist auch in dem Punkt deine Entscheidung.«
    »Dann lassen wir es so.«
    Slap dachte kurz daran, sollte Mirinda wieder inkarniert werden dürfen, gewisse andere Eigenschaften seines Körpers zu verbessern. Es hieß zwar, es käme nicht auf die Größe an, aber er war zutiefst davon überzeugt, dass das eine tröstende Aussage für all jene Männer war, die etwas zu bescheiden ausgestattet waren – und dass auch Frauen im Grunde diese Auffassung keinesfalls teilten. Etwas mehr ging immer, fand Slap.
    Er würde seine Wünsche zu gegebener Zeit äußern.
    »Wenn du mir jetzt folgen willst? Wir begeben uns zur Aufnahmestation. Der Ort ist dir bekannt. Dort wurdest du anfangs auch untergebracht.«
    Slap ergab sich in sein Schicksal und wappnete sich, zu Gestalten nett zu sein, die er im Grunde seines Herzens verachtete. Er gemahnte sich, diese Verachtung nicht auf die Familien der Privilegierten zu übertragen. Vor allem die Kinder konnten nichts dafür, dass Mami oder Papi mächtig genug waren, ein Ticket für die Flucht zu lösen. Slap atmete tief ein.
    »In Ordnung.«
    Loban sah ihn forschend
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