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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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aber irgendwie … gehörten sie dazu.
    Gehörte er noch dazu? Wirklich?
    Slap war sich nicht sicher.
    Er wäre beinahe in einen leichten Schlummer verfallen, was angesichts der Koffeinmenge schon einiges über seine Müdigkeit aussagte, die nicht körperlicher Natur sein konnte. Sein Körper war der eines Neugeborenen und die Geburt war nicht sonderlich anstrengend gewesen, doch sein Bewusstsein sehnte sich wohl nach einer Auszeit. Irgendwann aber ertönte ein elektronischer Gong und Banks wachte aus seiner stillen Wache auf.
    »Sie sind da.«
    Slap öffnete die Augen, blinzelte. Aus einer Tür kam eine kleine Entourage an Aliens gewandert, ohne Zweifel das Ratsmitglied samt Begleitung. Die Xenopsychologen hatten in ihrer Weisheit auf das Erscheinen solcher verzichtet, die allzu sehr Mistkäfern ähnelten, und stattdessen einigermaßen humanoide Formen bevorzugt. So wirkte das Begrüßungskomitee vielleicht ein wenig exotisch, aber zumindest entfernt vertraut.
    Slap erhob sich. Das Ratsmitglied, erkennbar an einer Schärpe, kam auf ihn zu. Von seiner Größe einmal abgesehen – er reichte Slap nur bis zu den Schultern – war er fast wie ein Mensch von der Erde. Seine Haut hatte einen leicht bläulichen Schimmer, daher sah er ein wenig so aus, als leide er unter akuter Atemnot.
    »Mein Name ist Dioklet. Sie sind der Terraner Slap?«
    »Der bin ich.«
    »Tolle Vorstellung, die Sie sich da mit Tansh geliefert hatten. Wir waren alle gehörig beeindruckt.«
    »Danke.«
    »Ich bin auf Ihrer Seite. Ich habe gehört, dass es interessante Neuigkeiten gibt?«
    Slap begann, sich für Dioklet zu erwärmen. Der Mann kam schnell zur Sache und schien ernsthaft interessiert.
    »Sehr interessante, Ratsherr. Ich glaube, dass ein Briefing vereinbart wurde.«
    »Ich habe es auf dem Terminplan gesehen. Ich freue mich darauf.« Dioklet ließ den Blick seiner beiden an kurzen Stummeln aus dem Gesicht ragenden Augen schweifen – was ihm möglich war, ohne den Kopf großartig zu bewegen.
    »Ihre Artgenossen verlassen die Kapsel. Ich sage ein paar einleitende Worte und überlasse dann Ihnen das Feld. Wir sollten das nicht endlos in die Länge ziehen.«
    Das war ganz in Slaps Interesse.
    Sie stellten sich in Positur und beobachteten, wie die Tür zum Hangar sich schließlich öffnete.
    Einige Männer in Uniform traten hervor, alle mit einem etwas misstrauischen Ausdruck in ihren Gesichtern. Als sie nicht von waffenstarrenden Alien-Marines, sondern nur von einem Haufen Bürokraten sowie einem Buffet erwartet wurden, entspannten sich ihre Mienen sichtlich. Nichts trug zum allgemeinen Wohlbefinden bei wie ein Buffet, insbesondere wenn man möglichst weit vorne in der Reihe stand.
    Die Leute kamen herein, fühlten sich durch die entspannte Haltung ihrer Vorhut ermutigt, und der Empfangsbereich füllte sich langsam. Rund 280 Flüchtlinge waren schließlich anwesend, alles Erwachsene, aber nicht alle in Uniform. Slap fühlte, wie ihn Blicke trafen, doch niemand schien ihn zu erkennen, was ihm nur recht war. Er stand neben Dioklet und einigen seiner Mitarbeiter auf einem kleinen Podest, das man errichtet hatte. Der Ratsherr hatte irgendwann um Ruhe gebeten und mit einer wohlformulierten Ansprache begonnen, die in der Tat recht kurz gehalten war. Nicht mehr als eine allgemeine Begrüßung und ein Ausdruck des Mitgefühls für das harte Schicksal ihrer Heimat, ein herzliches Willkommen und die Zusicherung aller möglichen Unterstützung. Einfache Worte, mit genau der richtigen Dosis Pathos, aber weder zu viel noch zu lang.
    Und das bedeutete, das Slap schneller an der Reihe war als erwartet. Im Gegensatz zu Dioklet hatte er keine wohlfeile Rede vorbereitet. Seit seinem Auftritt vor dem Rat war er allerdings nicht mehr ganz so unbeholfen und ängstlich, was öffentliche Ansprachen anbetraf, und hier ging es glücklicherweise nicht gleich um die Zukunft der Galaxis, sondern nur darum, die Nerven zu beruhigen. Da die ersten seiner Zuhörer mittlerweile interessierte Blicke auf das Essen warfen und einige besonders Hungrige sich bereits in eine strategisch günstige Position brachten – offenbar ältere Offiziere, deren militärische Erfahrung vorrangig mit Buffetschlachten zu tun gehabt hatte – beschloss er, sich ebenfalls möglichst kurzzufassen.
    Er begrüßte alle knapp, stellte sich vor – plötzlich hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller, darunter ein Haufen Leute mit misstrauisch dreinblickenden Gesichtern – und sagte dann nur noch
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