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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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kalten Schauer seinen Rücken entlangfahren ließ.
    Er schaute sich um und sein Blick fiel auf einen hageren, älteren Offizier mit den Rangabzeichen eines Admirals, den er nie zuvor gesehen hatte und der ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Irritation ansah. Slap reckte sich, stellte den Teller in seiner Hand ab und wandte sich dem Mann zu. Er würde einer Konfrontation ausweichen, das war er den Gastgebern schuldig, aber er musste sich keinesfalls beleidigen lassen, und jetzt hing etwas mehr in der Luft als nur eine Ehrverletzung. Der Mann öffnete und schloss seine Fäuste, dann machte er einen Schritt auf Slap zu. Niemand sonst schien die sich anbahnende Auseinandersetzung zu bemerken, außer Banks vielleicht. Doch noch verhielt sich die Drohne völlig passiv.
    »Kennen Sie mich?«, fragte der Admiral nun und seine Stimme war schwanger von mühsam beherrschter Wut.
    Slap schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Sie scheinen mich zu kennen.«
    Ein weiterer Schritt.
    »Ich war mir zunächst nicht sicher. Aber ich erinnere mich nun. Sie sind es.«
    »Ich bin wer?«
    »Der Abschaum, der meiner Tochter das angetan hat!«
    Slap starrte den Mann an und konnte seine umfassende Verwirrung nicht verhehlen. Worum ging es hier? Was für eine Tochter? Slap konnte sich nicht entsinnen, jemals irgendeiner Frau irgendwas »angetan« zu haben! »Ich weiß leider nicht, wovon Sie reden.«
    Der Mann nickte. »Nur weil Sie nicht wissen, wer ich bin. Ich bin Admiral Estevez, ehemals kommandierender Offizier des Militärsicherheitsdienstes auf dem Mars. Estevez. Der Name sagt Ihnen doch sicher etwas.«
    Slap nickte langsam, nun selbst bemüht, plötzlich aufbrandende Gefühle unter Kontrolle zu halten. Gefühle wie Hass und Erniedrigung und das Verlangen nach Vergeltung. Estevez, die Offizierin, die ihn auf seinem Flug zum Mars vergewaltigt hatte, wie sie es mit vielen anderen Rekruten tat, vor allem neuen Controllern, nicht zuletzt aus Frustration darüber, dass sie selbst an der Eignungsprüfung für diese Elite der Tentakelwacht gescheitert war. Slap hatte sich dann gewehrt und einige ihrer Schergen umgebracht – doch ehe etwas gegen seine Tat in die Wege geleitet werden konnte, war er zu einer geheimen Mission zum Jupiter versetzt worden, die ihm schließlich …
    Die ihm Tod und Wiederauferstehung gebracht hatte.
    Was aus der Tochter des Admirals geworden war, hatte er nie erfahren – aber die Reaktion des Vaters wies darauf hin, dass etwas passiert war, was Slap große Freude und Genugtuung bereiten würde.
    Er versuchte, nicht allzu erwartungsvoll dreinzublicken, als er den Mann ansah, und erwiderte: »Ich erinnere mich an Ihre Tochter, Admiral, und an das, was sie mir angetan hat. Darf ich fragen, was aus ihr geworden ist?«
    Den ersten Teil seiner Äußerung ignorierte Estevez, aber auf die Frage antwortete er sofort, und das Flackern in seinen Augen gefiel Slap ganz und gar nicht.
    »Nachdem Sie auf dem Schiff ein Gemetzel angestellt haben, wurde die Militärpolizei gerufen. Es gab Ermittlungen. Offenbar wollte jemand ein Exempel statuieren. Meine Tochter wurde verurteilt. Zum Tode.«
    »Ah so.« Slap versuchte, seine Zufriedenheit über diese Entwicklung nicht allzu deutlich zu zeigen. Er war damit höchst einverstanden.
    »Auf dem Wege zur Erde wurde ihr Transporter von den Tentakeln angegriffen«, fuhr der Vater fort. »Sie starb in ihrer Zelle, gefesselt, einen ehrlosen Tod.«
    Damit, so fand Slap, hatte sie exakt das Ende gefunden, das zu einem ehrlosen Leben gehörte.
    Estevez kam noch einen Schritt näher und Slap spürte, dass der Mann jetzt den notwendigen Sicherheitsabstand verletzte.
    »Sie sind dafür verantwortlich!«, zischte der Admiral und aus seiner Stimme klang nun offen der Hass.
    »Ihre Tochter hat ihre Machtstellung auf unerträgliche Weise missbraucht, unter anderem mir gegenüber«, erwiderte Slap kühl.
    »Das sind Gerüchte und Unterstellungen, mit denen man mir Schaden zufügen wollte. Für wen in der Militärhierarchie haben Sie gearbeitet? Wer hat Sie beauftragt, meine Tochter dermaßen in Misskredit zu bringen?«
    »Niemand. Das war nicht nötig. Sie hat sich selbst so umfassend geschadet, wie ein Mensch das nur tun kann.«
    »Das ist eine Lüge! Sie hätte so etwas niemals getan!«
    »Es tut mir leid, aber es ist die Wahrheit.«
    »Niemals! Sie lügen! Sie waren Teil einer Verschwörung, die meine Tochter benutzt hat, um gegen mich zu punkten! Sie sollte jetzt hier bei mir sein, anstatt … Sie
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