Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
beobachtete jetzt weiter das Rathaus. Überall stieg dunkler Rauch auf. Leon zog die Atemschutzmaske aus einer Tasche. Die der Infanterie war mit einem kleinen Druckbehälter verbunden, der ein Sauerstoffgemisch enthielt, seine eigene (wie die aller Kämpfer der zweiten Welle) nur mit einem Filter versehen. Er hoffte, dass dies ausreichend sein würde.
    Dann kam das vereinbarte Signal. Leon schaltete jeden überflüssigen Gedanken aus, sprang auf, hüpfte über den Stahlträger, die Jackhammer in Vorhalte, und stürmte davon. Dicke, schwarze Rauchwolken brodelten in den Himmel und es wurde immer heißer, je näher er dem Rathaus kam. Er blickte kurz um sich und sah, wie weitere Kämpfer der zweiten Welle über den Platz rannten. Hin und wieder klackerte eine Spore auf den Asphalt, aber kaum jemand wurde getroffen. Die Tentakel waren offenbar damit beschäftigt, das Innere ihres Stützpunktes zu verteidigen oder qualvoll zu verbrennen.
    Stolpernd erreichte Leon mit einigen anderen Kämpfern das Rathaus. Überall lagen Leichen, Tentakel wie auch Infanteristen. Er kämpfte sich nach vorne, die Sicht wurde immer schlechter. Sein Operationsgebiet war ein Annexgebäude zum Rathaus, eine Verwaltungsstelle, die nach ihren Erkenntnissen zum Gewächshaus umgebaut worden war. Die Gänge wirkten verlassen, die Kämpfe hatten sich von hier fortbewegt. Leon und die Männer und Frauen, die ihm folgten, konnten unbehelligt zum Annex vordringen. Erste, schwache Gegenwehr machte sich bemerkbar, als zwei schon sichtlich angeschlagene und etwas desorientiert wirkende Tentakelkrieger sich ihnen in den Weg stellten. Leons Jackhammer bellte kurz auf, zwei Feuerstöße aus nächster Nähe zerfetzten die Haut der Tentakel und legten die halb pflanzlich wirkenden, halb Organen gleichenden Innereien frei. Die Tentakelkrieger torkelten und feuerten ihre Sporen ungezielt in alle Richtungen. Zwei weitere Kämpfer ließen die Schrotflinten sprechen und zerschredderten die Aliens zu Gemüseklein.
    »Weiter!«, stieß Leon keuchend hervor. Er merkte, dass viele Leute seines Zuges sich bei ihm eingefunden hatten, und er erkannte zu seiner Erleichterung, dass auch Carla es unbeschadet bis hierher geschafft hatte.
    Augenblicke später standen sie vor einer massiven Stahltür, die vorher sicher nicht hier gewesen war.
    Leon winkte nach hinten. Man verstand seinen wortlosen Befehl. Einer aus dem Zug hatte sich bei den Kämpfen befehlsgemäß zurückgehalten – er trug einen Rucksack mit Sprengstoff bei sich und heftete nun Thermitladungen neben die Stahltür an die Betonwände. Die Tür selbst würden sie damit nicht bezwingen können, aber die Wände daneben waren leicht zu vernichten. Der Mischung aus großer Hitze und kinetischer Energie konnte der normale Baubeton nicht dauerhaft widerstehen.
    Der Mann machte ein Zeichen. Alle zogen sich etwas zurück, nach allen Seiten sichernd. Böse Überraschungen konnte es immer geben. Dann zündete der Sprengstoff und in einer hellen Stichflamme fraß sich das Thermit durch die Wände, sprengte Betonreste zur Seite und erzeugte eine massive Hitzewelle. Allen stand der Schweiß auf der Stirn.
    Dann klärte sich der Blick. Von den Mauern links und rechts der Tür, die einsam und glühend in der Mitte stand, war nur noch Schlacke übrig. Dahinter hatte die Hitzewelle grausam gewütet. Als Leon sah, was geschehen war, musste er sich übergeben. Er öffnete rasch seinen Helm und ergoss sich mit heftigen Krampten auf den Boden vor ihm. Dann wischte er sich stöhnend den Mund ab.
    Die zahlreichen Menschenleichen, die teilweise zerkocht, teilweise verbrannt auf der anderen Seite der Mauer zu sehen waren, hatten alle geöffnete Schädel, in denen Tentakelsetzlinge steckten. Die Setzlinge hatte es auch erwischt, sie waren mit der Gehirnmasse zu einer Masse verschmolzen. Hinter den Leichen saßen weitere Menschen, von der Hitze nicht ganz so zugerichtet, in den Setzlingstühlen. Einige lebten sogar noch, völlig willenlos und betäubt, ebenfalls mit Setzlingen in ihren offenen Schädeln, blicklos vor sich hinstarrend. Zwei tote Gärtnertentakel lagen auf dem Boden, ein dritter wuselte im Hintergrund des Raumes hin und her, offenbar ratlos, wie er seine Zucht jetzt noch vor dem Tode bewahren konnte.
    Das konnte er nicht.
    Ohne jeden Befehl ruckten die Läufe der Jackhammer nach oben. Sie alle wussten, was jetzt zu tun war. Barmherzigkeit war einfach und schnell zu erreichen, und es gab dazu nicht einmal eine Alternative.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher