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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
Autoren: Dirk van den Boom
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bereits. Tooma und Li bekamen sich selbst erwärmende Feldrationen gereicht. Nach Tagen, in denen sie sich von wenig anderem als Konzentratnahrung, Wildfrüchten und hin und wieder einem zähen Wildbraten ernährt hatten, war auch das etwas gummiartige, seit zwölf Jahren konservierte Proteinsteak aus dem Zuchttank ein Festessen. Zumindest kam es dem relativ nahe.
    »Sie waren erfolgreich«, stellte Dolcan mehr fest als er fragte. Li schilderte den Verlauf der Mission grob aus seiner Sichtweise, mit kurzen Ergänzungen Rahels. Der Veteran war ein weitaus talentierterer Geschichtenerzähler als sie, und so vergab sie ihm auch die eine oder andere effektvolle Ausschmückung, die möglicherweise nicht ganz der Wahrheit verpflichtet war. Alle hörten gebannt zu und die tiefe Befriedigung auf den Gesichtern aller Zuhörer zeigte, dass diese Aktionen nicht nur ein Zeichen des Widerstands gegen die Invasoren setzten, sondern auch von ganz wesentlicher Bedeutung für die Moral der Flüchtlinge war.
    »Was tun wir als nächstes?«, fragte schließlich Intendant Kavaczek, der ältere, rundliche ehemalige Chef der Polizeistation auf der Dschungelebene. Alle Blicke richteten sich auf Rahel. Sie war der Marechal.
    »Zwei Tage Rast. Dann gehen Li und Sie auf die Suche nach Container 5 zur Auffrischung unserer Vorräte.« Sie hatten die auf der Dschungelebene versteckten Kisten mit allen Arten von Vorräten durchnummeriert. Wenn sie bei Container 5 ankamen, gab es noch drei weitere in Reichweite einer Tagesreise zu Fuß durch den Dschungel. Die Vorräte gingen zur Neige und der Wald produzierte mehr und mehr ihrer notwendigen Lebensmittel. Zum Glück mangelte es nicht an Werkzeug, Waffen und, bis zu einer gewissen Grenze, Munition. Es gab erfahrene Jäger, Fallensteller und Sammler unter ihnen, gerade bei den Jugendlichen. Sie würden nicht verhungern, aber sie mussten nach und nach immer mehr Güter des täglichen Bedarfs ersetzen. Eines Tages würde der Verschleiß ihrer Ausrüstung bis zu einem Punkt fortgeschritten sein, dass keine Reparatur mehr möglich war. Vor diesem Zeitpunkt hatte Rahel deutlich mehr Angst als vor dem nahenden Winter.
    »Und danach? Wenn wir Container 5 geborgen haben, was dann?«, wollte Johan wissen.
    »Das überlege ich mir in der Zwischenzeit«, erwiderte Tooma. »Ganz sicher werden wir uns auch ein neues Ziel suchen.«
    Alle wirkten zufrieden. Ihr Horizont reichte nicht so weit. Nur Li warf Tooma einen besorgten Blick zu. Er wusste, dass ihre Aussichten nicht gut waren. Angesichts des jungen Alters der meisten Flüchtlinge war diese Erkenntnis besonders bitter.
    Rahel verdrängte den Gedanken fürs Erste. Seit der fatalen Tragödie in der Bergfestung, die alle anderen Erwachsenen ihrer Gruppe getötet hatte, erfüllte sie eine schon fast körperlich schmerzhafte Ruhelosigkeit. Das Verlangen, die restlichen Flüchtlinge vor einem grausamen Schicksal in den Händen der Tentakel zu bewahren, ging zusammen mit jenem mörderischen Drang nach Vergeltung, den sie damals empfunden hatte, als sie sie das erste Gewächshaus der Aliens mit seinem grausamen und unbeschreiblichen Inhalt entdeckt hatte. Wäre sie allein, ohne weitere Verpflichtung, dann wäre sie längst zu einem suizidalen Kreuzzug gegen die Invasoren aufgebrochen. So aber musste sie sich auf wenige, ausgewählte Aktionen beschränken. Dieser innere Widerstreit nagte an Rahels Selbstbeherrschung. Je mehr Kraft sie für Selbstdisziplin aufbringen musste, desto mehr lösten die Stresssymptome die kleinen Pharmafabriken unter ihrer Haut aus. Je mehr sie zur Wahrung ihres inneren Gleichgewichts auf die Drogen angewiesen war, desto eher würde ihr individueller Zusammenbruch kommen. Schon jetzt fühlte sie, wie die künstlich induzierten Gefühle ihre reale Emotionswelt mehr und mehr zu verdrängen schien und sie nicht mehr zwischen dem unterscheiden konnte, was durch die Drogen verursacht wurde und was nicht. Vielleicht merkte es keiner – bei Li war sie sich nicht so sicher –, aber wie jede sehr helle und starke Flamme drohte auch ihr eher früher als später die Kraft auszugehen. Ein starkes Feuer verzehrte sich schneller als ein beständiges Glimmen, und in Rahel schienen gleich mehrere zur selben Zeit zu brennen.
    Als die kleine nächtliche Versammlung ein Ende gefunden hatte und Tooma sicher war, dass die Wachen auf ihren Posten waren, gestattete sie sich auch endlich Ruhe. Die Maschine ihres aufgerüsteten Körpers schaltete einige Gänge
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