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Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
Autoren: Dirk van den Boom
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herunter, die Ausschüttung der Pharmaka ließ nach, und damit senkte sich bleierne Erschöpfung über ihre Glieder. Es war anders als ein Kater nach einer durchzechten Nacht, es war, als habe jemand den Stöpsel gezogen und alle Lebenskraft würde aus ihr abfließen. Sie fiel in einen tiefen und leider alles andere als traumlosen Schlaf. Die Psychopharmaka lösten massive, oft erschreckende und surrealistische Träume aus, ein Gemisch aus Tentakeln, geöffneten Schädeln, vergewaltigenden Offizieren, toten Geliebten und vielen anderen Szenen und Einflüssen, nichts, an das sie sich erinnern wollte. Obgleich sie sich mehrfach auf ihrem Lager hin und her warf, wachte sie nicht auf. Erst als der Morgen anbrach, öffnete sie die tränenverklebten Augen, ihre verkrampften Fäuste, starrte auf die Decke des dunkelgrünen Armeezelts und versuchte, wieder in einer Realität anzukommen, die zwar auch bedrückend, aber zumindest fassbar war.
    Und die sie so selektiv wahrnehmen konnte, wie sie das für richtig hielt.
    Nach einem kurzen Frühstück kümmerte sich Rahel als erstes um ihre Ausrüstung, reinigte und reparierte, prüfte und probierte. Ihre Kampfrüstung war immer noch in einem akzeptablen Zustand, wenngleich die Chamäleonbeschichtung erste Risse und stumpfe Flecken aufwies. Rahel vermutete, dass sie sich auf den Tarneffekt der Rüstung noch eine gute Weile würde verlassen können, doch auch hier galten die Einschätzungen, die sie am Abend zuvor gewälzt hatte: Eines nicht allzu fernen Tages würde dieser wichtige Vorteil nicht mehr gelten.
    Ein weiterer Schrecken am Horizont.
    Wie gut, dass sie nicht mehr schlief! So schnell, wie diese Erkenntnis in ihr Bewusstsein vorgedrungen war, so schnell blendete sie sie auch wieder aus. Es ging so schnell, dass ihre Stresslevel niedrig blieben und die Drogendepots nicht veranlasst waren, ihren Leib wieder mit falscher Ruhe und Zuversicht zu füllen.
    Leider hatte sie zum Ausgleich auch kein echte.

 
5 Terra
     
    »Das Ding ist groß!«
    Haark hörte die Äußerung des jungen Mannes neben ihm nur mit einem Ohr. Seine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das, was sich auf dem Sichtschirm des Raumbootes abzeichnete, mit der er sich langsam der Takamisakari näherte. Der gigantische Brückenexplorer war nur eines von drei Schiffen seiner Klasse, ein massiges, kraftvolles Produkt menschlicher Ingenieurskunst, und nur zu wenig zu gebrauchen: Zum einen, um in mühevoller Überlichtfahrt die Einzelteile für eine ER-Brücke durch die Tiefen des Universums zu transportieren, sie durch Montageroboter am Zielpunkt zusammenzubauen und dann die ungeheuren Energien bereitzustellen, die zur Zündung der Brücke notwendig waren. Zum anderen, um bisher unerforschte Sonnensysteme anzufliegen, um diese zu vermessen und für eine mögliche Besiedlung zu untersuchen.
    Es hatte Zeiten gegeben, da waren die Takamisakari sowie ihre beiden Schwesterschiffe Asashoryu und Kotomitsuki ständig im Einsatz gewesen. Es waren alte Schiffe, vor mehr als 120 Jahren erbaut, und sie hatten die Expansion der Irdischen Sphäre in den Weltraum möglich gemacht. Doch seit dem Ende des letzten Kolonialkrieges drifteten die drei Giganten eingemottet in einem Orbit um den Mars, unweit der beiden großen Weltraumdocks, und warteten darauf, wieder aktiviert zu werden. Erst kürzlich war die Takamisakari zu einem der ersten Explorerflüge seit Dekaden aufgebrochen und hatte interessante Daten über ein bewohnbares System mitgebracht. Doch jede Überlegung, die Expansion der Sphäre wieder aufzunehmen, war durch den Tentakelkrieg ad absurdum geführt worden.
    Dass es nun ausgerechnet Capitaine Jonathan Haark war, der das Kommando über die Takamisakari übernehmen würde, hätte dieser früher nicht für möglich gehalten. Eigentlich besaßen die Brückenschiffe nur eine winzige Besatzung aus zwei Piloten und wahlweise zwei Montageingenieuren oder Explorationsexperten, der Rest des großen, runden Schiffskörpers wurde durch die Bauteile der ER-Brücke sowie die mächtigen Energiegeneratoren ausgefüllt, nicht zuletzt durch den unförmigen, wartungsintensiven und komplexen Überlichtantrieb, der viel Energie kostete und langsam war – zumindest weitaus langsamer als die nur wenige Tage dauernden Transfers, die eine funktionierende Brückenverbindung möglich machte.
    Um die Takamisakari schwirrten Montagebots sowie Techniker in Raumanzügen, die großen Klammern eines mobilen Baugerüsts hatten sich um den
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