Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum

Titel: Tentakel-Trilogie 2: Tentakeltraum
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
und es galt, keine weitere Zeit mit Frazier und Lik zu verschwenden. Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sahen einander die Offiziere bedeutungsvoll an.
    »Ihnen ist klar, dass Sie auch werden mitfliegen müssen, wenn er mitkommen darf?«, sagte die Frau mit einem Kopfnicken in Richtung der wieder geschlossenen Tür.
    Frazier seufzte. »Ja. Er wird jeden verrückt machen, der ihn nicht gewöhnt ist und er braucht hin und wieder einen Übersetzer.«
    »Und einen Babysitter.«
    Frazier gestattete sich ein müdes Lächeln.
    »Das auch. Dann sollte ich wohl schon mal mit dem Packen beginnen …«

 
4 Lydos
     
    Ungefähr 200 Meter vor dem Lager hörten Rahel und Li ein nur schwach wahrnehmbares Geräusch aus dem Unterholz. Sie hielten inne, dann nickten sie einander lächelnd zu und entspannten sich.
    »Es ist okay, Johan. Du kannst herauskommen.«
    Ein unterdrücktes Seufzen wurde laut und wie aus dem Nichts erschien die gedrungene Gestalt eines 17jährigen direkt vor ihnen. Der junge Mann trug Tarnkleidung und sein Gesicht war mit passender Bemalung bedeckt. In seinen Händen trug er ein Jagdgewehr. Johan gehörte zu den Ältesten der Kinder und Jugendlichen, die es aus der Bergfestung geschafft hatten. Die Willigen und Fähigen hatten bei Rahel die Grundzüge militärischer Verhaltensweise erlernt. Die Tarnung des jungen Mannes war gut gewesen und er hatte sich erst durch eine unachtsame Bewegung verraten. Trotz der Tatsache, dass er entdeckt worden war, zeigte sich auf den Zügen Johans Erleichterung.
    »Schön, dass Sie wieder da sind, Marechal!«
    »Gut, wieder daheim zu sein. Alles in Ordnung?«
    »Es ist nichts vorgefallen. Dolcan und Kavaczek haben gut auf uns aufgepasst.«
    Rahel und Johan grinsten einander an. Die Polizisten waren die beiden anderen überlebenden Erwachsenen ihrer Flüchtlingsgruppe, und sie waren zum Schutz des Lagers zurückgeblieben. Die Mission war gefährlich gewesen und das Ziel so groß, wie es gerade noch zu bewältigen gewesen war, und bei derlei zog Rahel es vor, Li mitzunehmen. Das einzige Handicap des Milizionärs war, dass er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr die große Ausdauer hatte, die für die tagelangen Märsche notwendig war. Daher mussten sie öfters pausieren. Doch war es zu riskant, zu nahe am derzeitigen Lager zu operieren, und so waren sie oft wochenlang unterwegs, um ein Ziel zu identifizieren und den Angriff sowohl vorzubereiten, als auch durchzuführen.
    Die drei Menschen setzten ihren Weg zum Lager fort. Sie stiegen über einfache Stolperdrähte und wichen vorbereiteten Fallen aus, bis sie eine Gruppe von besonders eng stehenden Bäumen erreicht hatten. Zwischen diesen war das Lager der Flüchtlinge aufgeschlagen. Was hier fehlte, war der Lexington Executor, der gut getarnt in einem separaten Versteck auf einen Einsatz wartete, der vielleicht nie mehr kommen würde. Schon seit einiger Zeit wagte Rahel es nicht mehr, den massiven Militärgleiter einzusetzen, denn sie vermutete wahrscheinlich zu recht, dass die Luftüberwachung der Tentakel mittlerweile jede verdächtige Fahrzeugbewegung orten würde. Aufgeben wollte Rahel das Gefährt nicht und sie nutzte ihn noch als Lagerraum oder Energiequelle, wenn sich dies als notwendig herausstellen sollte. Dass sie dieses formidable Zerstörungsinstrument nicht einsetzen konnte, schmerzte sie durchaus, aber es bot sich ohnehin kein Ziel, das groß genug war, um dieses Risiko zu wagen.
    Erschöpft setzte sie sich vor den Petroleumofen, der in den Vorräten der Flüchtlinge gewesen war und sich vor allem dadurch auszeichnete, dass er keine wertvolle elektrische Energie verbrauchte. Das Petroleum ging jedoch bereits stetig zur Neige und sie würden eine andere Wärmequelle nutzen müssen, denn der lydische Winter stand vor der Tür. Anders als der tropische Dschungel auf anderen Welten war der Wald hier gezwungen, sich an Wetterwechsel anzupassen, und viele Pflanzen und Tiere würden überwintern. Das bedeutete unter anderem weniger Deckung, weniger Nahrung, Kälte – wenngleich selten Frost – und damit auch eine Einschränkung ihres Aktionsradius. Mit den kleinen Kindern würde ein Marsch durch den kalten Matsch bergeweise verwesender Herbstblätter sehr schwierig werden. Die Stärkeren würden die Kleineren de facto tragen müssen. Rahel sah den jahreszeitlichen Veränderungen mit Sorge entgegen.
    Das Willkommen war kurz, aber herzlich. Es war bereits recht spät, viele der Kinder schliefen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher