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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
Autoren: Dirk van den Boom
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hinaus, um zu sehen, ob die Luft wirklich rein ist und wir aus dem Raum raus können. Sie kam nicht zurück, also … blieben wir.«
    Einige Augenblicke schwiegen die Frauen erneut. Dann hob Rahel ihr Sturmgewehr und trat zur Öffnung des Raumes zurück.
    »Es wird nicht wehtun. Und aus Ihnen wird kein Tentakel erwachsen. Mehr kann ich nicht mehr tun.«
    Den letzten Satz hatte sie kaum hörbar gesagt. Ihre Stimme war mit Schuld beladen. Alwa versuchte ein Lächeln.
    »Kümmern Sie sich um die Kinder, Marechal.«
    »Ich werde Sie mit meinem Leben beschützen, Alwa.«
    Tooma hob die Waffe, zielte genau.
    »Rahel …«
    »Ja?«
    »Keine Selbstvorwürfe. Sie konnten es nicht wissen. Niemand konnte es. Warten Sie noch auf Lis Patrouille, er ist meines Wissens nach noch nicht zurück.«
    Rahel nickte, wobei sie selbst noch nicht wusste, ob sie damit dem ersten Teil der Botschaft zustimmte oder schlicht die Nachricht des zweiten Teils bestätigte. Darüber konnte sie sich später Gedanken machen.
    Sie drückte auf den Auslöser. Die Plasmabolzen schlugen in den Körper der Frau ein und umhüllten ihn mit glühender Hitze. Alwa zuckte nicht einmal mehr zusammen. Sie war sofort tot.
    Rahel wandte sich abrupt ab und eilte durch die Gänge zurück in Richtung Hangar. Sie nahm den direkten Weg und äscherte Leichen ein, wo immer sie auf welche traf. Sie erreichte den Hangar kurz nach den Kindern. Johan hatte sie auf Dolcans Geheiß auf den Sitzreihen im Laderaum Platz nehmen lassen. Der Pilot hatte Konzentratriegel und angereichertes Wasser verteilt, saß aber wieder pflichtbewusst im Cockpit, als Rahel ins Freie trat.
    Li hockte auf der Rampe und erhob sich, als er Tooma ankommen sah. Er hatte auf etwas am Boden gestarrt, das Rahel bei ihrer Ankunft offenbar entgangen war. Sein Gesichtsausdruck war von dem Leid geprägt, das er hatte ansehen müssen. Seine Bewegungen waren schleppend und er sprach, als wolle er in Tränen ausbrechen.
    »Wir sind gerade erst …«
    »Es ist niemand mehr am Leben«, schnitt Rahel seinen Satz ab. Der Veteran nickte und deutete mit dem Daumen auf den Executor. »Meine Gruppe ist vollzählig. Wir haben nichts von Bedeutung entdeckt. Wir hätten …«
    »Nein«, unterbrach ihn Rahel erneut. »Wir hätten gar nichts. Ich kann nicht in die Zukunft sehen. Können Sie das, Sergent Li?«
    Der alte Mann blickte Tooma forschend an, dann schüttelte er zögerlich den Kopf. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und seufzte.
    »Wenn Sie trotz alledem noch einmal auf meinen Rat hören wollen – ich kenne einige weitere alte Anlagen aus Zeiten der Rebellion. Ich weiß nicht, ob uns dieses Wissen etwas nützt, aber …«
    Rahel legte dem alten Mann – der jetzt erstmals, seit sie ihn getroffen hatte, wirklich alt und gebrechlich wirkte – eine Hand auf die Schulter.
    »Ich höre es mir an, sobald wir gestartet sind. Wir verbergen uns erstmal tiefer im Dschungel. Es wäre gut, wenn wir einige Wochen schlicht untertauchen könnten. Mir fallen da ein paar geeignete Stellen ein.«
    Li nickte. »Dolcan hat mir berichtet, dass …«
    »Auch das besprechen wir später.«
    Rahel blickte sich um.
    Die Sonne war nun vollends aufgegangen und der morgendliche Dunst hatte sich verzogen. Man konnte wieder etwas erkennen.
    Sie seufzte, machte einen großen Schritt, um nicht auf Nedashdes abgetrennten Kopf zu treten, und folgte Li in den Executor.

 
32 Terra
     
    »Gut. Na gut.«
    Eine drückende Stille senkte sich über den Besprechungsraum. Niemand wagte auch nur ein Hüsteln oder ein Scharren mit den Füßen. Nicht alle schafften es, Sikorsky direkt anzusehen. Viele Mitglieder des Sicherheitsrates schauten auf die blanke Tischplatte oder in das Gesicht eines ihrer Kollegen. Die Stille brach nicht, wurde unangenehm. Doch alle warteten darauf, dass Sikorsky mehr sagte, und Suchowka hatte seinen Vortrag beendet. Ohne Triumph. Ohne Herablassung. Ohne das »Ich habe es ja gesagt!«, das viele erwartet hatten. Aber dieser Satz stand trotzdem unausgesprochen im Raum.
    Der Sicherheitsrat war das höchste gemeinsame Gremium von Regierung und Streitkräften der Irdischen Sphäre. Er bestand aus dem Admiralstab sowie aus dem Direktorium. Während des letzten Kolonialkrieges hatte der Rat im Grunde die Regierungsgeschäfte vollständig übernommen. Seitdem waren die Sitzungen monatlich, kurz und inhaltlich relativ unwichtig gewesen. Dies war das erste Zusammentreffen außerhalb der normalen Routine. Es ging seit zwei
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