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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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solche Tyrannen von ihm abstammten?
    Eigentlich aber galt ihr Interesse nicht einmal ihm - sondern viel mehr ihr: jener Frau, die in seiner Begleitung in die Hermetische Stadt gekommen war. Er hatte sie die Mutter der Gottkönige genannt - - obwohl die Legenden nicht von ihr berichteten!
    Wer war sie? Was war sie?
    Auf diese Fragen wollte Merida Antworten finden. Denn sie spürte intuitiv, daß diese Frau der Schlüssel sein konnte, nach dem sie so lange suchte.
    Unbemerkt (darin hatte Merida in all der Zeit ein geradezu un-heimliches Geschick entwickelt) hatte sie sich aus dem Priestertempel gestohlen und in den Palast eingeschlichen, wo das Paar Quartier bezogen hatte.
    Merida lächelte bei dem Gedanken. Quartier schien ihr die denkbar unpassendste Bezeichnung für dieses Bauwerk, das vor Prunk schier strotzte. Seine Farbenpracht war verschwenderisch, und allein die Verzierungen der Wände mußten einst jahrelange Arbeit erfordert haben.
    Die Etagen ließen sich kaum zählen, weil sie ineinander verschachtelt waren. Ein völlig Unbedarfter konnte hier wohl Tage umherirren, ohne den Weg hinaus wiederzufinden.
    Merida aber war schon einige Male hiergewesen und hatte sich die Örtlichkeiten eingeprägt. Zwar konnte sie jetzt nur vermuten, welchen Teil des gewaltigen Palastes die Fremden bezogen hatten, aber es fiel ihr nicht schwer, es herauszufinden: Zweifelsohne residierten die »Eltern« der Tyrannen im prächtigsten Stockwerk.
    Und sie irrte sich nicht.
    Hastig zog Merida sich hinter eine Ecke zurück, als aus einer Tür unweit von ihr entfernt eine Gestalt trat.
    Zapata, wie sie feststellte, als sie um die Mauer lugte. Er ging in die entgegengesetzte Richtung davon, und Merida wagte sich hervor. Lautlos schlich sie zu jener Tür hin und lauschte dann mit angehaltenem Atem.
    Sie vernahm eine Stimme - die jener Frau, in der die Tyrannen ihre Mutter sahen.
    Ein stilles Lächeln huschte über Meridas Gesicht. Das Schicksal schien ihr wohlgesonnen. Sie kam ihrem Ziel schneller näher, als sie es gehofft hatte.
    Vorsichtig spähte sie durch die Türöffnung. Der Raum dahinter war leer, von der prachtvollen Ausstattung einmal abgesehen. Die Stimme drang durch eine weitere Tür, die aus diesem Raum in einen anderen führte.
    Merida wollte in das Zimmer schlüpfen ... aber es blieb beim Wollen.
    Eine Hand hielt sie an der Schulter zurück, drehte sie herum. Und noch ehe sie auch nur den geringsten Laut ausstoßen konnte, hatte sein Blick ihre Lippen versiegelt - - und ihren Geist weit geöffnet.
    Der Vater der Tyrannen vermochte darin zu lesen wie in einem Codex. 3
    Landru erhob sich von dem Lager aus Fellen und derbem Leinen. Nackt und reglos lag ihm die Priesterin nun quasi zu Füßen. Ihr Blick war stier, ihre dunklen Augen wie mit einer gläsernen Schicht überzogen.
    Sie war hübsch, obwohl sie wie alle hier kränklich aussah mit ihrer fahlen Haut und ihren wenig üppigen weiblichen Attributen. Aber sie hatte etwas, zweifelsohne - Dennoch hatte Landru keine besondere Freude daran gehabt, sie zu nehmen. Fast mechanisch waren seine Stöße gewesen, und im Grunde hatten sie keinem anderen Zweck gedient, als ihr Blut zumindest ein wenig in Wallung zu versetzen, auf daß es ihm halb -wegs mundete. Es hatte trotzdem schal geschmeckt, wie abgestanden.
    Letztlich war es auch egal. Denn das Blutmahl aus Meridas Ader war für Landru eher nebensächlich gewesen. In der Hauptsache ging es ihm um etwas anderes.
    Und in gewisser Weise war es eine doppelt glückliche Fügung, daß er auf die Priesterin gestoßen war.
    Zum einen hatte er ihren lang gehegten Plan, den sie ihm bereitwillig verriet, kaum daß er ihren Willen unterjocht hatte, vereiteln können. Und zum anderen war sie genau das Opfer, das er brauchte.
    Während Landru sich ankleidete, begann Merida sich auf dem La-ger zu regen. Der Keim, den nicht erst sein Biß, sondern schon die Initiierung ihr eingepflanzt hatte, gedieh.
    Und nach einer Weile erhob sie sich, von widernatürlichem Leben erfüllt.
    »Folge mir«, befahl der Vampir.
    *
    Chiquel hatte sich etwas erholt. Aber er sah immer noch furchtbar aus. Sein Anblick drehte Lilith förmlich den Magen um und stach wie glühende Nadeln in ihrer Brust.
    Sie fühlte sich so elend wie eine Mutter, die ihr Kind leiden sieht, ohne etwas dagegen tun zu können.
    Lilith wollte den Gedanken vertreiben, aber er blieb. Weil er in mein Denken, in mein Herz gehört? fragte sie sich, nicht ganz so unsicher, wie sie es erwartet
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