Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
Taufen gewesen war. Normalerweise erschuf der Lilienkelch Vampire im Geheimen - nicht öffentlich - damit auch diese im Geheimen herrschen und lenken konnten.
    Hier aber .
    Was habe ich getan?
    Er setzte den Kelch auf dem Boden ab, richtete sich wieder auf und preßte sich die Fäuste gegen die Schläfen. So fest, daß er glaubte, seine Knochen knirschen zu hören.
    Diese Gelegenheit nutzte Pedro Grijalva.
    Instinktiv hatte er begriffen, wie wertvoll der Kelch war, der jetzt zu seinen Füßen stand.
    Und instinktiv griff er danach, um ihn mit sich in den Untergang zu reißen.
    *
    Unter anderen Umständen wäre Pedro Grijalva keine drei Schritte weit gekommen, ohne daß Landrus magische Kräfte ihn von den Beinen gefegt hätten.
    Hier und jetzt aber schaffte es der Spanier unbehelligt sogar vorbei an den noch ganz im Bann der Taufen stehenden Maya, hin zum äußersten Rand der Tempelplattform.
    Und ehe Landru seine Gefühlsirrungen wieder unter Kontrolle gebracht hatte, und auch ehe einer der Indios dem dreisten Kelchräuber nachsetzte, hatte dieser bereits die steile Treppe erreicht. Als er die Stufen hinunterhetzte, kam er fast zwangsläufig ins Straucheln. Er schrie, stürzte und kugelte zusammengekrümmt abwärts - all dies, ohne den Kelch loszulassen!
    Auf halber Strecke jedoch verlor er das Bewußtsein, und Landru, der sich vor aller Augen in eine Fledermaus verwandelt hatte und in die Lüfte stieg - was ihm endgültig den Nimbus einer Gottheit bescherte -, sah gerade noch, wie sich das magische Kleinod verselb -ständigte, von Stufe zu Stufe hüpfte, dabei jedesmal gespenstisch aufglomm und schließlich unten auf dem Platz mit einem häßlichen Mißklang aufschlug und - zerschellte!
    Das Maul der Fledermaus gebar einen unhörbaren Schrei.
    Im selben Moment .
    ... schien die Zeit stillzustehen. Schien das Räderwerk des Kosmos in seinem Lauf zu stoppen!
    Landru fühlte sich, als würde er mit seinen ledrigen Schwingen in Wasser eintauchen, das sofort um ihn herum massiv gefror. Er bekam keine Luft mehr. Seine Umwelt schien zu implodieren - in ihn zu stürzen.
    Die Spanne zwischen zwei Herzschlägen dehnte sich schier ins Unendliche, und über allen Wahrnehmungen schwebte ein Schleier von purpurner Farbe, lag der Atem einer Magie, die sich für den Mißbrauch, der mit ihr betrieben worden war, in kaum vorstellbar perfider Weise rächte!
    In dem Moment nämlich, der vielleicht nie mehr aufhören würde, stürzte all das auf Landru ein, wovor er sich gefürchtet hatte, seit ihm klar geworden war, daß er der Versuchung, das Kelchritual auch hier durchzuführen, erliegen würde.
    Ein finsteres LICHT materialisierte in seinem Schädel, als wollte es durch seine Augen hindurch einen Blick auf die Folgen des Ungehorsams werfen, dessen er sich schuldig gemacht hatte.
    ICH WEISS, glaubte er eine Stimme in sich brüllen zu hören, WAS DICH SO BESESSEN MACHT, AUSGERECHNET HIER VAMPIRE ZU ZEUGEN - WÜSSTE ICH ES NICHT, KÖNNTE MICH NICHTS DARAN HINDERN, DICH MIT IHNEN ZU BEGRABEN.
    Der Kelch ist - zerstört, dachte Landru benommen, und ihn schauderte im Eis der geronnenen Zeit. Aber die »Stimme« überschwemmte ihn förmlich, ertränkte die eigenen Gedanken.
    DIE KINDER, DIE DU GEZEUGT HAST, WILL ICH DIR LASSEN - NUR DIR. EBENSO WIE DIE MENSCHEN, AUS DEREN MITTE DU SIE GERISSEN HAST. ICH WILL SIE DORT EINSCHLIESSEN, WO KEIN AUGE SIE JE ERBLICKEN KANN .
    Und Landru erfuhr, wie der Kerker beschaffen sein würde, in dem die hier gezeugten Kelchkinder von dieser Stunde an lebendig begraben sein würden - sie und die Menschen, mit deren Blut sie in Zukunft auskommen mußten.
    Warum ? begehrten seine Gedanken nun doch gegen die erstickende Präsenz des LICHTS auf. Warum tust du das? Aus welchem Grund darf auf diesem Boden kein Vampir gezeugt werden? Ich begreife nicht, warum - WEIL ICH ALLEIN BESTIMME, WANN DIE ZEIT DAFÜR REIF IST, wurde er zurechtgewiesen. UND WEIL NICHT JEDER DIE TAUFE VERDIENT. WEIL NICHT JEDER GEEIGNET IST .
    Landru lauschte den Worten nach, die ihn zwar unbefriedigt ließen - ihn zugleich aber tiefer bewegten als jede Zwiesprache mit der Macht im Kelch zuvor.
    ICH WOLLTE SEHEN, WIE WEIT DU GEHEN WÜRDEST, OB DU DICH WIRKLICH ÜBER DAS VERBOT HINWEGSETZEN WÜRDEST, fuhr die »Stimme« fort. DESHALB LIESS ICH DIE TAUFE DER KINDER ZU. ABER ICH FORMTE SIE ZU NOCH PERFEKTEREN TYRANNEN, ALS DU ES DIR VORSTELLEN KONNTEST. DENN DER KEIM ERMÖGLICHT ES IHNEN, NICHT NUR DURCH IHRE AUGEN, SONDERN AUCH DURCH DIE IHRER
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher