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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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OPFER ZU SCHAUEN. SO KANN ES NIE EIN AUFBEGEHREN GEBEN - IHRE HERRSCHAFT NIE EIN ENDE HABEN, UND SIE WERDEN EWIG LEBEN. DAS DRAUSSEN ABER WERDEN SIE NIE MEHR SEHEN NOCH BETRETEN .
    In einer machtvollen Vision erlebte Landru, was das LICHT prophezeite - und erschaffen würde.
    Sobald der Kosmos weiteratmete und diese schreckliche Sekunde, in der alles angehalten schien, vorbei war!
    Jetzt!
    *
    Als er neben den Scherben des Kelchs landete, fügten diese sich wieder aneinander, als würde die Zeit rückwärts laufen, als wäre das Unglück, das den Lilienkelch zerbrochen hatte, nie geschehen.
    Er ist nicht zerstörbar, glaubte Landru, der wieder seine wahre Gestalt angenommen hatte, zu begreifen. Zumindest nicht von Menschenhand .
    Er blickte auf und sah oben am Rand der Tempelplattform seine Kinder auftauchen. Tyrannen, acht an der Zahl und anders als alle Täuflinge zuvor.
    Er winkte ihnen zu, und sie winkten nach kurzem Zögern zurück.
    Und im nächsten Moment begann das, was der Kelch angekündigt und was Landru in der Vision vorausgesehen hatte.
    Über die hoch im Zenit stehende Sonne fiel ein Schatten. Über die ganze Stadt ergoß sich Düsternis und stahl die Pracht ihrer Farben.
    Die Erde bebte, und die Rinde des Planeten gebar einen Wall, der die künftige Grenze der Welt - dieser Welt - markierte.
    Darüber spannte sich etwas noch Unüberwindlicheres.
    Zu dem nur ich den Schlüssel besitze, dachte Landru. Ein Schlüssel, den er an keinen hier weitergeben durfte, weil das LICHT es verboten hatte.
    Mit diesen Gedanken hob er den Kelch auf und stieg damit die Stufen hinauf, dorthin, wo die Angst in tausend Gesichtern stand.
    Und nie mehr daraus weichen würde.
    *
    Gegenwart
    Die Nacht neigte sich dem Ende zu, als das Ziel ihres Marsches endlich vor ihnen auftauchte. Noch aber war ihnen der freie Blick darauf durch Bäume und Hügel verwehrt, und nur ab und an sah Lilith Teile eines mächtigen Schutzwalls, der ein weiträumiges Areal zu umschließen schien. Stufenförmig angelegte und in ihrer Größe beeindruckende Gebäude überragten den Wall.
    Aber es war nicht dieser ebenso fremdartige wie faszinierende Anblick, der Lilith am meisten beschäftigte. Zum allergrößten Teil galt ihre Aufmerksamkeit - - dem Tag.
    Der keiner war.
    Denn obwohl sich die Schwärze der Nacht zurückgezogen hatte, wurde es nicht wirklich hell. Der Himmel erlangte lediglich die Farbe von Asche, und auch rings um Lilith her gewann nichts seine echte Farbe zurück. Alles schien grau, und fast kam sie sich vor wie der Teil einer lebendig gewordenen Schwarzweißfotografie.
    Und die Sonne -
    Lilith hob den Blick.
    - ein dunkles Rund im Himmel war sie, einem Loch gleich, das alles Licht zu schlucken schien, anstatt es zu verstrahlen.
    »Unsere Kinder und deren Volk nennen sie >nächtliche Sonne<.«
    Landru hatte sich, einmal mehr, unbemerkt zu ihr gesellt, nach-dem Lilith, in ihre Betrachtungen versunken, ein Stückweit zurückgefallen war. Die Vampire gingen voran, und mittlerweile trennten Lilith wohl an die fünfzig Meter von ihnen.
    »Was hat es damit auf sich?« fragte Lilith und wies zum fahlen Firmament hinauf.
    »Alles zu seiner Zeit«, antwortete Landru ausweichend. »Nach und nach werde ich dir alles Wichtige erklären, und vielleicht gelingt es mir ja, deine Erinnerung zu wecken.«
    »Es ist . seltsam«, meinte sie, den Blick noch immer himmelwärts gerichtet. Zugleich aber ging sie, wohl eher unbewußt, ein klein wenig geduckt, fast so, als fürchte sie, der Himmel könnte einstürzen.
    »Einzigartig ist der geeignetere Ausdruck«, sagte Landru. »Einen Ort wie diesen gibt es nirgends sonst auf der Welt.«
    Sie passierten ein kleines Dorf aus verstreut liegenden Häusern, dazwischen breiteten sich Äcker und Felder aus. Männer, Frauen und Kinder hatten dort ihr Tagwerk aufgenommen. Als sie des Zuges ansichtig wurden, ließen sie die Arbeit ruhen und knieten nieder, wo sie gerade standen, und neigten ihre Häupter so tief dem Boden zu, daß es aussah, als wollten sie ihre Gesichter im Staub verbergen.
    Weder Landru noch einer der anderen Vampire schienen von dieser Ehrbezeugung recht Notiz zu nehmen. Lilith indes tat es sehr wohl und blieb überrascht stehen.
    »Was soll das?« fragte sie.
    Landru verhielt im Schritt.
    »Sie grüßen uns, was sonst?« Er zuckte die Schultern.
    »Aber das ist ...«, begann Lilith und fand das Wort nicht, mit dem sie ihre Abscheu vor solcher Unterwürfigkeit treffend beschrieben hätte. »Ich
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