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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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sich das Bauwerk dann in Stufen, während ganz obenauf drei Tempelpyramiden zu sehen waren.
    Die Priester hatten sich den Vampiren angeschlossen und blieben mit ihnen zurück, als Landru nun vortrat, Lilith an seiner Hand. Er stieg ein paar der Stufen zum Palasteingang empor. Dann wandte er sich um, den Vampiren und der Priesterschaft zu.
    »Meine Kinder«, begann er, »lange habe ich euch alleine gelassen, gewiß viel zu lange. Aber ich sehe -«, er ließ den Blick schweifen, als überblicke er die ganze Stadt, »- ihr habt euch wohlentwickelt und zu meiner Zufriedenheit verwaltet, was wir euch überließen.« Sein Griff um Liliths Hand verstärkte sich ein klein wenig.
    »Zu meinem Bedauern«, fuhr Landru dann fort, »hat eure Mutter aus ungeklärten Gründen ihre Erinnerung verloren. Ich hoffe aber, daß sie hier an diesem Ort wieder genesen wird. Und ich erwarte von euch, daß ihr alles tut, um ihr dabei zu helfen.«
    Die Vampire nickten stumm, bedächtig.
    »Wir sollten alles so richten, wie es einst war«, sprach Landru weiter. »Vielleicht wird ihr das eine oder andere vertraut vorkommen und ihre Erinnerung schließlich neu beleben.«
    Lilith hörte all dem zu, als gehöre sie nicht zu diesem Szenario. Fast meinte sie, sich selbst wie von außerhalb ihres Körpers beobachten zu können, als wäre sie nur ein Geist, der zufällig über dieser Stadt schwebte.
    Was Landru im weiteren sagte, hörte sie kaum. Ein allmählich anschwellendes Rauschen wie von nahender Meeresflut füllte ihre Oh-ren.
    Und schließlich ihren ganzen Kopf.
    All das, was sie erfahren und erlebt hatte, schien ihr plötzlich wie eine riesenhafte Woge, die über ihr zusammenschlug.
    Ihre Kraft schien abzufließen wie durch geöffnete Ventile. So schwach fühlte sie sich mit einemmal, daß ihre Beine nachgaben.
    Ehe sie stürzte, fühlte sie sich von Landru aufgefangen.
    Lilith sah noch, daß er etwas die Treppe hinabrief. Doch für sie blieben seine Lippen stumm. Dann löschte alles verschlingende Schwärze auch dieses Bild aus.
    *
    Merida wußte, daß sie etwas Besonderes war. Sie hatte es immer gewußt, von Kindesbeinen an. Ihr war etwas Außergewöhnliches bestimmt im Leben. Und die Tatsache, daß sie einst in den Stand einer Priesterin erhoben worden war, bedeutete für sie nur einen weiteren Beweis dafür. Ihre Bestimmung jedoch sah sie damit noch nicht erreicht. Im Gegenteil schien Merida ihr privilegiertes Amt lediglich ein Mittel zum Zweck, ein weiterer Schritt zum Ziel.
    Denn dieses Ziel waren letztlich die Gottkönige ihres Volkes selbst - oder vielmehr: das Geheimnis der Tyrannen!
    Sie wollte es lüften und erfahren, was hinter denen stand, die dieses Land seit so langer Zeit schon knechteten, daß die Anfänge wie in Nebel verschwunden und allenfalls noch Legende waren. Wieviel Wahres daran war, darüber ließen sich heute nur noch Mutmaßungen anstellen.
    Merida aber war einzig an der wirklichen Wahrheit interessiert. Denn in ihr mochte der Schlüssel liegen, der diesen Kerker, in dem ihr Volk eingesperrt war, öffnen konnte.
    Und sie selbst wollte es sein, die diesen Schlüssel fand - und benutzte! Und damit die Tyrannei beendete.
    Ein hehres Ziel und ein kaum erreichbares zugleich, das wußte Merida sehr wohl. Aber sie war bereit, alles dafür zu geben, bis hin zu ihrem eigenen Leben. Und sie war ihm schon sehr nahe gekommen - im Grunde näher, als sie es je zu hoffen gewagt hatte.
    Aus keinem anderen Grund hatte sie seit ihrer frühen Jugend den Gottkönigen stets zum Wohlgefallen gehandelt. Die Priesterweihe war schließlich ihre Belohnung gewesen - und damit hatte sie sich in den unmittelbaren Dunstkreis der Tyrannen eingeschlichen.
    Allerdings war es für Merida auch schwieriger geworden, ihren Plan weiter zu verfolgen. Nur selten konnte sie sich unbeobachtet von den anderen Priestern fühlen und dann versuchen, Dinge in Erfahrung zu bringen, die anderen verwehrt blieben.
    Manches Mal war sie sogar ertappt worden, wenn sie in verbotene Räume eingedrungen war. Doch stets war ihr eine geeignete Ausrede eingefallen, und dann hatte sie die Dinge immer eine Weile lang ruhen lassen, ehe sie wieder aktiv geworden war.
    Trotzdem hatte Merida bis heute nichts entdeckt, was sie entscheidend vorangebracht hätte. Nun aber sah sie ihre Chance gekommen - in der Rückkehr jenes Wesens, das die Gottkönige selbst ihren Vater nannten.
    Merida schauderte bei dem Gedanken. Um wieviel schrecklicher mußte dieser Vater sein, wenn doch schon
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