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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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hier hatten überlebt - weil er für sie eingetreten war. Weil ein mächtiger Zauberer wie er die feindliche Armee gezwungen hatte, sich selbst zu besiegen!
    Landrus Aura - sein ganzes Auftreten - ließen keine Zweifel, daß er ein überirdisches Wesen war. Der Kelch in seiner Hand aber wog schwerer als bei jeder Sippengründung davor. Er versuchte die Beklommenheit zu verdrängen, aber es gelang ihm nicht. Ich mißbrauche mein Amt, dachte er, trotz der Hitze frierend. Ich muß wahrhaftig den Verstand verloren haben ...
    Aber selbst diese drastische Selbsteinschätzung vermochte ihn nicht daran zu hindern, den eingeschlagenen, verderblichen Pfad weiter zu beschreiten.
    Im Beisein von Grijalva, den er wie eine hölzerne Marionette neben sich herlaufen ließ, erstieg er den größten Tempel der Stadt.
    Es dauerte nicht lange, bis die Maya ihnen folgten. Und ihre Kinder darbrachten wie Opfergaben, auf daß der herabgestiegene Gott die künftigen Könige daraus bestimmen möge .
    *
    Seit acht Jahrhunderten bereiste Landru nun schon die Welt und strafte sie mit immer neuer Brut, die aus dem Geheimen heraus über jene Törichten herrschte, die sich als Krone der Schöpfung betrachteten - und auch so benahmen.
    Die Kelchtaufe war ein ehernes Ritual, in dessen Verlauf einem Menschenkind schwarzes Blut aus dem Lilienkelch eingeflößt wurde, bis es daran zugrunde ging. Im Tod erst streifte es sein Menschsein ab wie eine alte Haut und konnte danach - wiedererweckt von der mächtigsten Magie, die es überhaupt gab - als Vampir auferstehen.
    Auch dieses Fest, diese Zeremonie unterschied sich - so hatte es jedenfalls den Anschein - in ihrem Ablauf nur optisch von allen vorausgegangenen. Die Szenerie war eine andere, die Menschen wiesen einige archetypische Merkmale auf, die für Kelchkinder neu waren, aber sonst .
    Nichts deutete darauf hin, daß Landrus Hinwegsetzen über das Verbot, auf diesem Grund und Boden eine Sippe zu zeugen, Folgen haben würde. Folgen für ihn selbst.
    Mit jedem weiteren Kind, das er aus seinem Menschsein in den Stand eines Mächtigen erhob, wuchs seine Zuversicht, die Botschaft, die ihm der Kelch vor Jahren übermittelt hatte, fehlgedeutet zu ha-ben.
    Warum sollten in diesem Teil der Welt auch andere Regeln gelten als sonstwo? Es hätte nicht nur keinen Sinn ergeben, sondern auch im Widerspruch zu dem gestanden, was Landru einst bei seinem Amtsantritt im Dunklen Dom mit auf den Weg gegeben worden war:
    Mehre die deinen - auf daß sie herrschen über das Menschengeschlecht!
    Die immer noch nicht ganz erstickten Zweifel an der Richtigkeit dessen, was er tat, veranlaßten Landru, sich auf insgesamt acht Vampire zu beschränken, denen er sein eigenes Blut aus dem Unheiligtum zu trinken gab.
    Gift und Lebenselixier in einem.
    Qualvoll gestorben, erstanden die Kinder berstend vor Energie wieder auf! Binnen weniger Wochen und Monate würden sie unter Schmerzen zu voller Größe heranwachsen, auch innerlich gereift, wie es sich für Wesen, die mit fast absoluter Macht ausgestattet waren, geziemte.
    Landru schloß ein jedes Kind von dem Moment an in sein Herz, da es den ersten tiefen Atemzug nach dem Tode tat.
    Liebe war es mit Sicherheit nicht - aber eine Art von Besitzanspruch, der ihn in dieser Ausprägung selbst überraschte.
    Im allgemeinen wurden Sippen anders gegründet. Im allgemeinen wählte der Hüter ein Kind aus, das er zum Sippenoberhaupt krönte, und erst wenn dessen Blut vom Tod geschwärzt war, wurden damit die anderen Mitglieder der Sippe getauft.
    Hier hatten alle, nicht nur das Oberhaupt, Landrus Blut geschmeckt.
    Bewußt wurde ihm dies erst, als der Akt beendet war. Erst da zerriß der Schleier vor seinem Verstand und er begriff, was er getan hatte.
    Neben ihm stand immer noch Pedro Grijalva - unfähig, in Worte zu kleiden, was ihm auf der Seele brannte.
    Benommen löste Landru die hypnotische Fessel.
    »Wie hat es dir gefallen?« fragte er, als könnte ein Gespräch ihn von seinem abermaligen Fehlverhalten ablenken.
    »Gefallen?« Grijalva quollen die Augen aus den Höhlen. »Ich weiß nicht, wer du bist, aber nur der leibhaftige Teufel könnte -«
    »Du verstehst nichts«, schnitt Landru ihm das Wort ab. »Sie verstehen es ...« Seine Geste schloß alle ein, die der Zeremonie noch beiwohnten.
    Aber auch in deren Augen leuchtete Entsetzen am Rande der Panik.
    Landru prallte vor ihren Blicken zurück. Und innerlich auch vor sich selbst.
    Wieder wurde ihm klar, daß dies keine der üblichen
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