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Tempel der Unsterblichen

Tempel der Unsterblichen

Titel: Tempel der Unsterblichen
Autoren: Vampira VA
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wurden, von Krankheitserregern, die der Feind aus Übersee einschleppte.
    Fassungslos, den Lauf der eigenen Flinte wie abwesend zu Boden gesenkt, stand Pedro Grijalva da - abwartend, ohne allerdings sagen zu können, worauf er denn wartete. Etwa darauf, daß auch ihn der Wahn überkam, sich die Mündung unters eigene Kinn zu halten, den Hahn zu spannen und mit dem Daumen den Abzug zu betätigen?
    Hinter ihm rief jemand leise seinen Namen. Grijalva drehte sich um, mühsam wie in einem Alptraum, und sah, wie ihm Don Cristo-bal entgegenkam - unheimlicher, präsenter als jemals zuvor!
    Es mochte an der Aura liegen, die den Edelmann wie ein unheiliger Schein umfloß, daß sich ihm alle Aufmerksamkeit zuwandte, nicht nur die Grijalvas, auch die der Stadtbewohner.
    »Ihr -«
    Der Oberleutnant wollte mehr als das sagen, erschrak aber vor dem Klang seiner eigenen, armselig krächzenden Stimme, aus der tiefe Niedergeschlagenheit und Enttäuschung herauszuhören war.
    Er räusperte sich, kaum fähig, auch nur einen Arm zu heben. Mitten auf dem großen Platz stand er so regungslos, als würde ihn die Stille, die sich jäh über das Schlachtfeld gesenkt hatte, einzementieren. Grijalva brauchte nicht hinter sich zu blicken, um zu begreifen, warum es so still geworden war.
    Ich bin der letzte, dachte er dumpf, aber das Grauen fast missend, das diese Erkenntnis eigentlich in ihm hätte auslösen müssen. Die anderen sind tot oder liegen im Sterbenl.
    Warum er noch nicht bei ihnen lag, erfuhr er von »Don Cristobal«, in dessen Händen ein Kleinod ruhte, wie Grijalva es noch nie in seinem Leben gesehen hatte .
    *
    Landru vermochte das Gefühl, als Gottheit verehrt zu werden, nicht angemessen zu genießen - weil er wußte, was für eine Gratwanderung er betrieb.
    Die mit gesenkten Häuptern am Boden kauernden Maya sahen in ihm den Retter, der vom Himmel herabgestiegen war und sich die Züge des Feindes angelegt hatte, um diesen zu täuschen und zu vernichten.
    Es gab keinen Grund, ihnen dies auszureden.
    Einen Schritt vor Pedro Grijalva blieb er stehen und sagte in der Sprache, die kein Maya beherrschte: »Komm mit. Du darfst mir zusehen. Ich lese in deinen Augen tausend Fragen. Aber nur jene, die du selbst noch nicht kennst, werde ich beantworten. Die anderen . sie sind nicht von Belang.«
    Er lüftete kurz das falsche Gesicht, so daß Cortes' Beauftragter einen Blick auf sein echtes erhaschen konnte und endgültig begriff, daß er es mit keinem normalmenschlichen Wesen zu tun hatte.
    Dann richtete er das Wort an die im Staub liegenden Geschöpfe, von denen diese wundervolle Stadt erbaut worden war. In perfektem Yukatekisch fragte er, diesmal für Grijalva unverständlich: »Wer ist euer König? Er möge vor mich treten!«
    Nicht lange, und aus einem der Bauten löste sich eine prächtig gekleidete und mit Jadeschmuck überhäufte Gestalt, die sich bislang geflissentlich im Hintergrund gehalten hatte, nun aber offenbar den Zeitpunkt gekommen sah, sich ins rechte Licht zu rücken.
    Landru wartete, bis der Stadtkönig auf ein paar Schritte herangekommen war, dann schickte er ihm einen magischen Blitz, der ihn vor den Augen seiner Untertanen zu Asche verbrannte. Das entsetzte Raunen der Bevölkerung brachte er mit den Worten zum Verstummen: »Freut euch, denn heute ist der Tag, an dem ein neues Zeitalter beginnt! Ein Zeitalter, in dem ihr keinen Feind mehr zu fürchten braucht, denn ich werde euch Könige geben, die euch vor jedem, der eure Schätze stehlen will, beschützen werden! Keine Versager wie dieser, der euch sehenden Auges in den Tod geschickt hat! Diese neuen Könige werde ich aus eurer Mitte erwählen! Blut von eurem Blut und Blut von meinem Blut wird den Anbruch der neuen Zeit besiegeln. Wer sich dem nicht fügen will, der soll jetzt das Wort erheben - oder für immer schweigen. Ihr aber, die ihr an die Zukunft und die Kraft der Veränderung glaubt, folgt mir zu eurem Tempel. Dort werden wir gemeinsam das Fest begehen, bei dem ich euch die Gebieter schenke, die euch künftig behüten werden!«
    Landru schwieg kurz, um seine mit volltönender Stimme über den Platz getragene Botschaft wirken zu lassen. Er war sicher, daß sie gehört und verstanden wurde. Selbst von den Jüngsten, die sich jetzt noch furchtsam an ihre Mütter schmiegten - diese Mütter aber vielleicht noch heute als neue Könige verlassen würden.
    Landru hatte ein feines Gespür dafür, ob die Saat seiner Worte aufging oder nicht.
    Sie tat es. Die Menschen
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