Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teller, Janne

Teller, Janne

Titel: Teller, Janne
Autoren: Nichts
Vom Netzwerk:
über den verschneiten Schulhof. Es konnte kein
Zweifel bestehen, dass wir etwas wussten, was die aus der Parallelklasse oder
die jüngeren Schulklassen nicht wussten. Etliche versuchten auch, uns
auszufragen, aber wir sagten nur, wir hätten die Bedeutung gefunden, mehr
nicht.
    Die Anweisungen erteilte Sofie. Wir durften das mit der Bedeutung
sagen und sonst nichts, und daran hielten wir uns. »Wir haben die Bedeutung
gefunden !« Das antworteten wir auch den Lehrern und
den Eltern und der Polizei und all den anderen, die immer wieder aufs Neue nach
dem Warum fragten.
     
    Und das antworteten wir auch, als die große Presse erschien.
     
    19
     
    Die
Zeitungen von der Westküste kamen als Erste. Dann kamen die regionalen
Tageszeitungen. Danach die Presse aus der Hauptstadt und die überregionale aus
den verschiedenen Landesteilen. Am Ende kamen auch die Wochenzeitungen und der
regionale Fernsehsender. Sie waren geteilter Meinung.
    Die beiden
Ersten fanden genau wie der Taering Tirsdag , dass es sich um Auswüchse handele. Und wir seien
unkontrollierbar und gehörten eigentlich in eine Erziehungsanstalt. Die beiden
Nächsten fingen zu unserer großen Überraschung an, etwas von Kunst und dem Sinn
des Lebens zu faseln, während sich die Letzten meistens auf die gleiche Seite
schlugen wie die Ersten. Es dauerte nicht lange, und eine hitzige Diskussion dafür
und dagegen war im Gange. Dafür! Dagegen! Dafür mal Dagegen!
    Wir
verstanden nicht das Verbissene in ihrer Wut und ihren Worten, weder in den
Worten dafür noch in denen dagegen, und wieso nun Menschen aus dem ganzen Land,
aber besonders aus der Hauptstadt, die noch nie zuvor irgendein Interesse an Taering und Umgebung gezeigt hatten, hierherpilgerten .
Tatsache war, dass die Wut und die Worte dafür und dagegen den Berg aus
Bedeutung unwiderstehlich an Bedeutung wachsen ließen. Aber noch wichtiger
war: Die Polizei war angesichts all der Presse und all der Besuche von
Kunstkritikern und noch einer Menge anderer feiner Menschen - auch einiger
ganz normaler - gezwungen, das Sägewerk zu öffnen und Besuch von zwölf bis
sechzehn Uhr täglich zuzulassen. Jetzt hätte Pierre Anthon leicht kommen und sich den Berg aus Bedeutung anschauen können.
     
    Womit wir
nicht gerechnet hatten: Pierre Anthon wollte nicht.
»Alles ist egal. Es gibt nichts, was irgendwas bedeutet. Auch nicht euer Haufen
Gerumpel«, war alles, was er sagte. Und zwar egal, was wir taten. Ihm war nicht
beizukommen. Jedes Mal, wenn wir versuchten, ihn zu locken oder ihm zu drohen,
er solle kommen, lautete die Antwort: Nein!
    Wir waren
echt bedient.
    Ja, wir
waren so enttäuscht, dass wir fast den Mut verloren hätten, denn das machte ja
alles, Klein Oskar und die Unschuld und Aschenputtel und Jan-Johans Finger und
Klein Emil und den Dannebrog und Marie-Ursulas blaue
Haare und alles andere im Berg aus Bedeutung, ganz und gar bedeutungslos. Und
es half nicht das Mindeste, dass immer mehr andere fanden, der Berg sei von Bedeutung,
und es half auch nicht, dass wir nicht mehr so schief angesehen wurden - weder
von unseren Eltern noch von den Lehrern oder der Polizei. Wir versuchten es
immer wieder.
    Einzeln,
in Gruppen und die ganze Klasse (bis auf den frommen Kai, der war zu freiwilligem
Kirchendienst verdammt und hatte vier Wochen länger Hausarrest als wir
anderen). Es war nichts zu machen. Es half nicht einmal, als erst die schwedische
Presse, dann die norwegische und dann die des übrigen Nordens und die aus fast
ganz Europa und danach aus Amerika und schließlich aus der ganzen Welt nach Taering kam und so aus jedem von uns etwas wurde. Und etwas
hieß nicht irgendetwas, sondern jemand. Und zwar egal, was Pierre Anthon dazu sagte!
     
    Es war spannend, als der Taering Tirsdag über uns schrieb. Es war fantastisch, als die
überregionalen Zeitungen kamen und anfingen, sich über den Berg aus Bedeutung
zu streiten. Aber es wurde total unglaublich und bedeutungsvoll, als die Presse
von überall auf der Welt erschien. Normalerweise war im Januar in Taering nichts los. In diesem Jahr konnte der Januar gar
nicht lang genug sein.
    Januar.
    Januar.
    Januar.
    Januar.
    Und der
Januar zog sich bis in den Februar, einschließlich Fastnacht, und am 1. März
war immer noch Januar. Wir wurden fotografiert, von vorn und von hinten und von
der Seite und von schräg oben und von schräg unten. Für das beste Lächeln, das
klügste Stirnrunzeln, die großartigste Geste rannten die Fotografen hinter uns
her. Wann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher