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Teller, Janne

Teller, Janne

Titel: Teller, Janne
Autoren: Nichts
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diskutierten, was wir tun sollten.
    Es war
kalt, Handschuhe und Mützen halfen nur kurz, und den Asphalt des Schulhofs
bedeckte eine dünne Schicht Schneematsch, von dem unsere Stiefel nass und
eklig wurden. Aber wir hatten keine Wahl; uns war nicht mehr erlaubt, in der
Pause im Haus zu bleiben, das war ein Teil unserer Strafe.
    Einige stimmten dafür, wir sollten die ganze Geschichte erzählen und
deutlich machen, dass alles Pierre Anthons Schuld
war, und danach die Sachen zurückgeben. »Dann darf ich vielleicht wieder die
Flagge hissen«, sagte Frederik hoffnungsvoll.
    »Und ich
kann in die Kirche gehen«, warf der fromme Kai ein. »Vielleicht wäre das trotz
allem am besten .« Sebastian sah aus, als freute er
sich beim Gedanken, wieder angeln gehen zu können.
    »Nein !« , rief Anna-Li und überraschte
uns noch einmal. »Dann hat das Ganze doch gar keine Bedeutung gehabt .«
    »Und Klein
Oskar kann ich ja wohl nicht zurückbekommen«, fügte Gerda wütend hinzu, und
damit hatte sie recht . Klein Oskar hatte beim ersten
Nachtfrost am 3. Dezember dran glauben müssen.
    »Armes
Aschenputtel«, seufzte Elise, als sie daran dachte, dass der Hund vielleicht
vergeblich gestorben war. Ich selbst sagte nichts. Es war Winter, in dieser
Jahreszeit hatte ich an halbhohen grünen Sandalen keine Freude. Noch hielten
die meisten von uns zusammen. Sofie hatte unsere volle Unterstützung, als sie
vor die blauen Stiefel des frommen Kai auf den Asphalt spuckte.
    »Ihr feigen Weicheier !« , fauchte sie. »Gebt
ihr so leicht auf ?« Frederik und der fromme Kai
scharrten verschämt mit den Fersen auf dem Asphalt. Sebastian wurde etwas
kleiner. »Wir haben doch jetzt schon so viel Ärger, und wir haben schließlich
auch etwas gemacht, was wir nicht durften«, versuchte es Frederik vorsichtig.
    »Ist das dort draußen im Sägewerk etwa nicht die Bedeutung ?«
    Sofie starrte Frederik so lange in die Augen, bis er den Blick senkte
und nickte. »Wenn wir die Bedeutung aufgeben, ist nichts übrig !« Nichts! Gar nichts! Niente!
    »Sind wir uns einig ?« Sie sah uns einen nach
dem anderen an, schien mehr denn je zu brennen. »Ist die Bedeutung nicht
wichtiger als alles andere ?«
    »Natürlich«, sagte Ole und nutzte die Gelegenheit, Frederik so fest zu
schubsen, dass der beinahe hingefallen wäre.
    Wir anderen nickten und murmelten unsere Zustimmung.
    Anders konnte es doch gar nicht sein. Denn so war es ja auch.
    »Es gibt nur noch ein Problem«, fuhr Sofie fort. »Wie sollen wir es
anstellen, Pierre Anthon den Berg aus Bedeutung zu zeigen ?«
    Sie musste nicht weiter erklären, was sie meinte. Die Polizei hatte das
Sägewerk und den Berg aus Bedeutung abgesperrt, sie seien Beweismaterial. Und
wir hatten alle Hausarrest. Es klingelte, und wir konnten die Diskussion erst
in der nächsten Pause fortsetzen.
     
    Sofie
brachte selbst die Lösung für den ersten Teil des Problems.
    »Mit etwas
Glück können wir die Polizeiabsperrung umgehen«, sagte sie. »Nicht auf der
Straßenseite, wo auch der Eingang ist, sondern auf der abgewandten Seite hat
das Sägewerk im Giebel ein Dachfenster. Diese Seite bewacht die Polizei nicht.
Dort könnten wir einsteigen, wenn wir uns eine Leiter beschaffen .«
    Weniger einfach war es mit dem Hausarrest. Nicht viele hatten Lust,
ausgerechnet jetzt den Zorn ihrer Eltern heraufzubeschwören.
    »Wir könnten Pierre Anthon vielleicht bitten,
allein zum Sägewerk hinauszugehen und nachzusehen«, schlug Richard vor. »Dazu
bekommen wir ihn nie«, sagte Maike. »Er wird glauben, wir wollten ihn auf den
Arm nehmen .« Ich hatte eine Idee.
    »Und was, wenn die Zeitung eine Geschichte über uns und den Berg
bringt. Dann wird Pierre Anthon doch bestimmt neugierig
und dort vorbeigehen ?«
    »Aber wie
sollen wir den Taering Tirsdag dazu bekommen, über uns zu schreiben ?« , fragte Ole
höhnisch. »Die Polizei hält die Sache doch geheim, wegen unserer Namen und
wegen unseres Alters .«
    »Wir rufen
einfach selbst bei der Zeitung an und tun so, als seien wir irgendwelche
verärgerten Mitbürger, die von der geschändeten Jesusfigur und so gehört haben .« Bei dem Gedanken lächelte ich.
    »Du sagst aber nicht >und so< !« , rief
Gerda und dachte sicher an Klein Oskar, der ganz steif in seinem Käfig mitten
im Berg lag. »Ich werde überhaupt nicht anrufen !«
    »Wer denn dann?«
    Wir
schauten uns an. Ich verstand nicht, warum plötzlich alle mich ansahen, aber so
etwas kommt wohl dabei heraus, wenn man seinen Mund nicht
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