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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe
Autoren: Charlotte MacLeod
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Spitzenbesatz ihres Kleides und lächelte genauso geheimnisvoll wie Mona Lisa. »Ich vermute, Mr. Loveday hat den Schlüssel nur deshalb bei sich gehabt, weil er das Gefühl genoß, daß er sich auf dem Anwesen sehr viel freier bewegen konnte als sein momentaner Arbeitgeber ahnte. Die Tatsache, daß nicht er, sondern Dolph der Erbe von Frederick Kelling war, muß ihm sehr zugesetzt haben.«
    »Ich glaube, Theonia hat recht«, sagte Sarah. »Erinnert ihr euch, wie er sich gestern abend in seinem albernen Smoking aufgeführt hat? Er hat die Gäste an der Tür empfangen, als sei er der Herr im Haus. Bevor die Auktion losging, wollte er sogar eine kleine Begrüßungsrede halten. Ich mußte ihn mehr oder weniger fesseln und knebeln, um ihn davon abzuhalten.«
    »Ein Glück, daß du ihm in die Parade gefahren bist«, knurrte Jeremy Kelling. »Andernfalls hätte ich den Mistkerl nämlich am Kragen gepackt und ihm einen Tritt in den Hintern gegeben.«
    »Das kannst du deiner Großmutter erzählen«, sagte Dolph, bei dem trotz seiner momentanen Hochstimmung wieder einmal die Macht der Gewohnheit den Sieg davontrug. »Osmond ist nämlich bedeutend fitter als du es je in deinem Leben gewesen bist. Lange Spaziergänge, Gewichtheben, Weizenkeime. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Gütiger Himmel, was die Menschen für einen Unsinn treiben! Kein Wunder, daß Loveday die Verbrecherlaufbahn eingeschlagen hat. Jeder weiß schließlich, daß Weizenkeime den Geist umnebeln. Egbert, ich glaube, einige der Gäste könnten eine kleine Erfrischung vertragen.«
    »In diesem Haus ist Egbert ein ebenso gerngesehener Gast wie alle anderen Anwesenden«, sagte Brooks entschlossen. »Bitte setzen Sie sich wieder, Egbert. Ich kümmere mich selbst um die Getränke.«
    »Was ist denn aus eurer Dienerschaft geworden?« erkundigte sich Max.
    »Charles hat eine Probe, und Mariposa besucht Verwandte«, teilte ihm Theonia mit. »Ich glaube, sie geben eine Verlobungsparty für Annie und Onkel Pedro. Und jetzt müßt ihr mich leider entschuldigen. Sonntagabends haben wir nämlich immer ein Büffet für unsere Pensionsgäste, und es wird allmählich Zeit, daß ich mit den Vorbe-reitungen anfange.«
    »Ich helfe dir«, sagte Sarah. »Max kann Mary und Dolph nach Hause bringen, damit sie sich in die Medienschlacht stürzen können, und ich schlage vor, daß Onkel Jem sie begleitet. In dem Presserummel braucht das SCRC dringend einen wortgewandten Verteidiger, und seit gestern abend bin ich felsenfest davon überzeugt, daß die Leute Onkel Jem einfach alles abkaufen.«
    »Verdammt richtig«, sagte Dolph. »Na los, du alter Saufsack. Mach dich nützlich, zur Dekoration taugst du schließlich schon seit Ewigkeiten nicht mehr.«
    »Wenn ihr es wünscht«, erwiderte Jeremy Kelling mit großer Würde. »Wie der Prince of Wales dereinst zu Lühe Langtry sagte: >Ich dien<. Ich bitte lediglich um die Erlaubnis, mir vorher einen meiner eigenen Schlafanzüge holen zu dürfen. Ich habe vorige Nacht in einem von Dolphs Riesendingern geschlafen und geträumt, mich hätte ein Elefant verschluckt. Verteufelt unangenehme Erfahrung, kann ich euch sagen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie kompliziert Elefanten im Inneren ihrer schlechtsitzenden grauen Haut aussehen.«
    »In der Tat, also erzähl uns um Himmels willen besser keine Einzelheiten«, sagte Mary. »Du hast recht, Sarah, wir sollten uns wirklich auf die Socken machen. Ich darf nicht daran denken, was Genevieve und Henrietta ohne uns zu erleiden haben.«
    »Ich rufe sie schnell an und sage ihnen, daß ihr schon unterwegs seid«, versprach Brooks. »Ich würde ja selbst gern mitkommen, wenn hier nicht Not am Mann wäre.«
    »Ihr beiden habt ohnehin schon mehr als genug getan, Brooks. Der Himmel weiß, wie wir das alles ohne deine und Theonias Unterstützung geschafft hätte.«
    »Bevor du zum Telefon gehst, Brooks, würde ich gern noch schnell ein kurzes Telefonat erledigen, wenn es dir nichts ausmacht«, sagte Max. »Hast du was dagegen, wenn ich den Apparat oben benutze, Theonia?«
    »Natürlich nicht.« Warum sollte sie auch, schließlich gehörte das Haus ihm inzwischen viel mehr als ihr.
    Das kurze Telefonat dauerte bereits gute fünf Minuten, und Mary wurde allmählich nervös. »Dolph, meinst du nicht, wir sollten doch lieber ein Taxi rufen?«
    »Ich gehe nachschauen, was Max so lange macht«, sagte Sarah.
    Sie kam gerade rechtzeitig, um ihn sagen zu hören: »O Gott! Eh bien, Pepe, tant pis. Laß den
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