Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
trat dieses wilde Geschöpf mit den glühenden Augen und dem abgetragenen alten Poncho in mein Leben, und -«
    Der Anwalt aus der Berkeley Street räusperte sich. »Ähem, Osmond, meinen Sie nicht auch, Sie sollten jetzt besser nichts Unüberlegtes sagen?«
    »Was habe ich denn schon gesagt? Ich habe lediglich zugegeben, daß ich eine kurze Affäre mit Miss Follow hatte.«
    »Miss Follow?« Tigger begann herzzerreißend zu schluchzen. »Und zu mir hat er gesagt, ich wäre unwiderstehlich unkonventionell!«
    Es ist immer ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, wenn ein Mann im besten Alter in Leidenschaft für eine junge Frau entbrennt. Osmond Loveday konnte sich nicht länger beherrschen. »Oh, das bist du doch auch! Das bist du doch auch! Bitte, Struwwelchen, hör doch auf zu weinen."
    »Struwwelchen?« Dolph Kellings Kinnlade fiel fast bis auf seine Krawattennadel herab. »Herr des Himmels und aller Heerscharen! Eine Affenschande, daß Onkel Fred das nicht mehr mitansehen kann!«

Kapitel 23

    Osmond Loveday und seine kleinen Stempel.« Mary Kelling schüttelte ihr gepflegtes silbergraues Haupt. »Wer hätte das gedacht?«
    »Eigentlich ist mir Osmond Loveday von Anfang an verdächtig vorgekommen«, sagte Max. »Ich konnte ihm bloß nichts nachweisen, bis er Ted Ashe ermordet hatte.«
    »Was dazu führte, daß Struwwelchen anfing, alles auszuplaudern«, kicherte Dolph. »Obwohl man darüber eigentlich nicht lachen sollte. Schließlich war Ted ihr älterer Bruder, Wilbert Follow, wie sich inzwischen herausgestellt hat.«
    »Deswegen haben sich die beiden auch in dem Gäßchen so angefaucht«, sagte Sarah.
    »Sehr wahrscheinlich war Tigger stinksauer auf Wilt, wie sie ihn nannte, weil er sich unter falschem Namen ins Center eingeschlichen hatte und damit drohte, den Schmuggelring ihres Loverboys auffliegen zu lassen«, meinte Max. »Wilt wollte sich nicht davon abbringen lassen, die Sensationsstory zu veröffentlichen, auch wenn ihn seine Schwester noch so darum bat, und sie hatte eine Heidenangst, daß Loveday die wahre Identität ihres Bruders herausfinden und ihr an allem die Schuld geben könnte. Sie hat wahrscheinlich selbst mit dem Gedanken gespielt, Wilt aus dem Weg zu schaffen, doch als sie erfuhr, daß Ozzie ihr gestern abend zuvorgekommen war, konnte sie es doch nicht ertragen. Danach hat sie angefangen zu singen wie ein Kanarienvogel. Ich wette, sie hat immer noch nicht aufgehört.«
    »Hat Tigger auch gesagt, daß Osmond Chet Arthur umgebracht hat?« erkundigte sich Mary.
    »Sie hat alles bis ins kleinste Detail geschildert. Übrigens hattest du recht mit der Tiefgarage, Sarah, aber es war nicht die unter dem Common. Folgendes ist passiert: Hoopie - das ist der Vogel in dem lila Jogginganzug, der jetzt ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt und singt, was das Zeug hält - hat eine Dose mit Heroin auf die Straße gelegt, und Chet hat sie aufgehoben. Aber Chet merkte sofort, daß etwas nicht stimmte, schaute sich die Dose genauer an, fand die kleinen Papiertütchen und machte eins davon auf.«
    »Deshalb waren auch Heroinkristalle in seiner SCRC-Tasche«, sagte Brooks.
    »Richtig«, stimmte Max zu. »Chet war klar, was er gefunden hatte, aber er fühlte sich außerstande, allein damit zur Polizei zu gehen, und marschierte daher schnurstracks zurück zum Center, um Dolph alles zu erzählen. Wie das Leben so spielt, traf er um Punkt fünf Uhr dort ein, genau in dem Moment, als Loveday das Gebäude verlassen wollte. Als Loveday sah, daß Chet die Tragetasche immer noch bei sich hatte, wußte er, daß etwas schiefgelaufen war. Er sprach Chet an, horchte ihn aus und log ihm vor, die Kellings seien bereits nach Hause gegangen, doch er sei gerne bereit, Chet im Wagen hinzufahren.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Osmond Loveday ein Auto hat«, sagte Mary.
    »Anscheinend gab es verdammt viele Dinge in Lovedays Leben, von denen niemand etwas wußte. Wenn Tigger die Wahrheit sagt, hat er dem armen Chet ganz schön zugesetzt, indem er ihm in allen Einzelheiten schilderte, was die Drogendealer mit ihm anstellen würden, wenn sie ihn erst geschnappt hätten. Als sie schließlich das Auto erreicht hatten, war Chet froh und dankbar, als Loveday vorschlug, er solle sich hinten im Wagen auf den Boden legen und von ihm zudecken lassen, damit ihn niemand sehen konnte.«
    »Womit denn?« fragte Brooks.
    »Mit ein paar großen schwarzen Müllsäcken aus der Center. Die hatte sich Loveday schnell aus der Küche geholt, als er Chet
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher