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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
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Monate bewiesen uns, daß Mick seine Worte ernst gemeint hatte, aber im Moment war er seiner Überschwenglichkeit rein physisch nicht gewachsen. Er verlor das Gleichgewicht und plumpste in einen Sessel. Christopher und Christina hatten abwartend durch die Tür gespitzt, und mein Sohn hatte sich inzwischen seine Meinung über Mick gebildet.
    »Komm, geh mit hinein, Christina«, sagte er. »Du brauchst dich nicht vor ihm zu fürchten. Er ist ein netter, alter Trottel.«
    Von dem Augenblick an war Mick der Sklave unserer Kinder.
     
     

3
     
    »Natürlich wird Mick eine Hilfe sein«, sagte Paul. »Ich behaupte ja gar nicht das Gegenteil. Ich meine eben nur, daß du dich in acht nehmen sollst. Larry führt wieder irgend etwas im Schilde, und der alte Mann kommt ihr gerade recht, ihr bei ihrem Plan zur Hand zu gehen. Es wird höchste Zeit, daß du endlich vernünftig wirst und dich daran erinnerst, daß du die Mutter von zwei Kindern bist.«
    »Was nicht zu überhören ist«, antwortete ich, denn draußen auf der Wiese, wo Prudence noch vor einer Minute friedlich herumgekrabbelt war, erhob sich lautes Gebrüll. Das kleine Etwas kämpfte erbost mit den Zweigen eines Hortensienstrauches und schrie wie am Spieß.
    Paul befreite seine Tochter und fuhr dann mit seinem Sermon fort. »Diese Geschichte mit ihrem Onkel ist reine Spinnerei. Der alte Knabe hat das Recht, zu heiraten, wen er will. Weißt du, warum sich Larry so aufregt? Weil sie nicht genug zu tun hat.«
    »Richtig! Jede Farmersfrau stirbt fast vor Langeweile. Wie soll Larry auch den Tag herumbringen? Sie hält lediglich das Haus in Ordnung, kümmert sich um zwei Kinder und unzählige Viecher, hilft ihrem Mann, die Schafe einzutreiben, und geht überall zur Hand, wo es gerade nötig ist. Sie fährt einmal in der Woche fünfzehn Kilometer in einem uralten Klapperkasten zu Tantchen und holt die Post ab, kauft ein, besorgt den Gemüsegarten und...«
    »Es reicht, es reicht«, rief Paul und machte ein etwas schuldbewußtes Gesicht. »Ich sage ja nicht, daß Larry nichts tut. Aber sie braucht eben etwas, womit sie ihre Gedanken ein wenig mehr beschäftigen kann. Sie ist viel zu sehr darauf aus, ihre Nase in anderer Leute Geschäfte zu stecken, und zieht dich dauernd in irgendwelche Geschichten hinein. Heute morgen erst sagte sie zu mir: >Susan und ich haben uns entschlossen, diese Heirat mit allen Mitteln zu verhindern^ Wenn ihr beide im Team arbeitet, weiß ich genau, was das heißt — mit allen Mitteln!«
    Larry lachte nur spöttisch auf, als ich ihr von den Vorwürfen meines Mannes erzählte, und sagte: »Jetzt ist wirklich der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns zusammentun müssen. Du und Mick und Anne und ich und Julian. Er wird natürlich auch mitmachen, das weiß ich ganz genau. Wenn unsere jämmerlichen Männer Angst haben, dann handeln wir eben auf eigene Faust. Übrigens, du kommst doch heute nachmittag mit Anne und mir zu Tantchen, nicht wahr? Ich glaube, sie hat irgendeine alte Freundin zu Besuch, die wir kennenlernen sollen.«
    Tantchen hat den Kolonialwarenladen in Tiri und ist genau das Gegenteil dessen, was man bei ihrem Spitznamen erwarten sollte. Miss Adams ist keine dicke, leutselige, schmuddelige alte Kramersfrau, die über den ganzen Bezirk Bescheid weiß, sondern die tüchtigste Frau, die mir je begegnet ist. Sie hat Charme, ist humorvoll und sehr klug. Und was noch mehr wert ist, jeder mag sie gern und weiß, daß man sich immer auf sie verlassen kann. Um das Bild vollständig zu machen, muß ich eine Bemerkung des Colonels wiedergeben: »Obwohl sie sich aus unbekannten Gründen entschlossen hat, ein Ladengeschäft zu betreiben, ist sie unumstritten von unserer Gesellschaftsschicht.«
    Ihre Freundin war eine Überraschung. Weit davon entfernt, eine »alte Freundin« zu sein, war Mrs. Forbes eine hübsche und elegante Frau, die kaum einen Tag älter als fünfundvierzig sein konnte. Sie war mit einem Künstler verheiratet gewesen, der vor fünf Jahren gestorben war. Offensichtlich hatte Mrs. Forbes’ Mann nicht viel Geld hinterlassen, denn die Witwe hatte sich bisher ihren Lebensunterhalt irgendwo im Innern des Landes auf einer Schafzuchtstation verdient, indem sie Kinder unterrichtete und irgendwelche Gemeindearbeiten erledigte. Da ihre Zöglinge in ein Internat nach England gegangen waren, lebte sie im Augenblick bei Miss Adams.
    Larry, die Tantchen heiß liebte und verehrte, begeisterte sich natürlich sofort für Mrs. Forbes und erzählte sehr
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