Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
es nur so wenige Witwen hier, Susan?«
    »Weil«, antwortete ich, »wohl kaum eine alleinstehende Frau auf die Idee käme, sich hier im Hochland eine Farm zu kaufen«, und damit gab Larry mit einem Seufzer des Bedauerns ihren Witwengedanken auf.
    In dem Augenblick kamen die Kinder herein und begrüßten uns stürmisch. Christopher erzählte atemlos, daß sie mit Tommy über einen riesengroßen Baumstumpf gesprungen seien, ohne herunterzufallen. Ich erwähnte Pauls Einstellung zu diesen Sprüngen, aber Christopher hörte mir nicht zu. Er hatte plötzlich Mick entdeckt, der sich aufgesetzt hatte und mit beiden Händen seinen Kopf hielt. »Mammi«, fragte der Junge, »was ist das da unter den Bäumen? Es sieht aus wie ein alter Mann, aber vielleicht ist es nur etwas, was Daddy da hingeschmissen hat.«
    Christina betrachtete Mick eine Weile, dann gab auch sie ihre Meinung von sich. »Ach, Quatsch, Christopher«, sagte sie, »das ist ein Affe. Wie die, die im Zoo Tee trinken. Was für einen langen; Weg das arme Tier hinter sich hat. Es muß todmüde sein.«
    Nun schaltete ich mich ein. »Das ist ein lieber, alter Mann«, sagte ich entschieden. »Er kommt von Onkel Richard und ist sehr nett. Ihr müßt lieb und höflich zu ihm sein.«
    »Wie heißt er?«
    Ich blickte Larry hilflos an. Ich hatte Micks Familiennamen nie gehört. Larry schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Ich nehme an, daß er während des Krieges noch irgendwie hieß, aber Onkel Richard sagt, daß er seinen Namen dauernd geändert hat und sich kein Mensch mehr auskennt. Nennt ihn einfach Mick, Kinder, er wird nichts dagegen haben.« Und als Christopher gerade hinaussausen und ihn begrüßen wollte, setzte sie schnell hinzu: »Stört ihn jetzt nicht. Er fühlt sich nicht ganz wohl. Laßt ihn allein. Nachher, wenn sein Kopf nicht mehr so weh tut, wird er hereinkommen und mit euch reden.«
    Mick war berühmt für seinen blumenreichen Wortschatz, und ich dachte mit leisem Unbehagen, was das mit den Kindern geben würde. Aber, um ehrlich zu sein, konnte Christophers Ausdrucksweise nicht mehr viel schlechter werden, als sie schon war. Wo er sie aufgeschnappt hatte, war mir schleierhaft, auf jeden Fall hatte er alles Wort für Wort an Christina weitergegeben.
    Ich weiß zwar, daß es das beste ist, unanständige Worte einfach zu ignorieren, aber in Christophers Fall scheint diese Methode nicht unbedingt zu wirken. Seit über einem Jahr überhöre ich seine derben Ausdrücke, was den Jungen aber nicht im geringsten entmutigt.
    Die Kinder waren mit ihrem Essen beschäftigt, und ich fragte Larry, wann Gloria hier eintreffen würde. »Onkel Richard bringt sie zu uns, bevor er abreist«, antwortete sie.
    »Aber wie soll das mit Mick unter einem Dach gut gehen? Der alte Mann wird begeistert sein! Ist er nicht leicht sauer auf sie?«
    »Sauer? Du hättest ihn hören sollen! Ich weiß, daß das ein schwacher Punkt in meinem Plan ist, aber es wird mir schon noch etwas einfallen.«
    Ich fühlte, daß ich die Lösung war. Und warum eigentlich nicht? Schließlich gab es im wahrsten Sinn des Wortes nichts, was Larry und Sam nicht für uns tun würden, und der alte Mann war sicherlich eine Hilfe, auch wenn er andrerseits eine Last sein mochte. Deshalb sagte ich: »Was hältst du davon, wenn er zu uns kommt? Glaubst du, er würde einverstanden sein?«
    »Susan, du bist wirklich ein Mordsmädchen! Das ist ein wundervolles Angebot. Aber was wird Paul dazu sagen?«
    »Paul wird sicherlich nichts dagegen haben. Die Frage ist nur, ob Mick sich nicht sträubt.«
    »Sträubt? Er wird von dir begeistert sein, Susan, und wenn er hört, daß Gloria im Anzug ist, wird er sich noch lieber in den Busch verkriechen als bei mir bleiben. Versuche doch den Eindruck auf ihn zu machen, als wolltest du ihn wirklich gern bei dir haben.«
    Ich versprach es ihr, allerdings mit der Einschränkung, es auf ein andermal zu verschieben, denn im Moment sah er so aus, daß ich einfach unfähig dazu war. Er war wieder ins Gras gesunken und lag laut schnarchend da, während einige Fliegen fröhlich um ihn herumsummten. Ich hoffte, daß er in nüchternem Zustand weniger abstoßend wirken würde.
    Larry wollte gerade aufbrechen, als Anne anrief. Larry nahm den Hörer ab. Unser Telefon ist eines jener altmodischen Modelle, bei dem man sich nur nahe genug an den Apparat stellen muß, um die ganze Unterhaltung mit anhören zu können.
    »Ich dachte mir schon, daß du bei Susan bist«, sagte Anne. »Erzähl mir, was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher