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Tee und Toast

Tee und Toast

Titel: Tee und Toast
Autoren: Mary Scott
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längst auf dem Rücken dieses Hügels sein. Oh, da kommen sie ja.« In der Ferne sah man die Silhouetten von Reitern gegen den Himmel auftauchen. Man hörte das schwache Bellen der Hunde, und kurz darauf drängten die Schafe schreiend und blökend durch das Gatter in die Hügelkoppel.
    »Mutterschafe und Lämmer sind schwer zu treiben«, erklärte ich Mick. »Wir lassen sie immer beisammen, bis wir die fetten Lämmer direkt von der Mutter weg verkaufen können. Es muß irgendwo Schwierigkeiten gegeben haben. Sehen Sie, die Männer reiten zurück und überlassen es Larry, die Herde den Hügel hinunter und hier herauf in die Pferche zu bringen.«
    Er murmelte, daß das über die Kräfte der armen Missis ginge und sie wie ein wildgewordener Teufel auf ihrem Pferd herumgaloppiere; ich ließ ihn stehen und schimpfen und ging mit den Kindern ins Haus zurück. Ich nahm an, daß Mick am Gatter auf Larry warten und es für sie aufmachen würde, wenn sie mit der Herde ankam.
    Doch nach einer halben Stunde war Mick verschwunden, und von den Schafen war immer noch keine Spur zu sehen. Ich ließ die Babies, die im Moment friedlich spielten, allein und ging wieder hinaus an den Zaun. Zu meinem Erstaunen hatte Larry diesmal in der Furt größere Schwierigkeiten als sonst. Die Schafe hatten sich zum Teil zerstreut und kletterten wieder den Hügel hinauf. Larry raste auf ihrem Pferd um die Herde und versuchte sie zurückzutreiben. Von Toss keine Spur. Auch Mick und die Kinder schien der Erdboden verschluckt zu haben.
    Plötzlich, als ich den Feldstecher vor die Augen nahm, änderte sich das Bild. Ein lautes, entsetzliches Getöse brach auf dem Hügel genau über den Schafen los. Die Tiere drehten sich erschreckt um und rannten dann wie von der Tarantel gestochen in die Furt hinunter. Mick hatte die Situation gerettet.
    Wie ein wild gewordener Teufel sprang er hin und her, trommelte mit einem Stock auf einem Gegenstand herum, den ich nicht erkennen konnte, und stieß dabei die fürchterlichsten Urlaute aus. Vielleicht ließe sich über die musikalische Begabung des alten Iren streiten, doch die Wirkung auf die Schafe war geradezu magisch. Die ganze Herde rannte, ohne zu zögern, durch die Furt und schien nur ein Ziel zu haben: der Gefahr im Rücken zu entkommen.
    »Aber wo ist denn Toss geblieben?« fragte ich Larry, als sie endlich die Schafe sicher eingepfercht hatte und wir bei einer Tasse Tee saßen. »Wie hast du es nur geschafft, die Schafe ohne Hund zu treiben?«
    »Sprich mir nicht von diesem Biest«, antwortete Larry zornig. Aber natürlich hält ihre Wut nie lange an, schon überhaupt nicht, wenn sie sich auf irgendeine dieser Kreaturen konzentriert. »Das arme, alte Vieh«, meinte sie kurz darauf. »Es kann eben diese harte Arbeit nicht mehr durchstehen. Außerdem war er anfangs überhaupt nicht daran schuld, sondern unsere mißratenen Kinder.«
    Anscheinend hatte sie die Schafe recht erfolgreich bis zur Furt gebracht, und als sie gerade die ersten durch das Wasser treiben wollte, tauchten zwei nackte kleine Gestalten aus den Fluten auf, genau an der Stelle, wo die Tiere standen. Unser Nachwuchs hatte beschlossen, ein frühmorgendliches Bad zu nehmen.
    »Damit war’s passiert«, erzählte Larry. »Die Schafe rannten nach allen Richtungen davon, und ich ritt wie verrückt um die Herde herum, von Toss unterstützt — zumindest eine Zeitlang. Dann war er auf einmal verschwunden. Ich hörte ihn zwar bellen, konnte ihn aber nirgends sehen und wollte gerade anfangen, mir Sorgen zu machen, daß ihm etwas zugestoßen sein könnte, als ich ihn entdeckte. Rate, wo er war. Er stand ganz am Rande der Furt unter einem Baum im Wasser. Man konnte ihn durch die herabhängenden Zweige kaum sehen. Er genoß das kühle Naß — du weißt, wie gern er badet — und streckte nur seine liebe, alte Nase aus dem Wasser, um sich ein Alibi zu erbellen. Wenn das nicht klug ist!«
    Ich bewunderte Larry. Sie nahm einfach alles mit Humor. »Bist du nicht wahnsinnig erschrocken, als dieser plötzliche Lärm ausbrach und Mick auftauchte?« fragte ich.
    »Ich dachte, mich rührt der Schlag, und den Schafen schien es nicht anders gegangen zu sein. Sie flohen praktisch nach Hause.« Larry ging in die Küche und versicherte Mick nochmals, was für eine große Hilfe er gewesen sei. Der alte Ire strahlte vor Freude und sagte nur, es gehe nichts über ein wenig Musik.
    »Aber worauf haben Sie eigentlich herumgetrommelt, und wo hatten Sie das Ding her?«
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