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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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Angriffsfläche: Sie erzählte Reportern in Waterloo, dass sie sich mit dem großen Sohn der Stadt identifiziere, John Wayne, dem Hollywood-Cowboy. Dieser wurde jedoch in Winterset, Iowa, geboren, während John Wayne Gacy, der tatsächlich in Waterloo gelebt hatte, ein pädophiler Massenmörder war, der als der verrückte »Killer-Clown« in die Annalen der Stadt einging. (Ohnehin verwechselte Bachmann den Schauspieler John Wayne, einen geschiedenen, kettenrauchenden, trinkenden Schürzenjäger, mit den Cowboys, die er in seinen Filmen darstellte.)
    Sie begrüßte die Wähler in New Hampshire als die »Freiheitskämpfer von Lexington und Concord« (wo die ersten Schüsse im amerikanischen Unabhängigkeitskampf fielen)   – Lexington und Concord liegen in Massachusetts. Sie verwechselte Elvis’ Geburtstag mit Elvis’ Todestag. Sie meinte, die Verfassungsväter hätten unermüdlich daran gearbeitet, die Sklaverei zu beseitigen, dabei besaßen Washington und Jefferson selbst Sklaven. Demokraten und die Medien, die ihnen nahestehen, drucken diese
gaffes
, Versprecher, oft und gerne nach, was Bachmanns Fans umso mehr dazu bringt, sich um die Abgeordnete zu scharen, die sie als Opfer einer elitären liberalen Verschwörung sehen. Matt Taibbi nannte sie im ›Rolling Stone Magazine‹ »verrückt«: »Allerdings nicht verrückt im Sinne einer Frau, die in der U-Bahn mit sich selbst spricht, sondern eher furchteinflößend verrückt, so wie Kim-Jong-Il im letzten Stadium.«
    Ist sie das wirklich? Bachmann kann, wenn es um ihre Karriere geht, erstaunlich rasch ihre Prinzipien über Bord werfen. Als Zeitungen mutmaßten, die Salem Lutheran Church in Stillwater,die sie zehn Jahre lang besucht hatte, hänge der Doktrin an, dass der Papst der Antichrist sei, verließen sie und ihr Mann die Gemeinde von einem Tag auf den anderen. Ohne die hispanischen, italienischen und irischen Katholiken ist heutzutage in den USA kein Wahlsieg mehr möglich.
    Auch ihre Sprüche haben Kalkül: Es geht immer darum, die Demokraten zu attackieren. Bei der Wahl von 2008 hatte Bachmann gefordert, die Medien sollten Kongressmitglieder und Senatoren auf antiamerikanische Ansichten hin überprüfen; sie meinte natürlich demokratische Senatoren. Nachdem sie ins Repräsentantenhaus gewählt worden war   – auch dazu hatte Gott sie angeblich berufen   –, behauptete sie, Obamas Dienstreise nach Indien koste den Steuerzahler 200   Millionen Dollar am Tag. Als in Obamas Amtszeit die Schweinegrippe ausbrach, bemerkte sie, das letzte Mal sei dies ebenfalls unter einem Demokraten geschehen, unter Carter. Als unter Obama die (anonymisierte) Volkszählung anstand, warnte sie davor mitzumachen, denn so seien die japanischstämmigen Amerikaner 1942 im Konzentrationslager gelandet. Immer wurde sie widerlegt, aber irgendetwas, so hofft sie, bleibt beim Wähler hängen. Manchmal geht sie zu weit: Als sie sagte, der Hurrikan Irene sei die Strafe Gottes für die Nettoneuverschuldung der USA, musste sie zurückrudern; sie behauptete nun, das sei ein Scherz gewesen.
    Das wichtigste Ziel von Bachmann ist: Sie will Obama ablösen und Präsidentin werden. Aber zu Republikanern kann sie genauso bissig sein wie zu Obama: Sie beschuldigte Tim Pawlenty, den früheren Gouverneur von Minnesota, der ebenfalls kandidieren wollte, ein Marxist zu sein, der »staatliche Kontrolle« wolle. Rick Perry stellte sie als korrupten Kinderquäler dar, weil der Schulmädchen impfen ließ. Und sie legte genau auf den Tag, an dem Mitt Romney seine Bewerbung ankündigte, ihren Auftritt in New Hampshire.
    Bachmann kann Menschen begeistern und elektrisieren, auch wenn das, was sie sagt, beim genaueren Nachdenken nicht so sehr viel Sinn ergibt. Bei einer Parteiversammlung der Republikaner in New Orleans im Sommer 2011 reißt sie die Delegiertenzu minutenlangen Beifallsstürmen hin. »Ich liebe New Orleans!«, ruft sie. »Ihr habt Katrina überlebt und auch Obamas Ölmoratorium«   – das kurzzeitig in Kraft war, als die Ölplattform Deepwater Horizon ein Loch in den Meeresgrund riss, sodass Milliarden von Litern Öl ausliefen. »Ihr könnt alles überleben.« Ein Statement, das Chuzpe beweist, sind doch mehr als 2000   Leute während des Hurrikans Katrina ertrunken, nicht zuletzt deshalb, weil die Bush-Regierung zu spät Hilfe sandte.
    Aber Bachmann legt noch nach. »Ich werde Jobs schaffen, Obama vernichtet Jobs!«, ruft sie. Denn der Präsident habe 500   Milliarden Dollar aus
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