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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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weil ihr Mann ihr das befohlen habe, und der Bibel zufolge sollten Frauen ihrem Mann gegenüber
submissive
, unterwürfig, sein. Das empörte Feministinnen wie Atheisten gleichermaßen; tatsächlich aber ist Bachmann etwa so submissiv wie Arnold Schwarzenegger; sie hat einfach nur die alte »Ich-habe-nur-Befehle-befolgt«-Masche benutzt. Laut dem ›Wall Street Journal‹ hat sie danach als Abgeordnete dafür gestimmt, das Budget des IRS um 600   Millionen Dollar zu kürzen, davon 285   Millionen bei der Steuerfahndung.
    Bachmann stilisiert sich als Kämpferin mit einem Rückgrat aus Titan, aber tatsächlich ist sie eine Opportunistin. Sie will einen Verfassungszusatz durchsetzen, die Schwulenehe zu verbieten, will aber die Bundesstaaten nicht dazu zwingen, den umzusetzen. Das macht nicht nur keinen Sinn, es widerspricht auch ihrem Bekenntnis zur originären Verfassung der USA.   Mittlerweile redet sie gar nicht mehr so gerne über die Schwulenehe   – die Ansicht darüber sei Privatsache. Sie tritt als erfahrene Politikerin auf oder als Washingtoner Outsider, je nachdem, mit wem sie spricht. Sie warnt vor kommunistischen Umtrieben und ausländischen Einflüssen, ist aber stolz darauf, als Jugendliche in einem Kibbuz gearbeitet zu haben. Sie will einen Staat mit weniger Regularien für die Wirtschaft, denn die Wirtschaft schaffe Jobs, nicht die Regierung; sie verspricht aber, als Präsidentin Jobs zu schaffen. Sie kämpft gegen eine Erhöhung der Staatsverschuldung unter Obama, hat sich aber, solange George W.   Bush am Ruder war, keiner Ausgabenerhöhung widersetzt. Bush hat auch2006 die Rede bei einem Fundraising, einer Spendensammelgala für Bachmann, gehalten. Auch Karl Rove, intern »Bushs Gehirn« genannt, und der damalige Vize Dick Cheney unterstützten schon früh die konservative Hoffnungsträgerin.
    Tea- O-Cons und Astroturf
    Als die ersten Tea Partier sich empörten, war die Stimmung noch ganz anders gewesen. In den letzten Tagen, in denen Bush im Amt war, hatten Republikaner und Demokraten gemeinsam Milliardengeschenke für die Wall Street beschlossen, nachdem Lehman Brothers Konkurs angemeldet hatte und andere Banken wankten. Hunderttausende von Wählern beschwerten sich in Anrufen, E-Mails und Briefen bei ihren Volksvertretern in Washington. Auf Partys traf man Menschen jeglicher politischer Couleur, die rot vor Wut über diese Geldverschwendung glühten. Noch größer wurde die Wut, als Amerika von den Immobilienwetten der Banker gegen Häuslebauer und absurd hohen Boni für Banker erfuhr.
    Aber mit der Wahl von Obama war aus einem Volksaufstand gegen die Wall Street ein Kampf für mehr Laissez-faire-Kapitalismus und weniger Steuern für Reiche geworden. Und aus der libertären, staatsfernen Tea Party wurde eine schrille, ultrarechte, nationalistische Bewegung, die von Feindbildern lebt: »dekadente« Europäer, die für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg nicht dankbar sind, Kommunisten und Liberale, die Amerika unter die Knute von Karl Marx bringen wollen, illegale Immigranten, die das Land unterwandern wollen, kurz, alles, was irgendwie »fremd« ist, »ausländisch« oder »unamerikanisch«.
    Das liegt daran, dass die Bewegung von Neokonservativen, Evangelikalen, Reaganites, den Reagan-Republikanern und Paleocons, den paläokonservativen Republikanern alter Schule, infiltriert wurde, der alten Garde eben, die sich mit den rechtsradikalen, rassistischen Gruppierungen arrangierte und die echten Libertären ausgrenzte. Als Ron Paul im Sommer 2011 aufder Republican Leadership Conference in New Orleans die
straw poll
, die Mehrheit der anwesenden Delegierten, gewann, wurde er ausgebuht   – von den gleichen Republikanern, die gerade noch betont hatten, wie sehr sie die Tea Party liebten.
    Jake Shannon, ein libertärer Radiomoderator aus Utah, der für den Kongress kandidiert, nennt diese Leute in seinem Buch ›Tea- O-Conned ‹ deshalb »Tea- O-Cons «, verkappte Neocons, die ihre »antifreiheitliche, kriegsfreundliche Agenda in libertäre Rhetorik kleiden, um von der Popularität der libertären Ideen zu profitieren und damit an der Macht festzuhalten«. Als die Tea Party noch libertär war, wollte sie die Federal Reserve, die Zentralbank, und das Finanzamt abschaffen. Heute unterstützen die Tea- O-Cons den
Patriot Act
, das Anti-Terror-Gesetz, das es möglich macht, Amerikaner zu bespitzeln, und die Kriege im Mittleren Osten, ärgert sich Shannon. Die echten
grassroots
seien
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