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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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er bezog sich auf den 12.   September 2001, den Tag nach dem Anschlag auf das World Trade Center, als Amerika einig hinter Bush stand. Der erste Grundsatz war: »Amerika ist gut.« Und der siebte: »Ich teile das, was ich hart erarbeitet habe, nur freiwillig, die Regierung kann mich nicht zur Wohltätigkeit zwingen.« Beck wollte, dass sich alle Amerikaner zusammenschlössen, für Amerika, für Gott, für die Familie   – und gegen islamistische Terroristen, mexikanische Immigranten, somalische Piraten und hohe Steuern. Und so trommelte er auf Fox News für einen »Marsch der Steuerzahler« auf Washington am 12.   September 2009, der ebenfalls von FreedomWorks unterstützt wurde. Der Höhepunkt war erreicht, als Beck am 28.   August 2010 zur einer Großdemo in Washington aufrief, zu Füßen des Lincoln Memorials, an der Mall. Hier hatte auf den Tag genau vor 47   Jahren Martin Luther King, die Ikone der Bürgerrechtsbewegung, seine berühmte Rede »I Havea Dream« gehalten. Keine zufällige Wahl: Beck wollte sich als Führer einer neuen Bürgerrechtsbewegung gerieren.
    Eine von denen, die Becks Sendung im Fernsehen verfolgten, war Jenny Beth Martin, eine Republikanerin aus Georgia, die ein landesweit beachtetes Blog hatte. Am 15.   April 2009, dem
Tax Day
, an dem Amerikaner Steuern zahlen müssen, gründete sie die Tea Party Patriots, zusammen mit Mark Meckler, einem Libertären aus Kalifornien, der von der Tea Party begeistert war, seit er den Auftritt Rick Santellis gesehen hatte. Meckler sagt, er sei kein Republikaner, aber er sehe sich trotzdem in der Tradition von Ronald Reagan. Aus den Patriots wurde ein gemeinnütziger Verein mit einer unüberschaubaren Anzahl von kommunalen Untergruppen; sie sprechen sich für »fiskalische Verantwortung« aus; vor allem organisieren sie Proteste gegen ObamaCare. Es sind die Patriots, die bei der Tea Party das organisatorische Heft in der Hand halten.
    Für die Republikaner ist es wichtig, die Tea Party ernst zu nehmen. Das letzte Mal, als unzufriedene Republikaner eine Alternative suchten, fand sich Ross Perot, ein texanischer Ölmilliardär, der genug Geld hatte, seinen Wahlkampf zu finanzieren. Perot kandidierte als Unabhängiger sowohl gegen Bill Clinton als auch gegen George Bush sen. Er bekam 19   Prozent der Stimmen, sodass Bush letztlich gegen Clinton unterlag. Deshalb wollen die Republikaner die Tea Party unbedingt unter ihrem Dach behalten. Und deshalb gibt es viele Washington-Insider, die entdeckt haben, dass sie im Herzen immer schon Tea Partier waren.
    Die Tea Party ist für alle da
    Michele Bachmann hat ihren nächsten großen Auftritt in Waterloo, am Morgen nach der Feier im Electric Park Ballroom. Sie spricht auf einer Bühne vor dem Snowden House, einer restaurierten Stadtvilla, die zum Heimatmuseum von Waterloo gehört. Im Haus befindet sich eine Ausstellung über die Sullivan-Brüder. Im Zweiten Weltkrieg haben die fünf Brüder alle zusammen auf einem Kriegsschiff gedient, der USS Juneau, die 1942 von einem japanischen Torpedo versenkt wurde. Es ist eine dieser heroischenamerikanischen Geschichten, aus denen Hollywoodfilme gemacht werden. Das Motto der Brüder war »Wir halten zusammen«, es wurde zum Motto der US Army. Amerika, sagt Bachmann, solle sich die Sullivan-Brüder zum Vorbild nehmen. »Wir Amerikaner halten zusammen. Das ist der Geist, der Amerika groß gemacht hat, den müssen wir wiederfinden.« Die Probleme, die Amerika heute habe, seien von beiden Parteien verursacht worden, deshalb müssten beide zusammenarbeiten. Und die Tea Party sei ohnehin für alle da, Republikaner und Demokraten, Libertäre und Konservative. Auch hier, auf dem Rasen, wird wieder ›She’s an American Girl‹ gespielt. Ein paar Tage später wird der Komponist des Liedes, Tom Petty, sich beschweren und Bachmann die Nutzung für Wahlkampfzwecke verbieten.
    Inzwischen ist der ganze Bachmann-Clan da, auch ihre Schwiegermutter und ein paar Enkel. Nach der Rede wird sie ins Haus geführt, wo sie den wichtigen Medien der USA Interviews gibt: der ›NewYorkTimes‹, ABC und NBC.   Anders als Sarah Palin pflegt Bachmann keine öffentliche Abneigung gegen die
mainstream media
. Vor dem Snowden House lungern die nicht ganz so wichtigen Medien herum, die hoffen, dass sie danach noch die eine oder andere Frage stellen können. Drei junge Schwarze stehen auf dem Rasen, ausgerüstet mit Kameras und Mikrofonen. Sind sie Republikaner? Die drei gucken mich an, als stamme ich
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