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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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für Jesus Christus wiederzugewinnen und die Oberherrschaft über die zivilen Strukturen zu gewinnen«. Goldberg führt diese Lehre auf den calvinistischen Theologen R.   J.   Rushdoony zurück.
    Ursprünglich war Bachmann Demokratin. Als Studentin hat sie für Jimmy Carter Wahlkampf gemacht. Davon kam sie aberab; über die Gründe kursieren mehrere Versionen. Es heißt, dass sie fand, bei den Demokraten gebe es zu viele antiamerikanische Atheisten, aber auch, sie habe sich über ein Buch von Gore Vidal geärgert, ein Verwandter des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Al Gore, der darin die Gründungsväter beleidigt habe. Auf jeden Fall wechselten sie und ihr Mann Marcus schon bald zu den Republikanern.
    Nach der Universität ging sie nach Minnesota zurück. Dort, in Stillwater, begann ihre politische Karriere, als sie sich in die Elternvertretung der örtlichen Schule wählen ließ (das war übrigens auch Sarah Palins erster Schritt in die Politik). Mit einer staatlichen Schule kam sie nur deshalb in Berührung, weil sie sich bei der Staatsregierung als Pflegemutter hatte registrieren lassen. Das hieß, sie durfte drei Pflegekinder gleichzeitig betreuen, die ein paar Wochen bei ihr blieben, manche auch ein paar Jahre. Aber sie mussten nach den Gesetzen von Minnesota in staatliche Schulen gehen, während Bachmanns eigene Kinder in ihren ersten Jahren zu Hause unterrichtet wurden und danach christliche Privatschulen besuchten.
    So erfuhr Bachmann, was in staatlichen Schulen gelehrt wird, und sie war entsetzt. Sie versuchte, »biblische Prinzipien« im Curriculum festzuschreiben. Und sie setzte durch, dass der Disney-Film ›Aladdin‹ an der Schule nicht gezeigt werden durfte, weil er Hexerei glorifiziere. Das ist in den USA nichts Ungewöhnliches; konservative Eltern haben auch gegen die Harry-Potter-Bücher protestiert. Aber irgendwann wurde Bachmann den anderen Eltern unheimlich. Sie wurde abgewählt. Daraufhin schloss sie sich der Maple River Education Coalition an, der die Website EdWatch. org gehört. Die will durchsetzen, dass das Christentum an den Schulen und Colleges als eine Religion dargestellt wird, die allen anderen überlegen ist. Bachmann ist zudem der Meinung, Intelligent Design, eine Schöpfungslehre, die Gott als den »Designer« der Welt betrachtet, sollte gleichberechtigt mit der Evolutionstheorie an den Schulen gelehrt werden, zumal es »Aberhunderte von Wissenschaftlern, viele davon Nobelpreisträger« gebe, die an Intelligent Design glaubten.
    Bachmann ist gegen Abtreibung und gegen Scheidung und hat den
pledge
, das Gelöbnis eines konservativen Familienverbandes, unterzeichnet, das sich für eheliche Treue und gegen Pornographie ausspricht (und selbstverständlich gegen die Schwulenehe). In dem Gelöbnis hieß es ursprünglich sogar, schwarzen Kindern sei es während der Sklaverei besser gegangen als unter Obama, weil sich ihre Eltern seltener trennten. Tatsächlich durften schwarze Sklaven gar nicht legal heiraten, und ein Paar blieb lediglich so lange zusammen, wie es der Plantagenbesitzer für richtig hielt. Darüber hinaus ist sie eine stramme Verfechterin der U S-Militärmacht in der ganzen Welt; sie hat für mehr Truppen im Irak gestimmt, hat kein Problem damit, Atombomben auf den Iran zu werfen und die Militärhilfe für Israel beizubehalten.
    Christliche Zionisten und bewaffnete Verschwörungstheoretiker
    Dass Michele Bachmann der Liebling der Religiösen Rechten ist, verwundert nicht, aber wie konnte ausgerechnet Bachmann zum Star der Tea Party aufsteigen? Die Tea Party startete keineswegs als Verein von Ultrareligiösen. Sie war ein Bündnis von Libertären und Konservativen, die gegen einen zu starken Staat protestierten, gegen die Gängelung durch zu viele Gesetze, die zurück zu den freiheitlichen Ursprüngen der amerikanischen Verfassung wollten   – freie Religionsausübung, freie Rede, Waffenbesitz   –, die sich darüber empörten, dass die Wall Street und die Immobilienversicherungen mit Unsummen von Steuergeldern gerettet wurden, und die nicht Abermilliarden für die Kriege im Irak und in Afghanistan ausgeben wollten. Wie ist daraus eine Bewegung von Washingtoner Insidern, Berufspolitikern und Lobbyisten geworden, zu deren Zielen es gehört, in amerikanischen Betten zu schnüffeln, den Militärhaushalt aufzuplustern und Zäune gegen Immigranten zu bauen?
    Die Tea Party ist keine formale Partei, für die sich Wähler registrieren lassen können, was in den
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