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Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht

Titel: Tea Party Die weisse Wut - Was Amerikas Neue Rechte so gefaehrlich macht
Autoren: Eva C Schweitzer
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viel über Familienwerte, aber sie ist nicht ehrlich, was ihre eigene Familie angeht«, sagte er zu ›City Pages‹, einer Stadtzeitung in Minneapolis.
    Auch manche Parteifreunde kaufen ihr die warmherzige Familienmutter nicht ab. »Sie ist eine eiskalte, kalkulierende Person«, meint Gary Laidig, der Republikaner, dem sie im Jahr 2000 den Sitz im Senat von Minnesota abnahm, indem sie den Veteranals »republikanisch nur dem Namen nach« denunzierte. Laidig wurde von seiner Niederlage, wie so viele ihrer innerparteilichen Gegner, kalt überrascht. »Ihre Wahlkampagnen sind immer gleich: Keiner weiß so genau, wer sie ist; sie wirkt wie eine zierliche, attraktive soccer mom«, meint Laidig. »Aber in Wirklichkeit gehört sie zu einer Gruppe, die absolut entschlossen ist, die Republikaner zu übernehmen. Die machen professionell Wahlkampf, das fängt damit an, Delegierte zu gewinnen, bis hin zum Abtelefonieren der Wähler.« Sie sagte damals, Gott habe ihr befohlen zu kandidieren, sie habe das nie geplant.
    Heute gilt Bachmann als die Königin der Tea Party, während es bald klar wurde, dass sich Sarah Palin doch eher für Manolo-Blahnik-Schuhe und ihre neue Fernsehshow interessiert als für Politik. »Während Palin klar gelangweilt ist von den langwierigen, arbeitsintensiven Aspekten des Wahlkampfes und viel mehr daran interessiert, die Vorteile ihrer Reality-Show-Berühmtheit auszunutzen, ist Bachmann nachgerade skrupellos zielorientiert, eine nimmermüde Arbeitsbiene, die zudem auch über genug Energie verfügt, ihre Botschaft immer und zu allen Zeiten zu verbreiten«, schreibt Matt Taibbi in einem Bachmann-Porträt im Magazin ›Rolling Stone‹. Sie selbst sagt von sich, sie habe ein Rückgrat aus Titan.
    Bachmann hat den »Tea Party Caucus« des Repräsentantenhauses und des Senats gegründet, den sie auch leitet, und sie hat sich damit an die Spitze der Tea Party in Washington gesetzt. Die Idee kam von Rand Paul, dem republikanischen Senator von Kentucky und Sohn von Ron Paul; Letzterer gilt als geistiger Vater der Tea Party. Der Caucus hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, dafür zu sorgen, dass alle neuen Gesetze der originalen amerikanischen Verfassung von 1787 entsprechen. Vor allem im 19.   Jahrhundert wurden Verfassungszusätze verabschiedet, und einige davon möchten manche Tea Partier gerne abschaffen, allen voran das 14.   Amendment, das jedem in Amerika geborenen Baby die Staatsbürgerschaft gibt, das 16.   Amendment, das es Washington erlaubt, Einkommenssteuer zu erheben, und das 17.   Amendment, das es erlaubt, dass Senatorenvon der Bevölkerung gewählt werden statt von den staatlichen Legislatoren, weil das die Rechte der Staaten beschneidet. Außerdem sollen künftige Gesetze natürlich der Tea-Party-Linie folgen: schlanke Verwaltung, sparsame Haushaltsführung, keine neuen Steuern. Der Caucus wird von Spenden aus der Pharma-, Öl- und Gas- sowie der Immobilienindustrie finanziert.
    Die Kandidatin ist eine Konservative wie aus dem Bilderbuch. Mit 16   Jahren hatte sie »Jesus gefunden« und kurz darauf auf dem College in Minnesota ihren Ehemann   – wie sie ein »wiedergeborener Christ«. Sie habe   – so erzählte sie später ihren christlichen Wählerinnen   – von Gott den Auftrag bekommen, ihn zu heiraten, und er habe den gleichen Auftrag erhalten, Hunderte von Meilen entfernt. Nach dem College gingen beide auf eine private, christliche Universität in Oklahoma, die Oral Roberts University, benannt nach einem Evangelikalen. Hier studierte Bachmann Jura. Die juristische Falkultät von Oral Roberts ging in der Regent University School of Law auf, die der T V-Evangelist Pat Robertson gegründet hatte. Regent ist bekannt, weil George W.   Bush hier viele seiner Justizbeamten rekrutierte.
    Bachmanns Mentor, so schreibt Taibbi, war John Eidsmoe, ein Regent-Dozent, christlicher Extremist und Autor der rechtsradikalen John Birch Society. Er hatte in einem seiner Bücher vorgeschlagen, Blasphemie unter Strafe zu stellen. Er vertritt auch die Ansicht, Amerika sei als eine christliche Theokratie gegründet worden und solle dies wieder werden. Das glaubt auch Bachmann. Die Kandidatin gehört heute   – so schreibt Michelle Goldberg in ihrem Buch ›Kingdom Coming: The Rise of Christian Nationalism‹   – einer christlichen Bewegung namens Dominionism an. Deren Standpunkt sei, dass Christen die »Verpflichtung, das Mandat, den Auftrag, eine heilige Verantwortung haben, das Land
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