Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausendundeine Wuestennacht

Tausendundeine Wuestennacht

Titel: Tausendundeine Wuestennacht
Autoren: Susan Stephens
Vom Netzwerk:
geschickt hat.“
    Vorsichtig, mit angehaltenem Atem öffnete Casey den Deckel. Das legendäre Saphircollier aus Raffas Tresor funkelte ihr entgegen, daneben Armbänder, Ohrringe und mit weißblauen Diamanten besetzte Fußkettchen. Darunter befand sich eine schlichte, mit Bambusbast verschnürte weiße Papierrolle mit einer Botschaft in der Schleife.
    Gespannt zog Casey die Mitteilung heraus und las.
    „Ich möchte Dir diesen Schmuck schenken, aber was sich in
    der Rolle befindet, dürfte Dir am besten gefallen. R.“
    Verwundert blickte Casey auf – in die erwartungsvollen Gesichter der versammelten Frauen. „Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte“, gestand sie und zog die Rolle behutsam heraus.
    „Machen Sie es doch auf“, schlug eine der Frauen vor, die gespannte Blicke wechselten.
    „Ihr wisst, was es ist, stimmt’s?“ Casey lachte. Die junge Frau, die gesprochen hatte, war die Lehrerin. Vorsichtig entrollte Casey das Papier.
    Die Kinder hatten sie mit Raffa gemalt – Hand in Hand. „Wann haben sie das gemacht?“
    „An dem Tag, als Sie in der Schule waren“, erklärte die Lehrerin verlegen lächelnd. „Alle waren sich einig: Dies ist das schönste Bild von allen.“
    „Die Kinder wussten über mich und Raffa Bescheid?“ Casey konnte es nicht fassen. „Noch vor mir?“
    „Kinder spüren mehr, als wir denken“, bemerkte die junge Frau. „Das werden Sie bald merken.“
    Casey trug ein leuchtend rotes Seidengewand, ein mit Silbermünzen behängter Chiffonschleier bedeckte ihr Haar. Auch an ihren Handgelenken und Knöcheln schimmerten Silbermünzen, ihren Hals schmückte das berühmte Collier mit den blauen Saphiren –, passend zur Farbe ihrer Augen.
    Auf einem frisch gewaschenen Kamel mit einem houdach ,einem höchst bequemen Kamelsattel, sitzend, wurde Casey feierlich zu Raffas schwarzem Kamelzelt geleitet, vor dessen Eingang der Bräutigam wartete. Er trug eine schlichtes schwarzes Gewand, sein Kopf war unbedeckt, und sein Ohrring blitzte in der späten Nachmittagssonne. Wie ein ganz normaler A’Qabaner hätte er auf Casey gewirkt, wenn der übermütige Ausdruck in seinen Augen nicht gewesen wäre. Es war nicht zu übersehen, dass ihm die Sache Spaß machte – ohne Pomp und steifes Zeremoniell. Er war einfach nur Raffa, der Mann, der sich an die Frau band, die er liebte.
    Eine Ehe unter gleichberechtigten Partnern hatte er ihr versprochen.
    Feierlich sah er sie an, half ihr unter den Augen der erwartungsvollen Menge abzusteigen, die Falten ihres Gewandes und Schleiers zu ordnen. Die Berührung seiner Hand elektrisierte Casey. Wie sehr er ihr gefehlt hatte, wurde ihr richtig bewusst, als er sie zum Dorfältesten führte, der die alten Hochzeitsriten vornehmen würde.
    „Mein König, meine Königin …“
    „Königin Casey?“, flüsterte sie Raffa besorgt zu, während der Alte die Formel der Eheschließung anstimmte. Raffa antwortete nicht, und sie wurde unruhig. Sie konnte nicht wissen, dass er schwieg, um sich nach der Zeremonie mit einer Ansprache an die Versammelten zu wenden.
    Schon oft hatte Casey Worte der Liebe gehört, dass Raffa sie jedoch seine atija nannte, ein kostbares Geschenk des Himmels, das er mit seinem Volk teilen wolle, übertraf alle ihre Erwartungen.
    „Königin Atija“, wiederholte Raffa, als der alte Mann geendet hatte, und ergriff ihre Hand. „Wenn der Name dir nicht gefällt, kannst du dir einen anderen aussuchen“, flüsterte er ihr zu.
    „Er gefällt mir sogar sehr“, gestand sie ihm strahlend. „Wie der Schal, den du für die Auktion gespendet hast. Er ist wie ich … so anschmiegsam … und stets bereit.“
    „Vergiss das nie.“ Raffas ausdruckslose Miene verriet nicht, welche Richtung seine Gedanken genommen hatten. „Ich kann nicht mehr länger warten …“
    „Du bist also glücklich mit deinem neuen Namen?“, fragte Raffa später, als er mit Casey in einem abgeschiedenen Pavillon entspannt auf ihrem riesigen Hochzeitsbett lag.
    „Sehr sogar.“
    „Fein.“ Er wickelte sich eine Strähne ihres langen blonden Haares um den Finger und zog sie damit an sich. „Wenn das der Fall ist, ist es Ehrensache, dass du dich großzügig erkenntlich zeigst, Königin Atija.“
    „Na gut, ich denke mir etwas aus“, versprach sie ihm.
    „Das hoffe ich. Soll ich dir beweisen, wie großzügig ich mich erkenntlich zeige?“
    „Das gedenke ich laufend zu prüfen“, versicherte sie ihm sinnlich.
    – ENDE –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher