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Tausendundeine Wuestennacht

Tausendundeine Wuestennacht

Titel: Tausendundeine Wuestennacht
Autoren: Susan Stephens
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Interesse an diesem Land hatte sicher dazu beigetragen, dass man ihr dieses Projekt zutraute. Etwas Aufregenderes, als am Wiederaufbau A’Qabans mitzuarbeiten, hätte sie sich kaum vorstellen können. Der Staat wurde vom türkisfarbenen Meer und Granitbergen gesäumt, seine moderne Hauptstadt konnte es mit jeder anderen Weltmetropole aufnehmen. Casey war entschlossen, dazu beizutragen, dass das Land sich zu einem bedeutenden Touristenmekka entwickelte.
    Außerdem verfügte A’Qaban über ein kostbares, bisher noch weitgehend unentdecktes Juwel, das sie für besonders reizvoll hielt: seine von der Zivilisation fast unberührte Wildnis im Landesinneren, wo es nur wandernde Beduinenstämme gab, die unter der besonderen Schirmherrschaft von Scheich Rafik al Rafar standen.
    Casey schwebten sorgfältig überwachte Safaris, Öko- und Bildungsausflüge und für die übrige Welt interessante archäologische Ausgrabungen vor, bei denen die Bewegungsfreiheit der Beduinen und ihre Kultur bewahrt wurden.
    Enttäuscht presste Casey die Lippen zusammen. Jetzt befände sie sich vermutlich bereits mitten in der Wüste, wenn der Scheich nicht in letzter Minute beschlossen hätte, sie anderweitig einzusetzen. Warum hätte sie sich sonst ausstaffiert wie eine Komparsin aus Indiana Jones , sodass sie mehr Blicke auf sich zog als ein streunendes Kamel? Aber nun, wenn das die einzige Enttäuschung blieb …
    Erwartungsvoll zückte Casey ihren Reisepass, als das seltsame Gefühl sie erneut überkam. Jemand beobachte sie. Hier fand eine Jagd statt –, bei der sie die Beute war. Aber vielleicht hatte sie in letzter Zeit auch zu viele Abenteuerfilme gesehen. Der Stapel DVDs, die sie abends in ihrer Wohnung abarbeitete, bewies, dass es ihr an einem aufregenden Privatleben mangelte.
    Die Schlange vor der Passkontrolle rückte langsam auf, und Casey rief sich zur Ordnung. Die Kollegen hatten sie gewarnt, dass Rafik al Rafar sich nicht an die üblichen Spielregeln hielt. Zu dem Zeitpunkt hatte sie das gereizt. Es stellte eine Herausforderung für sie dar. Doch jetzt, mitten im Menschengewühl der fremden Welt, war sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher.
    Entschlossen verdrängte sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie wollte jeden Moment dieser Reise genießen, selbst hier in der Flughafenhalle, die eher wie die Lobby eines Sechssternehotels anmutete. Überall gab es Wasserfontänen, um die Sinne zu beruhigen und die Luft zu kühlen, üppige grüne Pflanzen und sogar Palmen, die ihre spitzen Finger zum glitzernden Glasdach emporreckten.
    Dennoch fühlte Casey sich hier irgendwie fehl am Platz. In dieser geschäftigen, zielorientierten Welt kam sie sich wie ein Staubfleck auf einem eleganten Kostüm vor. Natürlich machte sie sich nichts vor. Sie war nur ein unbedeutender Bauer auf dem Schachbrett des Scheichs. Wenn sie den richtigen Zug nicht zur rechten Zeit tat, schied sie im Handumdrehen aus dem Spiel aus.
    Eine Gruppe halb verschleierter einheimischer Frauen mit kajalumrandeten Augen zog Caseys Aufmerksamkeit auf sich. Mit ihren wallenden langen Gewändern huschten sie wie Schmetterlinge an ihr vorbei. Als sie ihnen zulächelte, lächelten sie zurück.
    Die A’Qabani schienen freundliche Menschen zu sein. Könnte sie doch ihre Sprache verstehen! Zu gern hätte sie Zugang zu ihrer verborgenen Welt gefunden und mehr von ihr erfahren. Doch wie die Wüste im Landesinneren würde die Erfüllung dieses Wunsches warten müssen.
    Ohne Zwischenfall passierte Casey die Einreisekontrolle, und auch bei der Zollabfertigung wurde sie zu ihrer Überraschung einfach durchgewinkt. Komisch, dass sie keinerlei Aufmerksamkeit erregte, obwohl sie in ihrem Wüstenaufzug als Einzige nicht hierher passte. Aber musste sie nicht froh darüber sein? Ihr war nicht danach, ihren Vorrat an weiten Slips und Unterhemden vor den Zollbeamten in ihren makellosen einheimischen Gewändern und Kopfbedeckungen ausbreiten zu müssen.
    Casey blickte zum Ausgang und beschleunigte den Schritt. Da sie nicht erwartete, abgeholt zu werden, würde sie sich ein Taxi nehmen und sich zum nächsten Hotel fahren lassen. Dort konnte sie sich frisch machen, das Büro anrufen und einige Einkäufe tätigen.
    Doch kaum hatte sie die Halle halb durchquert, als die Menge vor ihr zur Seite wich. Im nächsten Moment war sie von Furcht einflößenden Wachen in schwarzen Tuniken und weiten Hosen umringt. Alle trugen tödlich aussehende Dolche am Gürtel.
    Entsetzt machte Casey kehrt, doch es gab
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