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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4
Autoren: Gustav Weil
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wenn du mir zürnst, denn Gott hat mich durch dein Wohlwollen über alle Erwartungen bereichert; darum bete ich immer zu ihm, daß seine Engel dich beschützen mögen und er durch seine Gnade dir reichen Lohn zufließen lasse. Amen.«
    Der König war entzückt über die Worte des Veziers, und erhöhte seinen Rang und seine Stellung noch mehr. Nach einiger Zeit gebar die Königin einen Sohn; der König freute sich sehr, als man es ihm meldete, und dankte Gott, dem barmherzigen Vater, für diese nicht mehr erwartete Gnade. Er ließ dann nach allen Seiten seines Landes schreiben, und alle Veziere, Oberhäupter der Truppen, andere Große des Reiches und alle Gelehrten zu einem Fest einladen; die Gäste fanden sich zahlreich ein, denn jeder wollte den geliebten König beglückwünschen. Nach dem Fest entließ sie der König wieder hochgeehrt und reichlich beschenkt. Als er wieder allein mit seinen Vezieren war, fragte er sie: »Was denkt ihr von dem Glück, das mir beschert worden?« Der Großvezier Schimas bat und das Wort und sprach. »Gepriesen sei Gott, unser Herr, der uns aus nichts geschaffen, daß er uns einen König geschenkt, durch dessen Huld uns so viel Glück zuströmt und durch dessen Gerechtigkeitsliebe ein jeder in unserem Lande sicher und ruhig lebt! Wo regiert wohl noch ein so gerechter, weiser, fürsorgender und beschützender König? Wie wacht er über alle unsere Bedürfnisse; wie horcht er auf alle Klagen seiner Untertanen, und wie beschützt er sie gegen jeden Feind! Haben doch die Türken ihre Söhne ihren Königen als Sklaven gegeben, damit er sie gegen Feinde beschütze: Wie dankbar müssen wir sein, da unter der Regierung unseres Königs kein Feind unser Land zu betreten wagt; wie sehr verdient er die göttliche Huld, da wir so unbeschreiblich glücklich unter seinen Fittichen leben; Gott erhalte ihn lange! Nun hatten wir aber bisher immer zu Gott gebetet, daß er ihn mit einem Sohn segne, und jetzt, wo er unser Gebet gehört hat, ist unsere Freude so groß, wie die jenes Fisches im Wasserteich. Der König fragte: »Was ist das für eine Geschichte?«

Geschichte des Fisches im Wasserteich.
    Wisse, o König, fuhr Schimas fort: Einst hielten sich viele Fische in einem Wasserteich auf, der nur von Regenwasser gefüllt war. Da kam einmal ein Sommer, in welchem es sehr wenig regnete. Der Teich wurde immer kleiner, und die Abnahme des Wassers setzte die Fische in große Besorgnis. Sie sagten einer zum anderen, »Was wird aus uns werden; was fangen wir an und bei wem holen wir Rat?« Da sprang der älteste hervor und sagte: »Es bleibt uns nichts übrig, als zu Gott unsere Zuflucht zu nehmen und zum Krebs, dem verständigsten unter allen Wasserbewohnern.« Die übrigen Fische stimmten ihm bei und sie begaben sich sämtlich zum Krebs, der ruhig an der Türe seines Nestes lag und nichts von der Not der Fische wußte. Der älteste trat zu ihm und sagte, nachdem er ihn gegrüßt hatte: »Macht dir unsere traurige Lage keine Sorge, o weiser, gelehrter Krebs?« Dieser fragte: »In welcher Lage befindet ihr euch denn?« Da erzählten sie ihm von dem Mangel an Wasser und von ihrem nahen Untergang, und baten ihn um Rat und Beistand. Der Krebs schwieg eine Weile und dachte: Wie wenig Vertrauen haben diese unverständigen Fische zu Gott? Doch ich will ihre Furcht verscheuchen, Gottes Wille wird dann geschehen. Er sägte ihnen daher: »Wisset, ihr Fische, das Jahr hat ja erst begonnen und noch bleibt uns Wasser genug; es wird gewiß noch regnen, darum vertraut auf Gott, betet viel zu ihm, denn er erhört das Gebet seiner Geschöpfe; laßt uns nur den Winter abwarten; regnet es dann wie gewöhnlich, gut, wenn nicht, so fliehen wir aus diesem Teiche wohin Gott will.« Sämtliche Fische stimmten der Meinung des Krebses bei, dankten ihm und gingen ihres Weges. Nach wenigen Tagen kam ein Regen vom Himmel und füllte den Teich noch mehr als gewöhnlich. – »So auch wir, o König; schon hatten wir alle Hoffnungen auf einen Thronerben aufgegeben – der Mensch soll aber nie an seinem Herrn verzweifeln – und nun ist unser Wunsch erfüllt: – Gott hat dich mit einem Sohn gesegnet, dessen Regierung nach Vollendung deines langen Lebens unseren Nachkommen Heil bringen wird.« Der zweite Vezier sagte dann: »Wie sehr verdient ein König, der gerecht und mild gegen seine Untertanen ist, der ihre Frauen und Güter beschützt und stets ein wachsames Auge auf ihr Wohl richtet, daß er in diesem und in jenem Leben den höchsten
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