Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taumel der Gefuehle - Roman

Taumel der Gefuehle - Roman

Titel: Taumel der Gefuehle - Roman
Autoren: Jo Goodman Beate Brammertz
Vom Netzwerk:
Einladung begrüßt.«
    »Ich habe die Abwechslung begrüßt. Darin liegt ein feiner Unterschied.«
    Elizabeth verstand ihn sehr gut. Sie begriff jedoch nicht, warum der Earl von Northam ihr dies anvertraute. Nach der anschließenden Stille zu urteilen, stellte sich Seine Lordschaft genau dieselbe Frage. Elizabeth streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. Ihre Haube lag neben den Aquarellfarben und Pinseln, und Elizabeth konnte sich lebhaft vorstellen, dass sich ihre helle Haut bereits gerötet hatte. Doch sie kümmerte sich nicht darum; grö ßere Sorgen bereitete ihr der Schmerz in ihrer Hüfte. Sie hielt kurz inne, und auch Northam blieb sogleich stehen.
    »Soll ich Euch einen Stuhl holen?«, fragte er besorgt.
    Elizabeth konnte sich nur zu gut vorstellen, wie albern sie auf einem Stuhl am Ufer des Baches aussehen würde. Auf diese Weise würde nur unnötig die Aufmerksamkeit auf ihr Gebrechen gelenkt. »Nein, danke. Wenn Ihr mir nur eine kurze Pause gestatten würdet, ich...«
    Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als Northam sich nach vorne beugte und sie hochhob. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatte, blitzte sie ihn anklagend an.
    »Es ist nur ein kurzer Weg bis zu dem Felsen dort vorne«, erklärte er beruhigend. »Ihr könnt Eure Hände um meinen Hals legen.«
    »Ich würde meine Hände lieber um Eure Kehle legen und fest zudrücken.« Elizabeth bemerkte, dass ihn diese Äußerung nicht im Geringsten störte. Widerwillig hob sie die Arme und legte sie um seinen Hals. Über seine
Schulter hinweg sah Elizabeth, wie die Baronin sich von einem Grüppchen entfernte und ihr freudig zuwinkte, während sich ein glückliches Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Und auch der Baron, der eben noch in ein ernstes Gespräch verwickelt gewesen war, nickte Elizabeth aufmunternd zu.
    »Eure Freunde scheinen Euer Verhalten gutzuhei ßen...«, meinte Elizabeth, als sie Northams Freunde bemerkte, die ihm anerkennende Blicke zuwarfen und die Oberarmmuskeln in männlicher Zustimmung spannten. »... oder sie bereiten sich auf eine Prügelei vor. So ganz kann ich das nicht beurteilen.«
    Northam musste laut lachen, und sie konnte das grollende und tiefe Vibrieren in seiner Brust spüren. »Ihr dürft es ihnen nicht übel nehmen«, bat er sie immer noch grinsend. »Ich möchte ihr Verhalten nicht entschuldigen, nur erklären.« Kopfschüttelnd setzte er Elizabeth vor dem Felsen ab, holte ein Taschentuch aus der Innenseite seines Gehrocks hervor und legte es auf den Stein. »Bitte«, sagte er. »Erlaubt mir, Euch beim Hinsetzen behilflich zu sein. Die Sonne hat diesen Platz angenehm erwärmt.« Nachdem sich Northam elegant neben sie gesetzt hatte, rollte er die Ärmel seines Hemdes hoch. »Ich hoffe, es stört Euch nicht?«
    Seine Missachtung der gesellschaftlichen Konventionen überraschte Elizabeth. Trotz der Nachmittagshitze hatte es kein anderer Mann gewagt, auch nur seinen Gehrock abzulegen. Doch Northam verstand es selbst mit den hochgekrempelten Ärmeln, zwanglose Eleganz auszustrahlen. Elizabeth, die den anderen Gästen den Rücken zugekehrt hatte, vermutete, dass die weibliche Hälfte den Earl bewundernd ansah, während die Männer
sich anschickten, ihrerseits die Gehröcke abzulegen.
    »Ihr würdet Eure Jacke wieder anziehen, wenn es mich störte?«, wollte sie wissen.
    »Nein, natürlich nicht«, antwortete er. »Aber es interessiert mich, ob Ihr etwas dagegen habt.«
    Fasziniert lachte Elizabeth. »Ihr sagt die erstaunlichsten Dinge.«
    Ein Lächeln huschte über sein Antlitz. »Wirklich? Ich versichere Euch, dass es mein völliger Ernst ist.«
    »Das glaube ich Euch sogar. Es gibt allerdings keinen guten Grund, dass Männer in ihren Gehröcken vor Hitze umkommen, während Damen ein Mindestmaß an Bequemlichkeit zugesprochen wird, und sie Musselinstoff tragen und im Schatten eines Sonnenschirms umherwandeln dürfen.«
    »Es ist unser Schicksal, schweigend zu leiden. Mir gegenüber wurde immer behauptet, dies würde den Damen imponieren.« Northam sah zur Seite, um die Wirkung seiner Worte abschätzen zu können. Elizabeth schien völlig unbeeindruckt zu sein, was ihn entzückte.
    Im Gegenzug gefiel Elizabeth seine direkte und offene Art. »Ich trage keine Haube«, erklärte sie, und ihre Aussage klang wie ein Schuldbekenntnis.
    »Das habe ich bemerkt.« Sein Blick glitt über ihren Haarschopf. Sie war brünett, doch goldene Strähnen verliehen ihrem Haar eine Farbe, als sei es von der Sonne geküsst. Diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher