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Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen

Titel: Tarzan 01 - Tarzan bei den Affen
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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ihres Standes durchlaufen hatte, die auch sie geformt hatte – ein Mann von solch gesellschaftlicher Stellung und Kultur, wie man ihr als wesentlichstes Erfordernis für eine kongeniale Verbindung dargestellt hatte?
    Verwies ihr Urteilsvermögen sie nicht auf diesen jungen, englischen Adligen als logischen Lebensgefährten für sie, dessen Liebe, das wußte sie, von jener Art sein würde, wie eine zivilisierte Frau sich nur wünschen konnte?
    Konnte sie Clayton lieben? Sie sah keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte. Jane war von Natur aus keine kühle Rechnerin, aber Erziehung, Milieu und Erbgut im Verein hatten sie gelehrt, sich selbst in Herzensangelegenheiten vom Verstand leiten zu lassen.
    Daß sie von der Kraft dieses jungen Riesen so hingerissen gewesen war, als seine mächtigen Arme sie im fernen afrikanischen Dschungel und heute abermals in den Wäldern Wisconsins umfaßt hatten, ließ sich allem Anschein nach nur einem zeitweiligen Atavismus von ihr zuschreiben – der psychologischen Wirkung des urzeitlichen Mannes auf die urzeitliche Frau in ihr.
    Sollte er sie nie wieder berühren, so würde sie sich auch nie wieder zu ihm hingezogen fühlen, sagte sie sich. Damals hatte sie ihn nicht geliebt. Es war nichts weiter gewesen als eine vorübergehende Sinnesverwirrung, ausgelöst durch übergroße Aufregung und persönlichen Kontakt.
    Würde sie ihn heiraten, so wäre ihre künftige Beziehung keineswegs von ständiger Aufregung geprägt, und die Wirkung persönlichen Kontakts würde schließlich durch Vertrautheit zurückgedrängt werden.
    Abermals musterte sie Clayton. Er sah sehr gut aus und war jeder Zoll ein Gentleman. Sie sollte auf solch einen Gatten sehr stolz sein.
    Da ergriff er das Wort. Wäre es eine Minute früher oder eine Minute später geschehen – das Leben von ihnen dreien wäre vielleicht völlig anders verlaufen, aber der Zufall mischte sich ein und wies Clayton den psychologisch einzig richtigen Moment.
    »Sie sind jetzt frei, Jane«, sagte er. »Könnten Sie nicht ,ja‘ sagen? Ich würde mein Leben dem alleinigen Ziel widmen, Sie sehr glücklich zu machen.«
    »Ja«, wisperte sie.
    Tarzan gelang es, Jane an jenem Abend im kleinen Warteraum des Bahnhofs einen Augenblick allein zu sprechen.
    »Du bist jetzt frei, Jane«, sagte er, »und ich bin in Jahrhunderten aus nebelhafter und ferner Vergangenheit vom Lagerplatz des urzeitlichen Menschen gekommen, um Anspruch auf dich zu erheben – um deinetwillen bin ich ein zivilisierte Mensch geworden – um deinetwillen habe ich Ozeane und Kontinente überquert – um deinetwillen will ich werden, was immer du willst. Ich kann dich auch in dem Leben glücklich machen, das du kennst und am meisten liebst, Jane. Willst du mich heiraten?«
    Zum ersten Mal wurde ihr bewußt, wie tief die Zuneigung dieses Mannes war – das alles hatte er in so kurzer Zeit nur wegen seiner Liebe zu ihr vollbracht. Sie wandte sich ab und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen.
    Was hatte sie getan? Weil sie befürchtet hatte, dem Antrag dieses Hünen letztendlich stattzugeben, hatte sie die Brücken hinter sich verbrannt – in ihrer unbegründeten Besorgnis, einen schrecklichen Fehler zu begehen, hatte sie einen noch schlimmeren begangen.
    Und dann erzählte sie ihm alles, die ganze Wahrheit Wort für Wort, ohne jeden Versuch, sich in Schutz zu nehmen oder für ihren Irrtum Vergebung zu erflehen.
    »Was können wir tun?« fragte er. »Du hast zugegeben, daß du mich liebst. Du weißt, daß ich dich liebe; ich aber kenne die ethischen Grundsätze der Gesellschaft nicht, von denen du dich leiten läßt. Ich werde die Entscheidung dir überlassen, denn du weißt am besten, was für dein letztendliches Wohlergehen vonnöten ist.«
    »Ich kann es ihm nicht sagen, Tarzan«, erklärte sie. »Er liebt mich auch, und er ist ein guter Mensch. Nie könnte ich dir oder irgendeinem anderen ehrenwerten Mann ins Antlitz sehen, wenn ich das Mr. Clayton gegebene Versprechen zurücknehmen würde. Ich muß es halten – und du mußt mir helfen, diese Bürde zu tragen, obwohl wir uns nach heute abend möglicherweise nie Wiedersehen werden.«
    Die anderen kamen jetzt herein, und Tarzan wandte sich dem kleinen Fenster zu.
    Aber er sah nichts da draußen – innerlich jedoch ein Stück Rasen, umgeben von einer dichten Masse üppig wuchernder tropischer Pflanzen und Blumen, und darüber das hin und her wogende Blattwerk mächtiger Bäume, und über allem den blauen Himmel des
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