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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen
Autoren: Natascha Artmann
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verschleiert, dass es nur eines Anlasses bedurfte, um all die Gehässigkeit herauszulassen.
    Von Scheich Hassan in seinem Zelt zur Rede gestellt, sprudelte all das aufgestaute Gift nur so aus ihr heraus. Und dass sie dazu auch noch Zuschauer hatte, denen sie zeigen konnte, wie sehr sie das Leben anderer manipuliert hatte, stachelte sie nur noch mehr an.
    „Zaara, das Balg von dieser Hure hat für das gebüßt, was mir ihre Mutter angetan hat“, eröffnete Nana. „Sie dachte, sie sei etwas Besonderes, weil du ihr mehr Aufmerksamkeit geschenkt hast, als all den anderen Frauen.“ Nana lachte böse.
    „Aber sie hat es wohl selbst nicht ganz geglaubt, sonst hätte sie dir davon erzählt, dass all ihre blauen Flecke nicht davon stammten, dass du so ein stürmischer Liebhaber bist, Hassan. Sie hatte wohl mehr Angst vor meiner Macht, als sie Vertrauen hatte in deine Zuneigung.“
    Der Scheich war nicht der Einzige, der von den Erklärungen seiner ersten Ehefrau abgestoßen war. Und sie tat auch nichts, dass sich dieses Gefühl schnell wieder legen würde.
    „Ich wusste, dass du sie schnell vergessen würdest, wenn ich sie erst einmal losgeworden war. Was einfacher war, als gedacht. Die Aussicht, dass ich dafür sorgen würde, dass sie bei der Geburt des zweiten Kindes, das sie dir schenken könnte, ihr Tod auf sie wartete, reichte vollkommen, um sie in die Flucht zu schlagen.
    Erneut lachte Nana boshaft und Hassan machte sich Gedanken, was diese Frau so verändert hatte.
    „Warum, Nana? War es für dich so schwer zu akzeptieren, dass mir eine der Frauen Freude bereitete? Musstest du so handeln, so viel Leid über sie und auch über ihre Tochter bringen?“
    „Wieso ihr Leid?“, ereiferte sich Nana. „Immer geht es nur um das Leid der anderen. Was ist mit meinem Leid? Dachtest du, ich wüsste nicht, warum du diese Hure bevorzugt behandelt hast? Sie war der anderen so ähnlich. Sie war wie diese Miriam, die du unbedingt haben wolltest“, giftete Nana.
    „Miriam gehört nicht hierher. Das ist schon zu lange her und hatte nie etwas mit dir zu tun“, wehrte Hassan ab.
    „Das glaubst auch nur du. Nichts war einfacher, als sie aus dem Rennen zu schlagen. Ein Wort hier, dass du mir das gleiche Angebot gemacht hast wie ihr, ein Wort da, dass dein Interesse doch nur sehr oberflächlich war, und schon hatte ich sowohl Miriam los, als auch diesen Besserwisser Amir.“
    Wieder ein bellendes Lachen, angesichts des Erfolges, der ihr so einfach zugefallen war und den sie so lange hatte genießen können.
    „Warum?“
    Hassan konnte nicht wirklich glauben, dass jemand so böse und niederträchtig sein konnte, ohne dass das jemandem auffiel. Ohne, dass es ihm aufgefallen war!
    „Warum? Das fragst du? Ich hätte nie eine Chance gehabt, einen Mann für mich zu gewinnen, solange es diese Schönheit gab. Und Amir hatte mehr Einfluss auf dich, als mir lieb war. Aber mit ein wenig Manipulation geht alles.“
    Nana sah zu Zaara, die ganz nahe bei Tarek stand, und sich an ihm festhielt.
    „Sieh sie dir doch an, diese Tochter, die du vergessen wolltest, weil du dachtest ihre Mutter hätte dich hintergangen. Glaubst du nicht, sie hat irgendetwas gedreht, damit der Sohn des Amir sie behält? Sicher hat sie ihn auch mit einer Lüge eingewickelt, so wie ich dich!“, spottete Nana weiter.
    Aber das Maß dessen, was Scheich Hassan akzeptieren konnte war längst überschritten. Eine kleine Lüge, um einen guten Mann zu bekommen, hätte er noch verstehen können. Aber Nana war schon vor Jahren zu weit gegangen. Noch mehr davon zu hören, wie sie hinter seinem Rücken die Frauen seines Harems terrorisiert hatte, war ihm im Augenblick nicht möglich.
    „Bringt sie weg“, befahl er Kachir und Kilan seinen beiden Söhnen und Wachen. „Ich weiß noch nicht, was für eine Strafe für deine Verbrechen angemessen ist. Aber deinen Status als erste Frau hast du verloren. Du wirst nicht dorthin zurückkehren“, erklärte der Scheich müde.
    „Strafe“, spuckte Nana das Wort geradezu aus. „Die Strafe hatte ich bereits in all den Jahren, in denen du mich beiseitegeschoben hast, um dir eine hübschere und jüngere Frau nach der anderen zu nehmen!“
    Dass sie diese Worte noch gegen Hassan schleuderte, als sie schon fortgebracht wurde, erklärte noch deutlicher, was Neid und Missgunst aus einem Menschen machen konnten.
    Hassan wirkte besiegt. Dinge seines Lebens, die bisher schwarz oder weiß waren, konnte er jetzt nicht mehr eindeutig einer Farbe
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