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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen
Autoren: Natascha Artmann
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sie vor den Schlägen ihres Vaters zu bewahren, würde sie ihm niemals vertrauen. Ein Mann, der seine Frau nicht einmal vor seinen oder ihren Verwandten beschützen konnte, war ihrer Liebe nicht wert.
    „Ich weiß nicht, was dir das Mädchen erzählt hat, aber Hassan hat nie die Hand gegen Schwächere erhoben“, rief ihm Amir nach.
    Tarek hielt nicht inne, aber er antwortete. „Das würdest du nicht sagen, wenn du, so wie ich, ihren Rücken gesehen hättest.“
    Sagte Tarek die Wahrheit, hatte man das Mädchen in diese Ehe geprügelt? Das konnte nicht sein. Hassan war ein verdammter Bastard, der nachtragender war als ein Kamel, aber er war nicht grausam. Er hatte eine Schwäche für Frauen, zumindest hatte er das früher gehabt. Und ein Mann, der eine Schwäche für Frauen hatte, würde kaum seine eigene Tochter misshandeln. Nein, das konnte er von seinem einstigen Gefährten auch nach dreißig Jahren ohne Kontakt nicht glauben.
    Tarek musste sich irren. Wenn diese junge Frau wirklich verletzt worden war, dann sicher nur bei einem Unfall. Hassan war nicht grausam! Aber dieser Gedanke hatte für Amir nicht die Überzeugungskraft, die er haben sollte. Menschen veränderten sich und dreißig Jahre waren eine lange Zeit, in der Hass einen Menschen verändern konnte.
    Amir hatte Hassan nichts weggenommen. Hatte nur die Frau errungen, die auch Hassan gerne gehabt hätte. Aber wenn er ihm das immer noch nachtrug, dann konnte sich auch noch mehr an seinem Charakter verändert haben.
    „Ich glaube, er hat sie wirklich gerne“, riss Diss Stimme den Scheich aus seinen Gedanken.
    „Was?“
    „Tarek! Seine Zaara bedeutet ihm etwas. Er würde sich keine Gedanken darüber machen, was mit ihr geschehen könnte, wenn sie ihm nichts bedeuten würde“, behauptete Diss.
    Scheich Amir widersprach halbherzig. „Er kennt sie erst seit wenigen Tagen und hätte sie nur behalten, um sich mir zu widersetzen.“
    „Manches Mal reichen ein paar Tage und Absichten können sich ändern“, bemerkte Diss ganz richtig.
    Amir wollte das nicht glauben. Denn das hätte bedeutet, dass er einen unverzeihlichen Fehler begangen hatte. Tarek eine unbekannte Frau als Braut aufzuzwingen war eine Sache, ihm die Frau, die er vielleicht liebt wegzunehmen und sie gleichzeitig in Gefahr zu bringen, hätte ihn als Vater vollkommen versagen lassen.
    Noch wollte sich Amir diesen Fehler nicht eingestehen. Schließlich hatte er nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Er wollte nur das Beste, für seine Söhne. Und das Beste für sie war auch das Beste für ihn. Söhne waren der Stolz eines Mannes und Töchter waren seine Freude. Was war verkehrt daran, den eigenen Kindern diese Freude auch verschaffen zu wollen?
    Gut, vielleicht war er mit seinem Bestreben ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Aber es war auch für ihn wichtig, die Zukunft seines Clans zu sicher.
    „Vielleicht solltest du Tarek nachgehen, Junge“, schlug der Scheich vor. „Halte ihn davon ab, eine Dummheit zu begehen!“
    „Ich hätte ihn sowieso begleitet“, nickte Diss. „Aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich Tarek davon abhalten werde, irgendetwas zu tun, was er tun muss. Vielleicht werde ich selbst etwas tun müssen, was du nicht gutheißen würdest“, warnte er seinen Vater.
    „Fang nicht du auch noch mit diesem Unsinn an. Du sollst Tarek zügeln, nicht ihn anfeuern!“, nahm Amir die Worte seines Jüngsten nicht ganz ernst.
    „Das werde ich nicht können, wenn es sich herausstellt, dass Scheich Hassan seine Töchter schlägt, Vater. Ich werde mein Mädchen nicht dort lassen!“
    Das war nun zu viel an verwirrenden Informationen. „Red keinen Blödsinn, Diss. Wen könntest du schon als dein Mädchen bezeichnen. Du hast noch Jahre Zeit, dich um so etwas zu kümmern.“
    „Kann sein, dass du das denkst, Vater. Aber ich habe mir bereits jemanden ausgesucht. Scheich Hassans Tochter Taisia ist das Mädchen, das ich für mich will. Also gewöhn dich daran, dass ich bald eine Frau haben werde!"
    Mit dieser Mitteilung ließ Diss seinen Vater alleine und eilte Tarek nach. Er hoffte, sein Bruder war klug genug, seine Gesellschaft auf dieser Reise zu akzeptieren. Denn ein Ritt, alleine durch die Wüste, konnte schnell die Orientierung, den Verstand oder das Leben kosten.
     

12
     
     
    Zaara hätte am Horizont schon ihre heimatliche Oase erkennen können, wenn sie sich die Mühe gemacht hätte, danach Ausschau zu halten. Doch das tat sie nicht. Sie fieberte ihrer
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