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Tareks Versprechen

Tareks Versprechen

Titel: Tareks Versprechen
Autoren: Natascha Artmann
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Sieg.“
    Bevor noch jemand einschreiten konnte, schnappte sich Tarek den Scheich und funkelte ihn böse an. Zwar wollten Hassans Söhne einschreiten, doch eine Geste des Mannes hielt sie auf, als er Tareks nächste Worte vernahm.
    „Hab ich nicht eben noch gesagt, dass Ihr Zaara nie wieder wehtun werdet? Seid Ihr wirklich so ignorant zu denken, dass Eure Worte dabei nicht zählen, weil sie nicht die gleichen Striemen hinterlassen, wie Eure Schläge?“
    Tarek spürte, dass sich bei seinen Worten eine kleine Hand auf seinen Arm legte, um ihn zu stoppen. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass Zaara über seine Tat richtiggehend entsetzt war. Also ließ er den alten Mann los und griff nach Zaaras Hand um sie zu beruhigen. Er wollte sie mit seinen Worten nicht beschämen, nur beschützen.
    Hassan war wegen der neuen Beschuldigungen nicht gerade freundlich gestimmt. Dieser Sohn des Amir sagte nicht das, was er erwartet hatte, und er tat auch nicht das, was er erwartet hatte. Aber ihm eine solche Schuld unterzuschieben, ging eindeutig zu weit.
    „Ich schlage meine Kinder nicht!“
    Tarek lachte verächtlich. „Wenn Ihr der Sache einen anderen Namen geben wollt, nur zu. Aber ich habe das Ergebnis Eurer Handarbeit gesehen, und für mich waren das nicht nur Schläge, sondern Prügel!“
    „Tarek, nicht!“, flüsterte Zaara beschämt und sah zu Boden.
    Tarek konnte verstehen, dass es Zaara unangenehm war, dass er hier, wo jeder in der Nähe mithören konnte, ihrem Vater Vorhaltungen machte. Aber er wollte den alten Mann nicht damit durchkommen lassen, alle Schuld von sich zu weisen.
    Er wandte sich zu Zaara und musste feststellen, dass hinter ihr sowohl Diss, als auch die Männer der Eskorte, seinen Vorwürfen gegen den Scheich aufmerksam lauschten. Aber dagegen konnte er im Augenblick sowieso nichts tun. Sein einziges Ziel war es, Zaara Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, damit sie begriff, dass Schläge nicht zu ihrem Leben gehörten.
    „Lass mich Zaara. Er muss einsehen, dass man Menschen, die von einem abhängig sind nicht wie Tiere behandeln darf.“
    Scheich Hassan setzte zu einem Protest an und seine Söhne, die ihn begleiteten, konnten sich kaum noch davon zurückhalten, Tarek für diese Anschuldigungen büßen zu lassen. Aber Zaara konnte Tarek nicht in seiner falschen Annahme lassen.
    „Er war es nicht“, flüsterte sie beschämt. „Ich hätte es dir früher gesagt, aber ich dachte nicht, dass es dich kümmern würde. Mein Vater hat mich nicht geschlagen. Ich habe in meinem ganzen Leben keine drei Sätze mit ihm gewechselt.“
    Noch ehe Tarek auf diese Richtigstellung reagieren konnte, lachte Hassan schon hämisch. „Da seht Ihr es, sie wurde nie geschlagen. Sie hat Euch angelogen. Wie fühlt es sich an, eine Lügnerin als Frau zu haben, junger Assasia?“
    Tarek achtete nicht auf den Scheich. Er sah nur Zaara an, die zusammengezuckt war, als ihr Vater sie als Lügnerin bezeichnete. Wieder hatte dieser Hurensohn sie verletzt. Aber es hatte keinen Sinn, seine Aufmerksamkeit jetzt diesem alten Mann zu schenken. Zaara war wichtiger. Sie sollte endlich sagen können, wer ihr das angetan hatte.
    „Wer hat dich geschlagen, Zaara? Du kannst es mir sagen“, bat Tarek sanft.
    „Nana, die erste Frau im Harem“, flüsterte das Mädchen und ihre Augen bettelten darum, dass wenigstens Tarek ihr glauben möge.
    „Womit hat sie dich geschlagen?“, fragte Tarek weiter.
    „Die letzten Jahre mit einem Stock, davor mit der Hand.“ Glaubte er ihr?
    „Seit wann?“
    Diese Frage konnte Zaara nicht beantworten. Es war schon so lange so, dass sie das Gefühl hatte, es wäre nie anders gewesen.
    Um sie herum war es mucksmäuschenstill. Denn auch wenn Zaara nur geflüstert hatte, wollten doch alle ihre Antworten auf Tareks Fragen hören. Aber das bemerkte Zaara gar nicht. Ihr war es nur wichtig, was Tarek dachte. Hielt er sie für eine Lügnerin?
    Seine Handlungen sagten nein, denn er wischte ihr ganz sanft die Tränen von den Wangen, von denen sie nicht einmal bemerkt hatte, dass sie sie vergoss. Er stieß sie nicht von sich, sondern zog sie näher zu sich, barg ihren zarten Körper in seinen Armen.
     

13
     
     
    Manches Mal wartete Allah sehr lange, um Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Und wenn die Untaten eines Menschen ans Licht kamen, dann gab es welche, die sogar noch damit prahlten.
    Nana gehörte zu diesen Menschen. Sie hatte ihren Neid und ihre Missgunst so lange gehegt und gepflegt und dabei geschickt
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