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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Autoren: Lloyd Alexander
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der Anführer. »Ich halte sie für Bauernflegel, die ihrem Herrn entlaufen sind.«
    Taran senkte das Schwert. »Ich bin Taran, der Hilfsschweinehirt …«
    »Wo sind denn deine Schweine?«, lachte der erste Reiter. »Und warum hütest du sie denn nicht?« Er wies auf Gurgi. »Oder willst du mir sagen, dieses armselige Geschöpf ist einer deiner Schützlinge?«
    »Er ist kein Schweinchen!«, gab Gurgi zornig zurück. »Durchaus kein Schweinchen! Er ist Gurgi, kühn und geschickt, zu dienen liebem Herrn!« Der Zornesausbruch des Tiermenschen brachte die Reiter noch mehr zum Lachen. Jetzt aber erblickte der erste Reiter Melynlas.
    »Dein Hengst ist deiner Stellung nicht angemessen, Sauhirt«, sprach er. »Wie kommst du zu dem?«
    »Melynlas gehört mir zu Recht«, erwiderte Taran scharf. »Ein Geschenk von Gwydion, Prinz von Don.«
    »Fürst Gwydion?«, schrie der Krieger. »Geschenkt? Vielmehr ihm gestohlen«, höhnte er. »Sei vorsichtig. Deine Lügen kosten dich Prügel.«
    »Ich lüge nicht, und ich suche keinen Streit«, antwortete Taran. »Wir reisen friedlich zur Burg von König Smoit.«
    »Smoit braucht keinen Schweinehirten«, unterbrach einer der Krieger.
    »Wir auch nicht«, sagte der erste Reiter. Er wandte sich an seine Genossen.
    »Was meint ihr? Sollen wir sein Pferd nehmen oder seinen Kopf? Oder beides?«
    »Fürst Goryon wird sich über ein neues Pferd freuen, und für dieses hier wird er uns reichlich belohnen«, sagte einer der Reiter. »Aber der Kopf von einem Schweinehirten nützt uns nichts.«
    »Gut gesprochen!«, schrie der Krieger. »Außerdem kann er sich zu Fuß besser um seine Schweine kümmern«, fügte er hinzu und griff nach den Zügeln des Hengstes.
    Taran warf sich zwischen Melynlas und den Reiter, und Gurgi machte einen Satz nach vorn und klammerte sich wütend am Bein des Reiters fest. Die anderen Krieger spornten ihre Rosse. Taran sah sich plötzlich umringt von sich wild bäumenden Pferden und wurde von seinem eigenen Hengst weggedrängt. Verzweifelt kämpfte er, um sein Schwert zu ziehen, aber einer der Krieger machte eine jähe Wendung und drückte Taran mit der Flanke seines Pferdes zur Seite, sodass er das Gleichgewicht verlor. Im gleichen Augenblick versetzte ihm einer der Angreifer einen Streich, der ihm den Kopf gekostet hätte, wenn er nicht mit der flachen Klinge geführt worden wäre. Taran stürzte betäubt zu Boden. Seine Ohren dröhnten, seine Gedanken verwirrten sich, und die Reiter schienen vor seinen Augen wie Sternschnuppen zu zerbersten. Er nahm kaum mehr mit Bewusstsein wahr, dass Gurgi entsetzt aufschrie und dass Melynlas wieherte. Ganz entfernt war es ihm, als sei noch eine weitere Gestalt aufgetaucht, doch als er endlich wieder zu sich kam, waren die Reiter verschwunden und hatten Melynlas mitgenommen.
    Vor Bestürzung und Wut schrie Taran laut auf und lief taumelnd in die Richtung, die die Krieger eingeschlagen hatten. Eine schwere Hand packte seine Schulter. Jäh wandte er sich um und erblickte einen Mann in einer ärmellosen Jacke aus grober Wolle, umgürtet mit einem geflochtenen Strick. Seine nackten Arme waren knotig und sehnig, sein Rücken gebeugt, aber weniger durch die Last der Jahre als durch Arbeit. Ein Büschel grauer, ungepflegter Haare hing um sein ernstes Gesicht.
    »Halt, halt«, sagte der Mann, »du kannst sie jetzt nicht einholen. Deinem Hengst wird nichts zustoßen. Die Leute von Fürst Goryon behandeln Pferde besser als Fremdlinge.« Er schlug an den eichenen Stab, den er trug. »Zwei von Goryons Grenzwächtern werden sich ihre Köpfe flicken lassen müssen. Du aber auch, so wie du aussiehst.« Er hob einen Sack auf und warf ihn über die Schulter. »Ich bin Aeddan, Sohn von Aedd«, sagte er, »komm mit mir, es ist nicht weit zu meinem Hof.«
    »Ohne Melynlas ist meine Fahrt vergebens«, schrie Taran. »Ich muss herausfinden …« Er hielt plötzlich inne. Der Spott der Reiter klang ihm noch in den Ohren, und er wollte nicht mehr sagen, als er unbedingt musste, auch nicht zu diesem Mann, der ihm so freundlich geholfen hatte. Aber der Bauer stellte keine Fragen. »Was du suchst«, erwiderte Aeddan, »das geht dich mehr an als mich. Ich sah, wie fünf Mann über zwei herfielen, und ich wollte nur das Zahlenverhältnis etwas korrigieren. Willst du deine Verletzungen ausheilen? Dann folge mir.«
    Mit diesen Worten schritt der Bauer den Abhang des Hügels hinunter, und Taran und Gurgi folgten ihm. Tiefe Niedergeschlagenheit wegen Melynlas’
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