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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Autoren: Lloyd Alexander
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für sich selbst, aber ich glaube, das wäre ein ausgezeichnetes Geschäft.«
    Taran hielt den Atem an. »Nicht einmal ihr könntet so grausam sein.«
    »Meinst du wirklich?«, fragte Orddu lächelnd. »Erbarmen, mein Gänschen – wenigstens, was du darunter verstehst –, gibt es bei uns nicht. Aber«, sie wandte sich Orwen zu, »das würde auch nicht viel einbringen. Wir haben schon genügend Erinnerungen.«
    »Dann hört mich an«, rief Taran und verschränkte seine Hände, damit man nicht sah, dass sie zitterten. »Es ist wahr, ich habe wenig von Wert anzubieten, nicht einmal meinen Namen. Gibt es nichts, was ihr von mir haben wollt? Ich mache euch ein Angebot«, fuhr er rasch und mit leiser Stimme fort. Er fühlte, wie seine Stirn feucht wurde. Obwohl er den Entschluss schon in Caer Dallben gefasst und sorgfältig abgewogen hatte, zögerte er nun, ihn auszusprechen. »Was immer ich in meinem künftigen Leben an Kostbarem finden werde«, sagte er endlich, »der größte Schatz, den ich je in Händen haben werde – ich verpfände ihn euch. Er soll euch gehören, und ihr sollt euren Anspruch erheben, wann immer es euch gefällt.«
    Orddu antwortete nicht, sie sah ihn nur sonderbar an. Die anderen Zauberweiber schwiegen. Selbst Gurgi hatte aufgehört zu winseln. Die Gestalten auf dem Webstuhl schienen sich vor Tarans Augen zu drehen, während er auf Orddus Antwort wartete.
    Die Hexe lächelte. »Bedeutet dir deine Sache so viel, dass du über etwas verfügen willst, was du noch gar nicht gewonnen hast?«
    »Oder vielleicht nie gewinnen wirst«, krächzte Orgoch.
    »Mehr kann ich nicht bieten«, rief Taran. »Ihr könnt mich nicht zurückweisen.«
    »Das Geschäft, das du vorschlägst«, sagte Orddu in freundlichem, aber durchaus sachlichem Ton, »ist im besten Fall eine riskante Sache und befriedigt eigentlich niemanden. Es gibt keine Sicherheit, und oft genug haben wir erlebt, dass der arme Spatz, der solch ein Versprechen macht, nicht lange genug lebt, um es auch einzulösen. Und selbst wenn er es erlebt, besteht immer die Gefahr, dass er – nun sagen wir mal – etwas dickköpfig wird. Gewöhnlich endet es mit unguten Gefühlen auf allen Seiten. Früher einmal, da hätten wir uns darauf eingelassen. Aber traurige Erfahrungen haben uns veranlasst, ein für alle Mal ein Ende zu machen. Nein, mein Hühnchen, wir wollen nicht. Es tut mir leid – das heißt, soweit wir überhaupt für etwas Mitleid empfinden können.«
    Taran blieb die Stimme im Halse stecken. Einen Augenblick lang verschwammen ihm die Gesichter der Zauberinnen. Er konnte nicht mehr deutlich unterscheiden, ob es Orddu, Orwen oder Orgoch war, die ihm gegenüberstand. Es war, als erhebe sich vor ihm eine Eismauer, die keine Gewalt durchbrechen und keine Bitte schmelzen konnte. Verzweiflung ergriff ihn.
    Er senkte den Kopf und wandte sich ab.
    »Aber, mein liebes Gänschen«, rief Orddu fröhlich, »das soll doch nicht heißen, dass niemand anders deine Fragen beantworten könnte.«
    »Natürlich gibt es andere«, fügte Orwen hinzu, »und das Finden kostet nicht mehr, als dass du die Augen offen halten musst.«
    »Und wer?«, fragte Taran rasch.
    »Ich denke an die orange-braune Drossel, die einmal im Jahr kommt, um ihren Schnabel am Kilgwyry zu wetzen«, sagte Orwen. »Sie weiß alles, was je geschehen ist. Wenn du Geduld hast, dann warte und frage sie.«
    »Ach, Orwen«, fuhr Orddu ungeduldig dazwischen, »manchmal glaube ich wirklich, dass du zu sehr in der Vergangenheit lebst. Den Berg Kilgwyry hat sie längst mit ihrem Schnabel abgewetzt. Er ist verschwunden, und das liebe, kleine Kerlchen ist woanders hingeflogen.«
    »Du hast ganz recht, liebe Orddu«, erwiderte Orwen. »Daran habe ich im Augenblick nicht gedacht. Aber wie ist es denn mit dem Lachs im Llew-See? Ich habe nie einen klügeren Fisch kennengelernt.«
    »Er ist weg«, brummte Orgoch und sog an einem Zahn. »Längst weg.«
    »Jedenfalls sind Drosseln und Fische flüchtig und glitschig«, sagte Orddu. »Etwas Verlässliches würde uns jetzt mehr nützen. Du könntest es zum Beispiel mit dem Spiegel von Llunet versuchen.«
    »Der Spiegel von Llunet?«, wiederholte Taran. »Ich habe nie von ihm gehört. Was ist das? Wo …«
    »Am besten aber wäre es«, unterbrach ihn Orgoch, »er könnte bei uns bleiben. Und der Gurgi auch.«
    »Versuche dich etwas im Zaum zu halten, liebe Orgoch, wenn ich dabei bin, etwas zu erklären«, bemerkte Orddu streng und wandte sich dann wieder Taran zu.
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