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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Autoren: Lloyd Alexander
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aber nicht, dass du dein armes, zartes Haupt in Gefahr bringst«, fuhr er fort, »du kannst am Rand der Sümpfe ein Versteck suchen und dort auf mich warten.«
    »O nein«, jammerte Gurgi. Er sah unglücklich aus, und seine zittrige Stimme war kaum zu verstehen: »Treuer Gurgi folgt, wie er versprochen hat.«
    Sie setzten den Weg fort. Nachdem sie den Großen Avren an einer seichten Stelle überquert hatten, ritten sie einige Tage in westlicher Richtung am Saum grüner Hügel entlang und bogen dann nach Norden ab. Gurgis Gesicht war angstvoll verzerrt, und Taran empfand die Unruhe der armen Kreatur nicht weniger als seine eigene. Je näher sie den Marschen kamen, desto mehr bezweifelte er die Weisheit seines Entschlusses. Sein Plan, der ihm im sicheren Caer Dallben so wohl durchdacht erschienen war, kam ihm nun als ein übereiltes, tollkühnes Wagnis vor. Es gab Augenblicke, in denen Taran sich gestand, dass er, würde Gurgi sein Pony herumwerfen und nach Hause jagen, sich erleichtert anschließen würde.
    Ein weiterer Reisetag, und das Sumpfgebiet breitete sich vor ihnen aus, düster, hässlich und vom Frühling unberührt. Der bloße Anblick und die Dünste, die aus dem Morast aufstiegen, die trüben, stehenden Wasser erfüllten Taran mit Abscheu. Der moorige Torfboden sog gierig an den Hufen Melynlas’. Das Pony schnaubte ängstlich. Taran hieß Gurgi, sich dicht hinter ihm zu halten und nicht nach links oder rechts abzuweichen. Dann lenkte er den Hengst vorsichtig über den festen Boden am Rande der Sümpfe und durch das mannshohe Schilf. Die Engstelle im oberen Bereich des Moores war noch am gefährlichsten. Außerdem hatte sich der Weg tief in sein Gedächtnis eingegraben. Hier waren er, Eilonwy, Gurgi und Fflewddur auf der Suche nach dem Zauberkessel von den Jägern aus Annuvin angegriffen worden. Taran hatte diese Augenblicke immer wieder in nächtlichen Albträumen erlebt. Er überließ Melynlas die Zügel, gab Gurgi ein Zeichen und ritt in das Sumpfland hinein. Der Hengst strauchelte einen bangen Augenblick, dann fand er festen Halt auf den kleinen Inselchen, die sich wie eine Kette unter dem brackigen Wasser hinzogen. Auf der anderen Seite fiel Melynlas in Galopp, und das Pony jagte hinterher, als gelte es das Leben. Hinter den verkrüppelten Bäumen am Ende eines langen Wassergrabens hielt Taran an. Orddus Hütte lag gerade vor ihnen.
    Angelehnt an einen hohen Erdhügel, halb verdeckt von Gras und Zweigen, erschien sie noch trostloser als in Tarans Erinnerung. Das Strohdach war zerzaust wie ein riesiges, verlassenes Vogelnest und verdeckte die Fenster. Ein Spinnengewebe von Schimmel und Moder überzog die Wände, die jeden Augenblick einzufallen drohten. In der schiefen Tür stand Orddu.
    Mit klopfendem Herzen sprang Taran aus dem Sattel. Hocherhobenen Hauptes schritt er über den Vorplatz. Gurgi klapperte vor Angst mit den Zähnen. Orddu beobachtete sie mit scharfen schwarzen Augen. Wenn die Hexe überrascht war, dann ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken; höchstens, dass sie sich etwas nach vorn beugte und Taran noch genauer musterte. Das unförmige Gewand schlotterte ihr um die Knie. Sie nickte heftig und offenbar sehr zufrieden, sodass die edelsteingeschmückten Spangen und Nadeln in ihren struppigen, verfilzten Haaren glitzerten.
    »Ja, so ist es also!«, rief Orddu freundlich. »Das liebe, kleine Vögelchen und der Wie-heißt-er-noch. Aber du bist ja viel größer geworden, mein Entchen. Wie mühsam muss es doch sein, wenn du in einen Kaninchenbau hineinschlüpfen möchtest. Komm herein, komm herein«, drängte sie und winkte Taran und Gurgi heran. »Du bist so blass, du armes Gänschen. Du bist doch nicht etwa krank gewesen?«
    Taran folgte ihr nicht ohne ein unbehagliches Gefühl, während Gurgi sich schaudernd an ihn klammerte. »Hüte dich, hüte dich«, flüsterte die treue Kreatur. »Freundlicher Empfang macht Gurgi frösteln.«
    Die drei Hexen waren, soweit Taran sehen konnte, mit häuslichen Aufgaben beschäftigt. Orgoch, deren Gesicht durch eine schwarze Kapuze verhüllt war, saß auf einem wackligen Schemel und versuchte ohne großen Erfolg aus einem Schoß voll Wollflocken Kletten herauszuzupfen. Orwen – wenn es überhaupt Orwen war – bemühte sich, ein recht schiefes Spinnrad in Bewegung zu halten, wobei sich die milchweißen Perlen, die sie als Ketten um den Hals trug, jeden Moment in den Speichen des Rades zu verfangen drohten. Orddu selbst hatte wahrscheinlich an dem
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