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Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet

Titel: Taran Bd 4 - Der Spiegel von Llunet
Autoren: Lloyd Alexander
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er starb ehrenvoll. Euer Sohn ist ein Held …«
    »Mein Sohn wurde erschlagen«, gab die Frau scharf zurück. »Die Plünderer kämpften, weil sie am Verhungern waren; wir, weil wir kaum mehr hatten als sie. Und am Ende hatten alle weniger als vorher. Die Arbeit ist zu schwer für ein Paar Hände, auch für zwei. Die Geheimnisse, die Arawn Todesfürst uns geraubt hat, könnten uns helfen.«
    »Das macht nichts. Auch ohne die Geheimnisse wird es in diesem Jahr keine Missernte geben«, sagte Aeddan. »Alle meine Äcker liegen brach bis auf einen. Aber auf diesen einen habe ich meine ganze Mühe verwandt.« Er blickte Taran stolz an. »Als meine Frau und ich den Pflug nicht mehr selbst ziehen konnten, brach ich die Erde mit meinen Händen auf und legte Saatkorn für Saatkorn hinein.« Der Bauer lachte. »Ja, und ich jätete Halm für Halm so sorgfältig wie eine alte Frau in ihrem Kräuterbeetchen. Es wird nichts schief gehen. Das heißt, es darf nicht«, fügte er nachdenklich hinzu. »Diesmal hängt unser ganzes Auskommen davon ab.«
    Es wurde nicht mehr viel gesprochen. Und als das kärgliche Mahl beendet war, streckte Taran seine schmerzenden Glieder neben dem Herd aus, und Gurgi rollte sich an seiner Seite zusammen. Die Müdigkeit besiegte die Verzweiflung wegen Melynlas, und während der Regen auf das Dach klatschte und das Herdfeuer zischend erlosch, schlief Taran ein.
    Die Gefährten erwachten vor Tagesanbruch, aber Aeddan arbeitete bereits auf dem Feld. Der Regen hatte aufgehört, und die Erde war frisch und feucht. Taran kniete nieder und nahm eine Hand voll auf. Aeddan hatte die Wahrheit gesagt: Der Boden war mit größter Sorgfalt bearbeitet worden. Er betrachtete den Bauern mit wachsendem Respekt und mit steigender Bewunderung. Einen Augenblick stand er da und sah auf die brachliegende Erde hinab, die keine Frucht hervorbrachte, nur weil es an Händen fehlte, sie zu bestellen. Mit einem Seufzer wandte er sich ab, und seine Gedanken gingen wieder zu Melynlas. Er konnte sich nicht vorstellen, wie er den silbermähnigen Hengst wiedergewinnen sollte, aber er beschloss, die Burg von Fürst Goryon aufzusuchen, wohin die Krieger nach Aeddans Vermutung das Pferd gebracht hatten. Obwohl er sich um das geliebte Tier mehr denn je sorgte, arbeitete er den ganzen Morgen an der Seite Aeddans. Zu Mittag nahm er Abschied.
    Alarca kam an die Tür. Wie ihr Mann hatte auch sie keine Fragen nach Tarans Plänen gestellt. Jetzt aber fragte sie ihn: »Willst du weiterhin deinen eigenen Weg gehen? Hast du dich von deiner Heimat und deiner Familie abgewandt? Welches Mutterherz sehnt sich nach ihrem Sohn so wie meines?«
    »Leider keines, das ich kenne«, antwortete Taran. »Und keines, das mich kennt.«
    »Du warst sehr geschickt in der Feldarbeit«, sagte Aeddan. »Wenn du einen Ort suchst, wo du gern gesehen bist, dann hast du ihn gefunden.«
    »Ich wünschte mir, dass ich überall so herzlich empfangen würde wie bei euch«, erwiderte Taran.

Goryon der Kühne und Gast der Großmütige
    eddan hatte ihnen den kürzesten Weg zu Fürst Goryons wehrhafter Festung gezeigt. Sie war keine Festung im üblichen Sinn, bestand vielmehr aus einer großen Anzahl Einzelgebäuden, die mit einem Palisadenzaun aus hölzernen Pfählen, Weidenruten und festgestampfter Erde vor Angriffen geschützt war. Das Tor aus schweren Holzstangen stand offen, als die beiden Reisenden sich näherten, und sie beobachteten ein lebhaftes Kommen und Gehen von Reitern, Fußsoldaten und von Hirten, die ihr Vieh von der Weide eintrieben. Gurgi zeigte zwar wenig Begeisterung, aber Taran machte ein möglichst unerschrockenes Gesicht und ging, ohne zu zögern, weiter. Inmitten der Leute gelangten sie völlig unbemerkt in die Festung, und ohne Schwierigkeiten fand Taran die Ställe, die größer, sauberer und in besserem Zustand waren als die übrigen Gebäude. Er trat auf einen jungen Burschen zu, der Stroh zusammenrechte, und sagte mit fester Stimme: »Sag mir, mein Freund, ist hier nicht ein grauer Hengst, den die Krieger von Fürst Goryon erbeutet haben? Ein schönes, einzigartiges Tier wird behauptet.«
    »Grauer Hengst?«, schrie der Stallbursche. »Grauer Drache, meinst du wohl! Die Bestie hat aus ihrem Verschlag Kleinholz gemacht und mich hat sie gebissen, dass ich es nie mehr vergessen werde. Fürst Goryon wird keinen heilen Knochen im Leib haben, bevor der Tag endet.«
    »Wie das?«, fragte Taran rasch. »Was hat er mit dem Hengst gemacht?«
    »Was hat der
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