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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
Autoren: Andrina L. Vögele
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waren so durchdringend, dass ich schauderte und schnell weiterlief. Wir bogen noch einige Male in die eine oder andere Richtung ab, dann traten wir durch eine Tür in einen geräumigen Raum. Überall lagen Kissen auf dem Boden. Nicht solche, auf denen man schlief, sondern solche, auf denen man gemütlich sitzen konnte. Sie waren alle grau oder hellbraun und aus einem einfachen, kratzigen Stoff, waren gruppiert, dazwischen lag immer mal wieder ein grosses Tablett. Wie aus dem Nichts tauchte Servalva plötzlich neben mir auf.
    »Dies ist ein Aufenthalts- und Speiseraum für die Patienten, die sich schon besser fühlen, und für jene, die nicht ansteckend sind. Hinter den Türen, an denen du vorbeigegangen bist, sind die Krankenzimmer. Aber nun genug geredet. Ihr solltet aufbrechen. Ich habe euch ein wenig Essen und Wasser eingepackt. Pass auf dich auf und überanstrenge dich nicht. Deine Heilung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Ihr solltet allerspätestens am Mittag im Schloss angelangt sein. Der Weg an sich ist nicht lang, aber lieber habt ihr etwas länger, als dass du dich überanstrengst.« Sie wandte sich an Giardio: »Die Tinktur zur Pflege ihrer Wunde habe ich dir mit eingepackt. Bis bald. Gebt auf euch acht und bestellt Opalia meine herzlichsten Grüsse.« Sie faltete die Hände und verbeugte sich. Diese Bewegung erinnerte mich stark an ein Mädchen aus meiner Klasse, Sang Wha. Sie war koreanischer Abstammung und verabschiedete sich immer auf diese Art. Da Giardio es ihr nachtat, machte ich es ebenso.

1.
    »Ich will sie!«, fauchte er. »Ich brauche sie! Der Geschmack … diese Süsse … der Geruch … ich war so kurz davor«, mit den Fingern zeigte er an, wie kurz davor er gewesen war, während er die Zähne geräuschvoll aufeinanderschlug. »Doch dann kam
er!
« Kayla konnte sich gerade noch ducken, bevor die Vase knapp hinter der Stelle, an der sie gerade noch gestanden hatte, zerbarst und die Glassplitter durch den Raum flogen. Der Werfer zuckte nicht einmal zusammen, als ihn einige der Porzellansplitter trafen. Seine vor Wut funkelnden Augen machten den Eindruck, als brenne ein Feuer in ihnen. Flackerndes, loderndes Feuer in den Farben der Nacht. Es war unheimlich, denn sie konnte seine Begierde sehen. Seinen Wahn, mit dem er sie verfolgen würde. Den Wahn, der alles so enden liess, wie es bis jetzt immer geendet hatte. Gut, positiv und angenehm für den, der diese Augen hatte, und traurig und aussichtslos für das Opfer. Sie wusste, dass es jetzt nicht mehr nur für die andere Person gefährlich war, sondern auch für sie, Kayla, selbst. Genau so einer dieser Wutausbrüche hatte Stefan sein linkes Auge gekostet. Kayla seufzte leise.
    »Schatz, bitte, beruhige dich! Du wirst noch andere finden. Vergiss sie, bitte«, flehte sie.
    Er starrte sie mit funkelnden Augen an. Sein Blick liess sie verstummen und ihre nächsten Worte verschlucken.
    Sprich jetzt oder ruhe in Frieden.
    Dieser Gedanke schoss Kayla durch den Kopf und sie lachte trocken und freudlos auf, denn egal, ob sie nun sprach oder schwieg, in Frieden ruhen würde sie nie. Seine dunkelblaue Iris schien wie ein schwarzes Loch, das sie zu verschlucken drohte. Seine Augen verengten sich und sahen sie so durchdringend an, dass sie das Gefühl bekam, sie würde im nächsten Moment von ihnen aufgespiesst werden.
    »Tut mir leid«, murmelte sie bestürzt und senkte den Kopf als Zeichen ihrer Unterwerfung. Unterwerfung, Angst, Furcht – alles Worte, die ihre Gefühle ihm gegenüber beschrieben. Zumindest in diesem Moment. Denn gerade jetzt war nichts von jenem Wort zu spüren, das sie überhaupt in diese Situation gebracht hatte. Liebe. Plötzlich wurden ihre Gesichtszüge weicher, und sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. Vorsichtig legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. Seine Muskeln entspannten sich ganz leicht unter ihrer Berührung.
    »Bitte, vergiss sie«, drängte sie mit flehentlicher Stimme.

III
    Draussen war es warm und drückend. Meine Wunde juckte, und die Schatten, die sich zwischen den Bäumen bewegten, waren furchteinflössend. Ich glaubte in ihnen Personen, Dinge und Tiere zu erkennen. Sie starrten mich aus glühenden Augen an, aber wenn ich ihnen den Kopf zuwandte, dann verschwanden sie und wurden durch einen Schatten ersetzt. Einer erinnerte mich an einen Gott mit blasser Haut und kurzen, honigblonden Haaren, er sprang auf mich zu, auf meinen Nacken. Ich rückte näher an Giardio ran, er lächelte auf mich herab. Und obwohl
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