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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
Autoren: Andrina L. Vögele
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grossen Überraschung waren ihre Zähne fast so schneeweiss wie ihr Haar. Ein Gefühl des Schwindels überkam mich, als ich mich aufsetzte. Ich ignorierte,dass sich der Raum kurz drehte, und wollte aufstehen, als sie mit wenigen, für ihr Alter sehr raschen Schritten bei mir war und meine Schulter hinunterdrückte. Dies löste einen stechenden Schmerz in meinem Nacken aus. Reflexartig fasste ich an die Stelle auf der rechten Seite, die mir weh tat. Ich spürte gerade noch, dass dort irgendein durchweichtes Tuch war, dann schlug die alte Frau mir auch schon die Hand weg.
    »Nicht berühren, sonst entzündet es sich wieder.«
    Die raue Stimme gehörte also ihr. Ich murmelte eine Entschuldigung und sah beschämt zu Boden.
    »Wie lange bin ich schon hier? Was ist passiert? Wer sind Sie?«, fragte ich. Sie lächelte wieder und zog den Stuhl heran.
    »Ich bin Servalva, eine Heilerin. Ich kümmere mich seit neun Tagen um dich, weil du …«
    »Neun Tage?«, japste ich. Sie nickte und wartete, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich atmete ein paarmal tief durch und sah sie dann wieder an.
    »Weil du von einem Vampir angegriffen wurdest. Von Calvin, um genau zu sein.«
    »Calvin?«, fragte ich verwirrt. Ich kannte keinen Calvin, insbesondere keinen Vampir. Doch plötzlich beschlich mich eine Vermutung. Der stechende Schmerz … der gottähnliche Mann … die Begierde, die ihm deutlich in den Augen gestanden hatte … Begierde nach … meinem Blut?
    »Der blasse Mann war ein …ein Vampir?«,hauchte ich verblüfft. Sie nickte abermals.
    »Er griff dich an, doch glücklicherweise war Giardio in der Nähe und konnte dich im letzten Augenblick retten. Nun will Opalia dich sehen. Denn fast noch nie überlebtejemand den Angriff eines Vampirs. Und diese Wunde, die dich quält, ist das Resultat der Attacke. Giardio brachte dich sofort zu mir, ich säuberte und pflegte die Wunde und sah zu, dass kein Gift mehr darin war. Nun bist du hier.«
    Wer war Giardio? Und Opalia? Dass es Vampire gab, schockte mich ein wenig, doch überrascht war ich keineswegs, schliesslich gab es hier auch Goldmatzen und seltsame Pflanzen. Und ich war durch eine Tür in diese unwirkliche, aber dennoch reale Welt gelangt. Daher war ich gar nicht so überrascht, aber dafür durcheinander. Servalva hatte die Geschichte auf eine Art heruntergerattert, als müsste ich selbstverständlich im Bilde sein und als ob all die Fakten, von denen sie berichtet hatte, nur Nebensächlichkeiten seien. Das waren sie aber ganz und gar nicht.
    »Wer ist Opalia? Und wer Giardio? Moment mal, ist Opalia nicht die Königin? Jemand hat vorher etwas erwähnt mit einem Schloss und mir und ihr und …«
    »Ja«, unterbrach sie mich, »Opalia ist die Königin von Taquanta.«
    »Taquanta?«
    Sie sah mir einen Moment lang forschend in die Augen und fragte dann: »Du bist nicht von hier, oder? Woher kommst du? Und wer bist du?«
    Daraufhin begann ich zu erzählen, wer ich war und wie ich hierhergeraten war, wie seltsam mir diese Pflanzen hier vorkamen, denn zu Hause waren sie ganz anders. Ich berichtete von meiner Begegnung mit Calvin, und wie ich ihn zuerst für einen Gott gehalten hatte. Ich erklärte ihr, weshalb ich, als ich die Sternschnuppe gesehen hatte, mir gewünscht hatte, dass ich meinen eigenen Weg bestimmen könnte und dass ich in einer Welt leben könnte, in der alles anders sei. Sie unterbrach mich kein einziges Mal und lauschte gespannt meinen Worten. Als ich endete,herrschte Schweigen. Bis jetzt hatte ich fast die ganze Zeit auf den Boden gestarrt, doch als eine umwerfende Stimme die Stille durchbrach, musste ich aufsehen. Ich erkannte in ihr die zweite Stimme von vorhin.
    »Ja, Opalia ist die Königin und Taquanta ist das Land, in dem du dich befindest. Es scheint, als unterscheide es sich extrem von dem Ort, aus dem du kommst. Ich weiss nicht, wie du wieder zurückgelangst, falls du das überhaupt willst, aber das ist im Moment nicht wichtig. Wie ich sehe, geht es dir ausserdem schon viel besser, daher glaube ich, dass wir bei Morgengrauen zum Schloss aufbrechen sollten. Dann kannst du dich noch eine Nacht lang erholen. Du siehst verunsichert aus. Keine Sorge, die Königin ist sehr nett. Ach übrigens, ich bin Giardio.«
    Ich nickte nur und sah ihn mit grossen Augen an. Ansehen trifft es vielleicht nicht ganz, Starren beschrieb meine Tätigkeit eher. Er war noch schöner als Calvin. Sein bronzefarbenes Haar, welches mit helleren, wahrscheinlich von der Sonne gebleichten
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