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Tanz mit mir ins Glueck

Tanz mit mir ins Glueck

Titel: Tanz mit mir ins Glueck
Autoren: Day Leclaire
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verborgene Tasche ihres Kleides steckte. Raphael war sich nicht sicher, aber er meinte, eine der Eintrittskarten erkannt zu haben. „Du hättest mir nicht folgen sollen, Raphael", sagte sie leise.
    „Ich hatte keine Wahl." Er trat zu ihr. „Du hast es auch ge fühlt, nicht wahr, mi alma?"
    „Nenn mich nicht so." Ihre Augen funkelten wütend. „Ich bin nicht deine Seele.
    Wie sollte ich auch, denn du hast ja keine."
    Er presste die Lippen zusammen. „Da hast du vermutlich recht. Das ändert allerdings nichts an den Tatsachen."
    „Und die wären?"
    „Du begehrst mich noch immer."
    Sie seufzte kaum hörbar. „Ich wünschte, ich könnte es leugnen", erwiderte sie.
    Dann straffte sie die Schultern, ihre Gesichtszüge wirkten wieder undurchdringlich und maskenhaft. Er war beeindruckt. Ihre Selbstbeherrschung war wirklich bewundernswert. „Ich wünschte, ich könnte meine Gefühle leugnen", wiederholte sie. „Leider geht das nicht."
    Er nickte zufrieden. „Genausowenig wie ich abstreiten kann, dass ich mich nach dir sehne." Seine Offenheit überraschte sie, das konnte er deutlich sehen.
    Spöttisch zog er eine Braue hoch. „Glaubst du mir nicht?"
    „Es fällt mir schwer."
    „Warum? Weil wir bezüglich des Cinderella-Balls unterschiedlicher Meinung sind?"
    „Ja."
    Raphael lachte bitter. „Glaubst du, Verlangen wäre wie ein Lichtschalter?
    Glaubst du, man könnte dieses Gefühl mit einem Fingerschnippen abstellen? Ist es das für dich?"
    „Nein."
    In diesem einzigen Wort lag grenzenlose Traurigkeit, doch er wollte ihren Kummer nicht an sich heranlassen. „Verlangen, mi alma, ist ein unkontrollierbarer Hunger, der nur schwer zu stillen ist."
    Er strich mit dem Daumen zart über ihre vollen Lippen. Als sie sie öffnete, glaubte er einen köstlichen Moment lang, sie würde ihn in ihren Mund lassen.
    Dann wandte sie jedoch den Kopf ab. Er legte eine Hand an ihre Wange und zwang sie so, ihn anzuschauen.
    „Wir haben diesen Appetit nie gestillt", erinnerte er sie. „Wir haben unsere Leidenschaft nie ausgelebt. Nie unser Verlangen befriedigt. Und nun hungern wir danach, die verbotene Frucht zu kosten."
    „Dann werden wir wohl verhungern müssen. Denn im Unterschied zu Eva lasse ich mich nicht in Versuchung führen."
    „Willst du, dass ich woanders Erfüllung suche?"
    Aimee zuckte zusammen, als würden ihr seine Worte körperlichen Schmerz zufügen. „Dann stimmt es also? Du bist hier, um eine Frau zu suchen?"
    „Ich bin fünfunddreißig Jahre alt. Meinst du nicht, dass es allmählich Zeit wird?"
    „Ich bin wirklich der letzte Mensch, den du fragen solltest. Obwohl ich allerdings neugierig bin." Sie entzog sich seinem Griff. Wenn sie sich schon nicht emotional von ihm trennen konnte, wollte sie wenigstens einen gewissen Abstand zu ihm wahren. „Warum suchst du ausgerechnet hier nach einer Frau?
    Angesichts deiner Abneigung gegen den Cinderella-Ball hätte ich gedacht, dass dies der letzte Ort wäre, den du zu diesem Zweck aufsuchen würdest."
    „Ich bin gekommen, um die Situation zwischen uns zu klären", erwiderte er ehrlich. „Ich kann mich erst der Zukunft zuwenden, wenn ich die Vergangenheit bewältigt habe."
    Sie musterte ihn misstrauisch. „Was hast du vor? Wie willst du unsere Probleme ausräumen?"
    „Zunächst möchte ich den Abend mit dir verbringen. Wir könnten ... reden."
    „Nein", protestierte sie sofort. „Nicht heute abend."
    Schwang da so etwas wie Verzweiflung in ihrer Stimme mit? Er beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. „Tut mir leid, ich muss darauf bestehen", sagte er schulterzuckend. „Und du tätest gut daran, mich nicht zurückzuweisen."
    „Warum?"
    „Weil ich sonst gezwungen wäre, meine eigenen Methoden anzuwenden, um unsere ... Schwierigkeiten zu beseitigen. Ich fürchte allerdings, dass sie dir nicht gefallen werden."
    Stolz hielt sie seinem Blick stand. Seine Bewunderung für ihre Stärke und Ausdauer wuchs. Sie war schon immer eine energische Frau gewesen, die sich nicht beirren ließ. Mehr als einmal hatte sie sich auf die Seite der Schwächeren gestellt, eine Tatsache, die ihre Beziehung gelegentlich beeinträchtigt hatte.
    Sonderbarerweise gefiel es ihm, dass sie ihren Prinzipien treu geblieben war.
    „Warum tauchst du nach all diesen Jahren plö tzlich hier auf, Raphael?" fragte sie.
    „Ist der Zeitpunkt schlecht gewählt?" erkundigte er sich spöttisch.
    „Er hätte nicht unpassender sein können."
    Er stutzte. Da war er wieder, dieser verzweifelte
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