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Tanz mit mir ins Glueck

Tanz mit mir ins Glueck

Titel: Tanz mit mir ins Glueck
Autoren: Day Leclaire
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freundlich lächelte, empfand sie tief in ihrem Herzen so etwas wie Neid auf die Glücklichen, die bald verheiratet sein würden.
    Hastig durchquerte sie den Speisesaal und trat durch die offenen französischen Fenstertüren in den Park hinaus. Ein ge pflasterter Weg schlängelte sich zu ihrer Linken durch die mit winzigen Lichterketten festlich geschmückten Bäume und Sträucher. Sie wandte sich jedoch in die andere Richtung und schlüpfte durch eine versteckte Öffnung in der Hecke. Erst als sie vor neugierigen Blicken sicher war, schlang sie die Arme um sich, senkte den Kopf und gab sich ganz ihrem Schmerz hin.
    Raphael folgte Aimee in einigem Abstand. Es war nicht sonderlich schwierig, sie im Auge zu behalten. Der schimmernde Gold ton ihres Kleides hob sich deutlich in der Dunkelheit ab. Als sie den Garten betrat, wusste er sofort, wohin sie flüchten würde.
    Der Ort kam ihm sogar sehr gelegen. Er bot die nötige Abgeschiedenheit und ermöglichte es ihm, sich in Ruhe für eine Taktik zu entscheiden. Aimee und er hatten sich früher oft auf die kleine Rasenfläche zurückgezogen, die von dichten Büschen umgeben war.
    Er war damals zu einem kurzen Besuch nach Nevada gekommen, um
    Investoren für ein Hotel zu gewinnen, das er an der Westküste von Costa Rica errichten wollte. Und weil Aimee sich so gut mit seiner Schwester Shayne vertrug, hatte er sie kurzerhand als seine zeitweilige Assistentin engagiert.
    Das war der schlimmste Fehler gewesen, den er je begangen hatte.
    Aimee war eine naive Zwanzigjährige gewesen, die sich mit Feuereifer auf ihren neuen Job gestürzt hatte. Sie hatten sich sofort zueinander hingezogen gefühlt. Aus den drei Monaten, die er ursprünglich für seinen Aufenthalt eingeplant hatte, wurde erst ein halbes Jahr, dann ein ganzes.
    Es war eine besondere Zeit gewesen, eine Zeit, in der er sie in die Arme geschlossen und die restliche Welt vergessen hatte. Damals war ihre Liebe ihm beständiger als der Wüstenwind erschienen und heißer als die glühende Mittagssonne. Wie hatte er sie begehrt! Sein Verlangen nach ihr hatte etwas Verzweifeltes gehabt, es war wie eine Droge gewesen, die ihn für eine Weile hatte denken lassen, dass es wirklich Wunder gab.
    Er war ein solcher Narr gewesen!
    Tief durchatmend, schob er die Erinnerungen beiseite. Wenn er jetzt darüber nachgrübelte, würde nur seine Entschlusskraft darunter leiden. Das durfte keinesfalls passieren, denn schließlich hatte er viel zu lange auf diesen Moment gewartet.
    Als er den Schatten der Sträucher verließ, erblickte er Aimee. Er blieb wie angewurzelt stehen und kämpfte mit Emotionen, die er längst vergessen geglaubt hatte. Seine Selbstbeherrschung schwand mit jeder Sekunde mehr.
    Maldito! Nie zuvor hatte er eine schönere Frau gesehen. Um seiner unsterblichen Seele willen musste er die Finger von ihr lassen, das wusste er genau. Aber er war ein Mann und kein Heiliger. Also rührte er sich nicht von der Stelle und bewunderte die Frau, die bald ihm gehören würde.
    Das Mondlicht zauberte silbrige Reflexe auf ihr ebenholzschwarzes Haar und gab ihrem Teint einen beinahe überirdischen Schimmer. Das im griechischen Stil geschnittene Kleid umschmeichelte ihre makellosen Kurven, die in den vergange nen Jahren weicher und verführerischer geworden waren. Die jugendliche Biegsamkeit war vollendeter Weiblichkeit gewichen. Ihre Brüste waren voller, ihre schmale Taille unterstrich den Schwung der wohlgeformten Hüften.
    Raphael ballte die Hände zu Fäusten, während er versuchte, seiner Erregung Herr zu werden. Er begehrte Aimee mehr als alles andere. Nur eine Kleinigkeit hielt ihn zurück: Sie stand mit gesenktem Kopf da und strahlte eine ungeheure Traurigkeit aus. Er hatte gedacht, er könne herkommen und ohne einen Funken von Mitgefühl die Frau zerstören, die seiner Schwester solche Qualen bereitet hatte:
    Aber Aimees kummervolle Hilflosigkeit machte es ihm unmöglich. Er konnte seinen Plan nicht durchführen. Noch nicht. Nicht bevor er herausgefunden hatte, ob sie nicht doch Gewissensbisse wegen ihrer Handlungen vor fünf Jahren empfand. Falls ihr Reue jedoch fremd war, würde er vielleicht seine Absichten in die Tat umsetzen können.
    Er musste ein Geräusch verursacht haben, denn plötzlich zuckte Aimee zusammen. Anmutig und vorsichtig zugleich - wie ein scheues Reh - hob sie den Kopf und drehte sich um. Ihre Blicke trafen sich.
    Sie hielt etwas in der Hand, einen golden schimmernden Streifen, den sie rasch in eine
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