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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
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in der Hand zusammen, warf es wie einen Stein zu Boden.
    Es fand sich anderes in dem Beutel, Zettel, die aussahen wie Quittungen und Restaurantrechnungen, U-BahnFahrscheine, Zug- und Busfahrkarten.
    Alles aus London. Winter stocherte vorsichtig in dem
    Haufen, als wäre er etwas Lebendiges. Zuoberst lag eine Taxiquittung. Jemand hatte mit derselben Tuschfeder Stanley G. quer darüber geschrieben.
    Da lag ein Brief von einem schwedischen Freund an Geoff Hillier.
    Einer der letzten Fäden, dachte Winter, und noch bleibt die Videokassette übrig.
    Es ist soweit, dachte er. Jetzt ist es soweit.
    Er hatte den Fernseher bei seinem letzten Besuch hier gesehen, einen von diesen kleinen modernen Monitoren mit eingebauter Videofunktion. Er sah nach, ob der Strom im Haus eingeschaltet war, und schaltete das Gerät an.
    Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name, dachte er und schob die Kassette hinein.
    Es rauschte und schrie aus dem Lautsprecher, und er drehte die Lautstärke leiser und starrte auf die wahnsinnigen Bewegungen der Pünktchen auf dem Bildschirm. Plötzlich hörte er Musik, und er erkannte sie mit einem unmittelbaren Gefühl der Übelkeit wieder. Albert Ayler, Don Cherry. New York Eye und Ear Control.
    Das Bild zeigte eine Innenansicht von Bölgers Bar. Die Kamera mußte im Barspiegel versteckt gewesen sein. Winter sah sich selbst auf dem Bild. Ein Rauschen und ein Schnitt. Per Malmström saß an der Theke. Rauschen und Schnitt. Winter wieder, ein Glas Bier in der Hand. Rauschen und Schnitt. Per Malmström. Rauschen und Schnitt. Winter. Schnitt. Jamie Robertson. Schnitt. Winter. Das Bild blieb stehen. Drei Meter hinter Winter saß ein Mann und lächelte. Es war Vikingsson. Das Bild zoomte Vikingsson heran. Schnitt. Geoff Hillier. Schnitt. Winter, der jemanden vor sich anlächelte. Schnitt. Carl Vikingsson an der Theke. Schnitt. Winter. Schnitt. Vikingsson.
    Schnitt. Per Malmström wieder. Schnitt. Ein schnelleres Tempo der Schnitte jetzt. Dann Schwärze. Keine Geräusche mehr.
    Danach ein Zimmer. Ein Junge saß auf einem Stuhl. Er war nackt. Ein Mann kam ins Bild, am Oberkörper nackt, ein Stück Stoff um die Hüften. Die Augen des Jungen. Winter sah die Augen und hörte die Laute, die der Junge durch den Lappen, der ihm in den Mund gedrückt worden war, hervorzubringen versuchte.
    Der Mann trug eine Maske, und nun nahm er sie ab und blickte in die Kamera. Es war Bölger.
    Gleichzeitig hörte Winter eine Stimme.
    Es war eine Stimme.
    Es war nicht der Mann auf dem Bild, der etwas sagte, seine Lippen waren steif. Es war nicht der Junge, er konnte kein Wort herausbringen.
    Winter spürte, wie die Kiefer zu schmerzen begannen. Er versuchte, den Mund zu öffnen, aber es ging nicht. Er griff sich ans Kinn und drückte es nach unten, um den Krampf zu lösen. Der Schmerz verging, als sich der Mund öffnete. Es war ein Gefühl, als hätte er sämtliche Zähne zerbissen.
    Er hielt das Band an und spulte es zurück, drückte wieder auf Start. Da. Wieder hörte er die Stimme. Es klang wie eine Feststellung. Winter spielte es noch einmal. Da. Etwas mit runter oder etwas Ähnliches.
    Es befand sich noch jemand im Zimmer. Es gab da eine Stimme, und es konnte dieselbe sein, die sie auf ihren eigenen Bändern von den Verhören hatten. Vikingssons Stimme. Diesmal war er dabeigewesen. Das wollte Bölger mitteilen. Sie hatten die Möglichkeit, die Stimmen zu messen, abzuwägen und zu vergleichen. Es kostete nur
    Arbeit und Zeit. Die ewige Prozedur.
    Diesmal ließ Winter das Band laufen. Er sah noch drei weitere Minuten zu, schaltete dann ab und ging schnell aus dem Haus, um allen Wind zu schlucken, den er auf dem Gipfel des Berges finden konnte.

48
    Alle versammelten sich bei Winter zu Hause. Es war eine leise Gesellschaft. Sie waren da, weil sie das Bedürfnis verspürten, zusammen zu sein, hinterher. Einige tranken, aber Winter nicht. Er hatte Stunden unter der Dusche gestanden. Das mußte genügen.
    »Ihr dürft euch gern vollaufen lassen«, hatte er gesagt, als sie kamen. Er hatte sie in das Zimmer gebeten, wo die Flaschen standen.
    Bergenhem war da, mit einem dicken Verband um den Kopf. Winter umarmte ihn, dann umarmte er Martina, die auch da war, und sie umarmte ihn.
    Alle versammelten sich um das Kind, das auch dabei war.
    »Wie heißt sie?« fragte Aneta Djanali für alle andern. »Ada«, antwortete Martina. »Äääda«, sagte Halders. »Souverän«, sagte Aneta.
    »Meinst du?« fragte Bergenhem und sah
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