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Tanz mit dem Engel

Tanz mit dem Engel

Titel: Tanz mit dem Engel
Autoren: Ake Edwardson
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gesucht.«
    »Das finden wir jetzt heraus, das ist immer so.«
    »Auf jeden Fall brauchen wir mehr Beweise«, sagte
    Winter, »oder Beweise statt Indizien. Wollen wir Vikingsson zu Fall bringen, dann brauchen wir mehr.«
    »Wir setzen ihm ordentlich zu«, sagte Macdonald.
    »Das reicht nicht. Außerdem bin ich nicht so optimistisch wie du.«
    »Wir setzen ihm ordentlich zu«, wiederholte Macdonald.
    Winter spazierte allein durch den Park vor dem Polishuset. Während des Gesprächs mit Macdonald hatte ein Splitter eines Gedankens ihn im Hinterkopf gekratzt.
    Er dachte an die Gespräche, die er mit der Frau geführt hatte, mit Marianne Johnsen. Die Stripperin. Es war die ganze Zeit etwas dagewesen... ein anderer... als hätte sie zuerst verwirrt gewirkt, als er von Bölger sprach. Oder als er nur von Bölger sprach. Als wäre da ein anderer gewesen. auch. als hätte er sie verwirrt, als hätte sie an sich selbst gezweifelt und das andere fallenlassen. falls es tatsächlich noch mehr gab. Dann hatte sie es selbst erwähnt.
    Das Gefühl, das er gehabt hatte, hinterher, war wie ein Kratzen gewesen. Er mußte sie noch einmal verhören oder vielmehr mit ihr sprechen.
    Aber das war es nicht, was ihm Sorgen bereitete, nicht jetzt, wo er eine halbe Stunde nach dem Gespräch mit seinem schottischen Kollegen spazierenging.
    Es war wieder Bölger. Bölger wollte ihm etwas zeigen. Wieder dachte Winter an die Mitteilungen, die Bölger in den letzten Monaten hinterlassen hatte.
    Es gab noch etwas. Etwas, das groß war. Das juckte wie verrückt im Schädel, Winter kratzte sich im Haar, als säße dort der Gedankensplitter fest.
    Bölger sagte. sie standen auf d. er sagte etwas von der Schönheit und dem Dunkel und sie sta.
    Winter hielt inne. Er starrte vor sich auf den Boden, ohne zu sehen. Jetzt kommt es. Die Gedankenreste im Kopf fugten sich zu einem Ganzen. Er sah Bölger in der Hütte, vor der Hütte.
    Sie waren hinausgegangen. Bölger hatte von seinem Neubau gesprochen. Er hatte das Feuer angezündet. Er hatte sich darum herumbewegt.
    Und als Winter zum letztenmal zur Insel hinausgefahren war, hatte Bölger den Schürhaken gegen die roten Steine geworfen.
    Die Feuerstelle.
    Das Denkmal aus Ziegelstein auf dem Gipfel des Berges.
    Winter schlüpfte unter der Absperrung durch. Die Hütte war leer im Gegenlicht, ohne Konturen. Er sagte ein paar Worte zu dem Polizisten, der den Ort bewachte, und schickte ihn zum Boot hinunter.
    Winter legte den Mantel auf den Boden, zog die Arbeitshandschuhe an und griff zum Vorschlaghammer. Er schlug die Ziegel entzwei, von links nach rechts, und spürte die Hitze im Rücken, als das Blut in die Armmuskeln strömte. Die Ziegelsteine barsten mit schweren Klängen, wurden vom Hammer gespalten. Die Feuerstelle fiel langsam ein, und Winter machte eine Pause, trocknete den Schweiß ab und warf dann den Sakko ins Gras. Sofort kühlte ihm der Wind den Rücken. Er hob den Hammer wieder auf und schlug weiter. Von der Anstrengung schmerzte es in dem wunden Zeh.
    Der Herd war doppelt gemauert und wurde immer mehr zur Ruine unter den Schlägen. Als er eine Stunde lang mit dem Hammer geschlagen und mit einer Brechstange gebohrt hatte, sah er den Zipfel eines Beutels aus Ölzeug. Er lag in einem etwas breiteren Raum zwischen den Ziegelsteinen. Er packte ihn, aber er saß fest. Er fühlte es in den Schläfen klopfen, und das kam nicht nur von der Anstrengung. Ich hätte eine Tablette nehmen sollen, bevor ich herausfuhr, dachte er, eine Handvoll Beruhigungsmittel.
    Er stocherte vorsichtig im Mörtel um den flachen, groben Beutel und zerrte mit den behandschuhten Händen, aber das Päckchen saß noch immer fest. Er zielte mit dem Hammer einige Dezimeter tiefer, schlug zu, und der Beutel lag frei.
    Er atmete tief durch, stützte sich auf den Hammer und stand still. Der Wind kühlte wieder und hatte die Strandheide auf dem Hang aufgerichtet.
    Winter nahm das Päckchen in die Hand. Es fühlte sich leicht und zerbrechlich an. Er ging zum Haus und öffnete die Tür.
    In der Küche wickelte er das kräftige Papier auf. Es fühlte sich wie Birkenrinde an. Darin lag die Videokassette. Ein handgeschriebenes weißes Schreibmaschinenblatt war mit Klebeband an der Kassette befestigt. Große Buchstaben rauf und runter, und er drehte die Kassette um und las: AN ERIK.
    Nur diese Worte. Er schloß die Augen, machte sie wieder auf, und die Mitteilung war noch da, mit blauer Tusche geschrieben.
    Er riß das Papier ab und drückte es
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