Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
entscheiden, wer zur Familie gehört, nicht die Männer.«
    »Wirklich?«, sagte Gerald kleinlaut.

    Ich dachte an Bills Tanten und nickte mit Nachdruck. »Ja. Und was Anthea und Lucy angeht, so bist du ein hundertprozentiger Willis. Also hör auf mit diesem … mit diesem Gejammer.« Ich schwieg, um wieder zu Atem zu kommen, und als Gerald seinen Arm hob, um ihn auf die Rückenlehne der Couch zu legen, merkte ich plötzlich, dass ich praktisch auf seinem Schoß saß.
    »Selbstmitleid, was?«, fragte er. »Ist das mein Problem?«
    »Jja«, erwiderte ich und versuchte nach Kräften, nicht daran zu denken, dass mein Knie seinen Oberschenkel berührte. »Deshalb hast du Lucy mit den dämlichen Männern eurer Verwandtschaft in einen Topf getan, und das verdient sie nicht. Sie hat dich nie verraten. Sie wusste nichts von Sir Willistons schrecklichem Tagebuch.«
    »Stimmt«, sagte Gerald niedergeschlagen.
    »Sie wird darüber hinwegkommen«, versprach ich. »Sie wird Julia Louises Porträt auf den Scheiterhaufen werfen und sich ein würdigeres Vorbild suchen. Nicht, dass sie eines braucht. Sie ist auch so schon ziemlich außergewöhnlich.«
    »Ich vermute, sie wird früher oder später von dem Tagebuch erfahren«, gab Gerald zu. »Arthur wird sich bestimmt mal verplappern.«
    »Dann sorge dafür, dass sie es von dir erfährt.«

    Ich sah Gerald ernst in das schöne, verschwollene Gesicht. »Geh zu Lucy zurück und erzähle ihr die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit – erzähle ihr auf keinen Fall etwas anderes.«
    Geralds Grübchen zeigten sich wieder. »Du rätst mir also, vollkommen ehrlich zu sein?«
    Ich nickte. »Glaub mir, Gerald, es ist nicht nur der beste Weg, es ist der einzige Weg, wenn es um jemanden geht, den man liebt.«
    »In dem Falle muss ich dir ein weiteres Geständnis machen, Lori.« Er beugte sich vor und seine Lippen waren ganz nahe an meinem Gesicht.
    »Ich wollte nicht nur nett sein.«
    Ich sah in seine Meerwasseraugen, und dort war etwas, das mich mit einer neuen Art von Wärme durchflutete. »Du machst es schon wieder, nicht wahr?«
    Gerald senkte die langen Augenwimpern und sein Mund verzog sich zu einem reumütigen Lä cheln. »Vielleicht«, gab er zu. »Als ich dich das letzte Mal sah …«
    »Die Dinge liegen jetzt anders«, versicherte ich ihm. »Der Sohn von Mr Willis ist zur Vernunft gekommen. Aber trotzdem, danke, Gerald. Ich werde das nie vergessen.« Ich beugte mich näher zu ihm und küsste ihn sanft auf die Wange. »Vielleicht kann ich dir eines Tages auch einen Gefallen tun.«

    »Das hast du schon, Lori«, sagte er leise.

    Gerald und ich sprachen über die Schwierigkeiten, die rechtmäßigen Besitzer der Stücke in seines Vaters Sammlung zu finden, als die Tür geöffnet wurde und Bill, in lebhaftem Gespräch mit Willis senior, ins Zimmer kam.
    »Wer hat angerufen?«, fragte ich meinen Mann mit liebevollem Lächeln.
    »Thomas«, erwiderte Willis senior. »Ich versicherte ihm, dass alles in Ordnung ist und sein Sohn ihn morgen besuchen wird.« Er und Bill standen vor der Couch und sahen aus, als hätten sie gerade das Problem gelöst, wie man eine bestimmte Angelrute aus Bambus so beschweren könne, dass sie für immer auf dem Grund eines gewissen Sees in Maine liegen blieb.
    »Und nun, Gerald«, sagte Willis senior aufgeräumt, »denke ich, dass wir auch die Angelegenheit abschließen können, wegen der ich ursprünglich zu dir gekommen war.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Gerald und stand auf.
    »Was für eine Angelegenheit?«, fragte ich misstrauisch. »Du hast versprochen, nicht aus Boston wegzugehen.«
    »Ein Versprechen, das ich zu halten gedenke.«
    Willis senior legte eine Hand auf Bills Schulter und die andere auf Geralds. »Lori, gestatte mir, dass ich dir die soeben gegründete europäische Zweigstelle von Willis & Willis vorstelle.«
    Ich brauchte ein paar Minuten, ehe ich die Bedeutung dieser Worte verstand. » Bill? «, rief ich aus. »Bill wird in Finch arbeiten?«
    »Wenn er nicht in London zu tun hat«, sagte Gerald. Er hielt die Hand an sein blaues Auge. »Ich sage Lucy schon lange, dass wir eine starke Hand brauchen.«
    »Ich möchte in aller Bescheidenheit erwähnen«, sagte Willis senior, »dass die Bekanntgabe unserer Partnerschaft alle Unsicherheiten, die es möglicherweise durch Dr. Flannerys Enthüllungen auf beiden Seiten des Atlantiks geben könnte, ein für alle Mal beseitigen dürfte.«
    Ich betrachtete die drei Männer, die sich sofort in ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher