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Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Tante Dimity und der unerhoerte Skandal

Titel: Tante Dimity und der unerhoerte Skandal
Autoren: Nancy Atherton
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kann euch gar nicht schildern, wie es war, als ich die Kiste öffnete und sah …« Er schluckte hart und wir alle schluckten mit ihm.
    »Ich bleib die ganze Nacht auf und las Sir Willistons Tagebuch und versuchte, die Mosaiksteine zusammenzufügen. Am Morgen hatte ich meinen Entschluss gefasst. Ich würde Sally bezahlen, damit sie schwieg, und alles, was ich gefunden hatte, verstecken.« Gerald ließ den Kopf hängen. »Ich hatte keine Wahl.«
    »Du hast immer die Wahl gehabt, mein Junge«, sagte Willis senior ungerührt.
    Gerald sah schrecklich unglücklich aus, wie er da so ganz allein auf der Couch saß. Mein Hals schnürte sich plötzlich schmerzhaft zusammen, und ohne nachzudenken ging ich zu ihm; als er meine Hand nahm, ließ ich sie ihm.
    »William hat Recht«, sagte ich. »Du hattest eine Wahl. Und die bestand darin, Lucy zu schützen.«
    Gerald nickte unglücklich. »Sie liebt die Firma genauso sehr, wie sie Julia Louise liebt. Wenn ich Arthurs Fehler aufgedeckt hätte, wäre die Firma ruiniert gewesen, und wenn ich ihr die Kiste gezeigt hätte, wäre Julia Louise für sie erledigt gewesen.
    Das konnte ich nicht. Nein, das konnte ich Lucy nicht antun.«
    »Natürlich nicht«, murmelte ich.
    Gerald hob den Kopf und sah mich an. Sein Blick war zärtlich und voller Schuldgefühl, und er trieb mir die Tränen in die Augen. »Ich bin kein Held, Lori. Ich habe es nicht nur Lucys wegen getan. Mein Stolz war verletzt. Ich war übergangen worden, genau wie mein Vater, und ich wollte nichts mehr mit der Familie Willis zu tun haben.«
    Er ließ meine Hand los und starrte düster auf das trostlose elektrische Feuer. »Also kam ich hierher.
    Ich brachte alles mit, was ich in den Gewölben fand, falls es Sally jemals einfallen sollte, Lucy über die verborgene Kammer zu unterrichten. Ich bezahlte Sally für ihr Stillschweigen und sagte mir jedes Mal, was für ein edler Mensch ich sei, dass ich für eine Familie, die mich verschmäht hatte, solche Opfer brachte. Und die ganze Zeit habe ich sie verachtet, wegen ihrer Sünden in der Vergangenheit und ihrer Dummheit in der Gegenwart.« Er sah mich wieder an. »Das sind nicht die Gefühle eines Helden.«
    »Vielleicht nicht.« Willis senior stand rasch auf und stellte sich vor Gerald, eine Hand hinter dem Rücken, die andere an seinem Revers. »Es gibt jedoch eine Eigenschaft, die man gemeinhin als Charakter bezeichnet, von der du mehr als genug hast, junger Mann. Egal, was deine Motive waren, du hast großmütig gehandelt.« Willis senior hob mahnend den Finger. »Nicht vernünftig, verstehe mich nicht falsch, aber großmütig.«
    Gerald ließ den Kopf hängen. »Ich bin ein riesiger Hornochse gewesen, Vetter William, darüber bin ich mir im Klaren.«
    »William«, sagte Nell, »woher wusstest du, was Gerald getan hat? Es gab doch niemanden in der Familie, der es dir hätte sagen können.«
    Willis senior lächelte. »Geralds ehrlicher Charakter hat ihn selbst verraten. Jeder, mit dem ich sprach, erzählte mir lang und breit, was für ein großartiger junger Mann er sei. Als Arthur mir dann von seinen Verabredungen im Flamborough erzählte, kam mir das äußerst merkwürdig vor und ich bat Scotland Yard, ein paar Informationen einzuholen.«
    Unwillkürlich musste ich lachen. »Du hast Scotland Yard bemüht, nur um Gerald überprüfen zu lassen?«
    »Ich dachte, es würde Zeit sparen«, sagte Willis senior. »Wie es das Schicksal so wollte, hatte Kriminalkommissar Mappin Dr. Flannery und ihre Geschäfte schon seit Jahren im Visier, aber bisher hatte noch nie jemand konkret Klage gegen sie erhoben. Nun kam ich also zusammen mit dem Kriminalkommissar nach Haslemere zurück, um … um Gerald zu überreden, uns endlich reinen Wein einzuschenken.«
    Gerald und Bill tauschten ein gequältes Lächeln aus, denn beide wussten, was es bedeutete, von Willis senior zu etwas überredet zu werden.
    »Es war der Vorschlag des Kriminalkommissars, Dr. Flannery einzuladen«, sagte Willis senior.
    »Meiner Meinung nach war es eine ausgezeichnete Idee. Sie ist ein übles Individuum, und je schneller sie dem öffentlichen Leben entzogen wird, desto besser.«
    Bill lehnte sich im Sessel zurück und strahlte seinen Vater an. »Es soll bloß niemand sagen, mein Vater wüsste nicht, wie man ein großes Finale inszeniert. Bravo, Vater. Gut gemacht!«
    Gerald fuhr sich nervös mit der Hand durchs Haar.
    »Ich glaube, das war noch nicht das Finale«, sagte er. »Ich habe noch ein paar sehr schlechte
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