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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels
Autoren: Nancy Atherton
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Gedächtnis der Menschen reicht weit zurück«, sagte Adam. »Sie sind nicht sehr erfreut darüber, dass das Haus renoviert und wieder bewohnt ist. Ich glaube, sie hatten alle gehofft, es würde verfallen und in den Staub sinken.«
    »Ich habe keine Angst vor Gespenstern.« Ich hatte am eigenen Leib erfahren, dass die Untoten eher hilfreich als bösartig sind, aber ich konnte meine seltsame Beziehung zu Tante Dimity nicht jemandem erklären, den ich kaum kannte. Adam würde sofort eine ernste Kopfverletzung bei mir vermuten oder, noch schlimmer, einen Fall von geistiger Umnachtung.
    »Aber sie jagen Mrs Hollander Angst ein«, sagte Adam. »Wenigstens hat man es mir berichtet. Die Dorfbewohner glauben, dass sie deshalb in ihrem neuen Heim nicht recht glücklich ist.«
    »Wahrscheinlich ist es der Nebel«, sagte ich entschieden. »Würdest du den ersten Monat deiner Ehe an einem Ort mit so schrecklichem Wetter verbringen wollen?«
    Adam schwieg einen Moment und sah ins Feuer. Dann sagte er leise: »Ich glaube, wenn man mit dem richtigen Menschen zusammen ist, dann macht einem das Wetter nichts aus.« Er sah mich an. »Was meinst du?«
    Die schwarzen Locken auf seiner Stirn glänzten im Feuerschein, und seine Augen waren dunkel wie die Nacht. Ich fühlte, wie es warm in mir aufstieg, von den Fußsohlen bis zu den Spitzen meiner Ohren. Ich wandte den Blick ab, jedoch empfand ich kein Schuldgefühl. Es war kaum möglich, dass man als Frau nackt in den Armen eines Mannes erwacht, ohne etwas dabei zu empfinden. Ich wusste aber auch, dass ich diesen Empfindungen nie nachgeben würde. Dazu liebte ich meinen Mann viel zu sehr.
    »Wie lange wirst du in Wyrdhurst bleiben?«, fragte Adam.
    »Ich weiß nicht genau«, hörte ich mich sagen.
    »So lange es nötig ist, vermutlich.«
    »Ich fahre gleich morgen Früh hin. Die Hollanders werden dich bestimmt abholen lassen.
    Aber jetzt« – Adam deutete mit dem Finger auf mich – »musst du schlafen. Morgen können wir weiterreden. Und wenn du nachts etwas brauchst, bin ich gleich neben dir.« Er legte die Füße auf das Sofa, räkelte sich bequem im Sessel und schloss die Augen.
    Ein kleiner Regenschwall kam durch den Schornstein und fiel zischend auf die Kohlen. Ich glitt unter die Decken, drehte mich auf die Seite und sah ins Feuer, wobei ich mich fragte, warum ich Adam nicht die Wahrheit gesagt hatte.
    Schließlich wusste ich genau, wie lange ich in Wyrdhurst Hall bleiben würde: eine Woche. Es gab keinen Grund, länger zu bleiben, und allen Grund, zu meinem Mann und den Kindern heimzukehren.
    Und doch schienen sie in diesem Augenblick so weit weg. Und Adam war so nahe. Ich blinzelte über den Rand der Decken und musterte das blasse, herzförmige Gesicht. »Adam?«, flüsterte ich.
    »Ja?«, kam die geduldige Antwort.
    »Ich danke dir. Du hast mir das Leben gerettet.«
    »Und du hast meines um zehn Jahre verkürzt«, erwiderte er und drehte das Gesicht ins Dunkle.
    Ich lächelte verlegen, rollte mich zusammen und fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

    Draußen war es noch dunkel, und es regnete noch immer, als ich eine Hand auf der Stirn fühlte und eine leise, aber inzwischen vertraute Stimme sagte: »Lori? Wach auf. Dein Mann hat tatsächlich die Truppen ausgeschickt.«

3
    IM GRAUEN MORGENLICHT sah ich einen  hochgewachsenen, sehnigen jungen Mann, der an der dunkelblauen Tür stehen geblieben war.
    Sein kurz geschnittenes Haar war blond wie ein Weizenfeld, sein Gesicht rot vor Anstrengung. Er trug einen militärischen Tarnanzug, in den Händen hielt er eine schwarze Baskenmütze, die völlig durchnässt schien. Seine Stiefel und Hosenbeine waren voller Schlamm, und über dem Stuhl hing ein tropfendes olivfarbenes Regencape.
    »Lori Shepherd«, sagte Adam, der neben ihn trat, »Captain Guy Manning.«
    Captain Manning trat vor. »Ich bin ausgeschickt worden, um Sie zu suchen, Miss Shepherd. Ihr Mann hat sich große Sorgen gemacht, als sie gestern Nachmittag nicht an Ihrem Ziel ankamen.«
    »Dazu gab es auch allen Grund.« Adam verschränkte die Arme vor der Brust. »Miss Shepherds Auto ist bei einem Bergrutsch auf einer Ihrer Straßen abgestürzt.«
    Captain Manning bedachte Adam mit einem ausdruckslosen Blick. »Mir ist die Situation bekannt, Sir. Ich habe den Bergrutsch gestern Abend gesehen.«
    »Dann muss Ihnen auch bekannt sein, dass eines Ihrer Tore offen gestanden hat«, sagte Adam.
    »Die Angelegenheit wird untersucht, Sir.« Die grauen Augen Captain Mannings kehrten
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